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Pest

DER SCHWARZE TOD

Auf Madagaskar sind laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zahlreiche Fälle der Seuche diagnostiziert worden. Völlig unklar ist derzeit, ob und wann die oft tödliche Erkrankung zu stoppen ist.

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Die Infektion ist auch heute noch nicht besiegt: Wie so oft in der Regenzeit ist auf der Insel vor der Ostküste Afrikas die Pest ausgebrochen, allerdings sei die Infektions- und Todesrate im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen. Vorwiegend sind ländliche, abgelegene Regionen betroffen, in denen die Menschen meist ohne Strom und ohne medizinische Versorgung leben.

Ratten, die Hauptträger der Pestbakterien, fliehen wegen der starken Niederschläge teilweise in die Dörfer, die auf ihnen lebenden Flöhe übertragen dann die Seuche durch Stiche auf die Menschen. Doch auch in der Hauptstadt Antananarivo gibt es nach einer langjährigen Ruhepause wieder einmal Erkrankte. Die sehr armen Viertel mit ihren Müllbergen und verschmutzten Kanälen bieten den Nagetieren optimale Bedingungen.

Rasante Verbreitung Der erste Fall der Pest war am 31. August letzten Jahres bei einem Mann im Zentrum der Insel gemeldet worden, er verstarb am 3. September. Das Gesundheitsministerium des ostafrikanischen Inselstaats geht aufgrund der Entwicklungen davon aus, dass die Zahl der Toten in den nächsten Monaten deutlich steigen wird. Auch die WHO warnt vor einer schnellen Ausbreitung und gibt sich aufgrund des Erreichens der dicht bevölkerten Hauptstadt und wegen des überforderten Gesundheitssystems besorgt. Hinzu kommt, dass Resistenzen gegen ein häufig gebrauchtes Insektizid zur Bekämpfung von Flöhen entdeckt wurden.

Jährlich registriert die WHO etwa 1000 bis 2000 Pestfälle. Zuletzt im Sommer 2010 in Peru, im Jahr 2009 starben in China Menschen an der Erkrankung. 2006 zählte die Demokratische Republik Kongo etwa 50 Tote, die an der Pest zugrunde gingen.

Verschiedene Formen Bei Pandemien kommt in der Regel jede der folgenden Pest-Arten vor, am häufigsten sind jedoch die Beulen- und Lungenpest.

  • Bei der Beulenpest, auch Bubonenpest genannt, leidet der Patient unter Beschwerden wie Fieber, Benommenheit oder Kopf- und Gliederschmerzen. Am Hals, in den Achselhöhlen und in der Leiste entwickeln sich stark geschwollene, schmerzhafte Beulen, die einen Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern erreichen können und von blau-schwarzer Farbe sind.
  • Die Lungenpest verläuft schwerer als die Beulenpest. Sie geht mit Symptomen wie hohem Fieber, Husten, Atemnot, Kopfschmerzen und blutig-schwarzem Auswurf einher. Im weiteren Verlauf bildet sich ein Lungenödem, schließlich versagt der Kreislauf des Erkrankten. Unbehandelt endet die Infektion fast immer tödlich. Werden sie Erreger durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen, spricht man von einer primären Lungenpest. Geraten die Keime hingegen bei einer Pestsepsis über die Blutbahn in die Lunge, liegt eine sekundäre Lungenpest vor.
  • Bei einer Pestsepsis vermehren sich die Bakterien in der Blutbahn. Sie dringen entweder über offene Wunden oder durch das Platzen der Pestbeulen nach innen in den Blutstrom ein und verteilen sich im gesamten Organismus. Folgen sind Fieber, Schüttelfrost, später Schockzustände und Haut- sowie Organblutungen. Unbehandelt endet diese Form spätestens nach 36 Stunden tödlich.
  • Die abortive Pest ist harmlos. Sie äußert sich durch eine erhöhte Körpertemperatur und leicht geschwollene Lymphknoten. Eine überstandene Infektion gewährleistet eine lebenslange Immunität gegen alle Variationen der Krankheit.

HOCH INFEKTIÖS
Bei der Pest handelt es sich um eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, welche durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird. Sie wird durch Bisse von mit Krankheitserregern verseuchten Insekten, vorwiegend Flöhen, oder durch Tröpfcheninfektion weitergegeben. Ob sie zu einer Epidemie heranwächst, ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Die vorherrschenden hygienischen Bedingungen, Resistenzen der Erreger gegen Medikamente sowie die Bekämpfung der lokalen Zwischenwirte sind bedeutsame Aspekte der Verbreitung.

Gute Heilungschancen Wird die Pest frühzeitig mit Antibiotika behandelt, bestehen gute Heilungschancen. Üblicherweise nehmen die Patienten zehn Tage lang Streptomycin ein. Auch Doxycyclin, Gentamycin, Tetrazyklin und Chloramphenicol bekämpfen die Bakterien effektiv. Es ist wichtig, dass man die Medikamente möglichst bald verabreicht. Infizierte werden umgehend isoliert und ihre Kontaktpersonen antibiotisch mitbehandelt. Weitere Maßnahmen sind eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und die Bekämpfung von Ratten. Außerdem kann man sich durch Insektizide vor Flöhen schützen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/15 ab Seite 106.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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