Pärchen sitzt frustriert vor dem Bett. © nd3000 / iStock / Getty Images Plus
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Libidostörungen

DIE LAST MIT DER LUST

Viele Frauen spüren keine Lust auf Sex und leiden unter ihrer stark eingeschränkten Libido. Häufig kommen hormonelle Veränderungen als Ursache in Betracht. Welche Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung gibt es?

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Sexualität ist ein Grundbedürfnis, welches sich im Laufe des Lebens verändert. Der Sexualtrieb wird größtenteils durch Hormone gesteuert, beim weiblichen Geschlecht beeinflussen das Estrogen sowie das Testosteron die Lust. Die Hormone bestimmen auch die Libido der Männer, liegen bei ihnen aber in einem anderen Verhältnis vor (mehr Testosteron beim männlichen Geschlecht, mehr Estrogen beim weiblichen Geschlecht).

Diagnose HSDD Der Lustverlust bei Frauen kennzeichnet sich durch die Abnahme des sexuellen Interesses, durch Erregungs- und Orgasmusprobleme sowie durch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Leiden Frauen unter ihrer sexuellen Unlust, bezeichnet man dies als HSDD (Hypoactive Sexual Desire Disorder). Betroffene fühlen sich häufig in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt und geraten unter Druck, weil das Thema Sex in den Medien sehr präsent ist. Menschen werden in der Werbung oder im Film oft als attraktiv und allzeit bereit dargestellt, während der Alltag meist anders aussieht und die Realität unter anderem von Stress, Müdigkeit oder Beziehungsproblemen geprägt sein kann.

Verschiedene Auslöser Generell sollten die Ursachen ärztlich abgeklärt werden, da einige Krankheiten oder Medikamente (zum Beispiel Antiepileptika, Antidepressiva, hormonelle Kontrazeptiva oder Antihypertonika) für die Problematik verantwortlich sein können. Während der Wechseljahre sinkt zudem der Estrogenspiegel und ruft häufig Scheidentrockenheit hervor, infolgedessen nimmt die Lust auf Geschlechtsverkehr ab. Auch nach einer Entfernung der Gebärmutter oder der Eierstöcke lässt das sexuelle Verlangen aufgrund des Hormonmangels nach. Lusttötend wirken sich auch Kaiser- und Dammschnitte aus, da dabei häufig Nervenstränge oder Blutgefäße geschädigt werden, welche für die Empfindsamkeit von Bedeutung sind.

Bei kleinen Verletzungen in der Scheidenschleimhaut spüren Betroffene ein unangenehmes Drücken, Brennen oder Ziehen, sodass der Spaß am Geschlechtsakt ausbleibt. Auch psychosoziale Belastungen kommen als Ursachen für die Abnahme des sexuellen Interesses in Betracht, dies können seelische Traumata wie sexueller Missbrauch, partnerschaftliche Konflikte oder die Angst vor Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sein. Mit Gleitmitteln ist es möglich, Schmerzen beim Sex zu vermeiden. Bei psychischen Belastungen helfen eine Psychotherapie bei einem Psychologen oder eine Paartherapie bei einem Paar- oder Sexualtherapeuten.

Pink Viagra Im vergangenen Jahr hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA den Wirkstoff Bremelanotid zugelassen, der gegen sexuelle Unlust in den Wechseljahren hilft. Dieser wird als subkutane Injektion unter die Haut in den Oberschenkel oder in die Bauchfalte gespritzt und stimuliert im zentralen Nervensystem die sogenannten Melanocortinrezeptoren. Allerdings geht die Anwendung mit Nebenwirkungen wie Übelkeit sowie einer Dunkelfärbung der Haut einher. In Deutschland gibt es kein vergleichbares Präparat zur Behandlung sexueller Unlust. Zwar sind pflanzliche Hilfsmittel wie Ingwer, Salbei, Ginseng, Gingko, Damiana, Bockshornklee oder Wasserkresse zur Steigerung der weiblichen Libido im Gespräch, wissenschaftlich belegt ist ihre Wirkung jedoch nicht. Während der Wechseljahre sowie nach der Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken können Hormonpräparate die sexuelle Lust wieder aktivieren.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 11/2020 ab Seite 128.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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