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Machen Sie aus sich selbst eine Marke – damit festigen Sie Ihren Expertenstatus und nicht nur Ihr Chef wird es Ihnen danken. © Epifantsev / iStock / Getty Images

No-Go's in der Apotheke

DIE MARKE, DAS BIN ICH!

Ach, Sie selbst sind doch gar nicht so wichtig ... Fällt Ihnen dann ein guter Grund ein, warum Ihre Kundschaft nicht in einer Internet-Apotheke ordern sollte? Warum sie trotzdem immer wieder in Ihre Apotheke kommt? Der Grund sind Sie.

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Werbeexperten überlegen stets, wie sie noch mehr Menschen davon überzeugen, gerade diese eine Marke zu kaufen, seien es Papiertaschentücher oder Ravioli. Sie investieren viel Zeit darin, eine Marke aufzubauen, die sich dann unauslöschlich in das Hirn des Kunden einbrennt – sicherlich fällt ihnen bei der Erwähnung von Papiertaschentüchern auch eine bestimmte Sorte ein. So etwas nennt der Experte Branding.

Vorlieben schaffen Bevor Sie jetzt anfangen, Ihren Kopf nach Markennamen zu durchsuchen: Darum geht es nicht. Denn es geht vielmehr darum, dass Sie selbst eine Marke werden. Denn Sie haben den großen Vorteil, dass Kunden Dinge mit Beratungsbedarf lieber bei richtigen Menschen kaufen als im Internet. Vor allem, wenn es sich um ein so wichtiges Thema handelt wie die eigene Gesundheit. Überlegen Sie doch einmal: Warum gehen Sie lieber in den Supermarkt A und nicht in B oder zum Friseur C und nicht zu D, obwohl der die Haare doch genauso gut schneidet?

Sie haben sich ein Bild von dem oder den Menschen gemacht, die dort arbeiten. Im Supermarkt A lächeln die Mitarbeiter häufig, das fällt Ihnen auf, und an der Metzgertheke haben sie immer einen Tipp zur Zubereitung des Sonntagsbratens parat. Friseur C quatscht Sie nicht dauernd zu, während er an ihrem Kopf hantiert, sie wollen nämlich in Ruhe in den bunten Blättchen lesen, die dort immer ausliegen, trauen sich aber nicht, das zuzugeben.

Der Experte sind Sie Und deshalb sind bei einem Apothekenmitarbeiter dieselben Tugenden gefragt wie bei einer Markenfindung: Bill Gates fragt man nach Computersoftware und nicht nach Elektroautos; Joanne K. Rowling kennt sich in Zauberei aus und nicht im Verfassen von Kochbüchern. Und zu Ihnen kommen die Menschen, weil Sie sich in allem, was Arzneimittel betrifft, super auskennen. Stellen Sie das ruhig mal heraus. PTA sind ja häufig idealistisch und recht bescheiden, aber denken Sie doch mal so: Sie und Ihre Apotheke sind eine Marke. Irgendetwas können Sie besonders gut. Homöopathie und Schüßler-Salze? Medizinische Kosmetik?

Passgenaue Stützstrümpfe in innovativen Formen und Farben inklusive pfeilschneller Lieferung? Wenn Sie Ihr Thema gefunden haben, zögern Sie nicht, es nach außen zu tragen. Das wird auch Ihrem Chef gefallen. Denn eine Apotheke mit Markenkern hebt sich nicht nur von den Mitbewerbern ab, sie hat auch große Vorteile gegenüber der Online-​Konkurrenz, bei der man diese Spezialisierung niemals mit einem Gesicht und einem Menschen verknüpfen kann. Und wenn Sie nun, als Mensch aus Fleisch und Blut, auch noch praktische Tipps zur Anwendung geben können – der Fachmann nennt das „Mehrwert“ – dann haben Sie gewonnen. Ihr Kunde wird immer wiederkommen, bei Ihnen fühlt er sich gut aufgehoben.

Kunden kennen Ihren Namen Nicht umsonst geben sich Unternehmen gern einen griffigen Slogan, der die Kernbotschaft transportiert – wenn es Menschen betrifft, heißt das „Personal Branding“. Um Ihre persönliche Kompetenz – und die Ihrer Apotheke – herauszustellen, kann es durchaus helfen, wenn sich das ganze Team gemeinsam etwas überlegt. Wie wär`s mit einem Vortrag über Bluthochdruck samt anschließender Messung? Einer Information über Nahrungsergänzungsmittel, die wirklich auf jedes körperliche Problem individuell zugeschnitten sind? Oder ein mitgegebener Artikel, eine eigens erstellte Broschüre, die Typ-II-Diabetikern hilft, ihre Ernährung umzustellen?

Tun Sie so etwas regelmäßig, denn dann brennt es sich nachhaltig in die Gedächtnisspur Ihrer Kunden ein: Da wird mir geholfen, die interessieren sich wirklich für mich. Werden Sie als PTA einfach zur Eigenmarke. Dann fällt Ihren Kunden beim Wort „Apotheke“ automatisch Ihr Name ein. Denn Menschen wollen heute wissen, wofür eine Marke steht und welche Überzeugungen in diesem Fall die Apotheke vertritt. Denken Sie doch einmal an die letzte Europawahl; Parteien sind auch nichts anderes als Markenkerne. Wichtig ist, dass Sie als PTA ruhig ein wenig in den Vordergrund treten; scheuen Sie sich nicht, sich zu profilieren; ein Foto auf der Apotheken-Homepage reicht nicht. Machen Sie aus sich selbst eine Marke – damit festigen Sie Ihren Expertenstatus und nicht nur Ihr Chef wird es Ihnen danken, sondern vor allem der Kunde. Und auf den kommt es schließlich an.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/19 ab Seite 70.

Alexandra Regner, PTA und Journalistin

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