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Krankheiten berühmter Persönlichkei

DAS HERZ VON 'SISSI'

Romy Schneider bezeichnete sich selbst einmal als „unglückliche Frau“. Legendär ist ihr Satz: „Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand.“ Offiziell starb sie an Herzversagen.

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Wer kennt nicht die „Sissi“-Trilogie? Zuvor schon hatte Romy Schneider, geboren am 23. September 1938 in Wien unter dem bürgerlichen Namen Rosemarie Magdalena Albach, zusammen mit ihrer Mutter Magda Schneider in Heimatfilmen wie „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ oder „Die Deutschmeister (1955) gespielt. Diese Filme machten Romy Schneider unvergesslich.

Doch das Leben endet nicht mit 19 – für Romy Schneider dafür allerdings mit 43 Jahren! Da hatte sie die harte Realität des Lebens mit so manchem schwer verkraftbarem Schicksalsschlag eingeholt – und zerbrochen. Sie kämpfte wohl zeitlebens mit einem zunächst geringen Selbstbewusstsein, litt – so wird vermutet – unter der Borderline-Störung, mit seinem selbstverletzenden Verhalten, ausgelöst durch Ängste und Zwänge. Depressionen, die sie mit Medikamenten und Alkohol zu bekämpfen suchte, kamen hinzu.

Am 29. Mai 1982 starb Romy Schneider – offiziell an „Herzversagen“. Faktisch ist ihr Tod aber bis heute ungeklärt. Denn die Leiche der durch die „Sissi“-Filme international berühmt gewordenen Schauspielerin wurde nicht untersucht: „Sissi sollte ihre letzte Reise nicht in ein gerichtsmedizinisches Institut antreten“, sagte später der französische Staatsanwalt Laurent Davenas.

Von „Sissi“ zur „femme fatale“ Ihr Leben hätte ein Märchen mit Happy-End sein können. Mit einem herausragenden autodidaktischen Talent ausgestattet und ohne je Schauspielunterricht genommen zu haben, gelang der aus einer alten Schauspieler-Familie stammenden Romy direkt nach der Schule mit gerade 15 bis 19 Jahren der internationale Durchbruch. Danach bemühte sie sich allerdings zeitlebens, das Bild der lieblichen, österreichischen Kaiserin als Kindfrau abzustreifen. In Deutschland gelang ihr das nie richtig, in Frankreich sehr wohl. Tatsächlich wurde sie zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen des französischen Films der 1970er-Jahre.

Doch zunächst verliebte sie sich in Alain Delon, der damals gerade zu einem der attraktivsten und erfolgreichsten Schauspieler Frankreichs aufstieg, ging mit ihm 1958 auf der Suche nach anspruchsvolleren Rollen nach Paris. Nach einer stürmischen Fünf-Jahres-Liaison mit Alain Delon, der von ihrer Familie nur geduldet und nicht gern gesehen war, verließ der umtriebige Playboy Romy Schneider allerdings Anfang 1964. Romy, die mittlerweile auch in Hollywood Karriere gemacht hatte, schnitt sich daraufhin die Pulsadern auf, konnte aber noch rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht werden.

Ihr Glück – Geburt Davids Im April 1965 lernte Romy Schneider schließlich den Regisseur und Schauspieler Harry Meyen kennen. Am 15. Juli 1966, noch während der Aufnahmen zum Film „Spion zwischen zwei Fronten“, heiratete Romy Schneider den 14 Jahre älteren Meyen auf dem Standesamt des Rathauses von St. Jean-Cap-Ferrat in Frankreich als „Herr und Frau Haubenstock“. Ihr erstes Kind war da bereits unterwegs. Geboren wurde David Christopher Haubenstock am 3. Dezember 1966 in Berlin. Fotos von Mutter und Sohn gehören zu jenen, auf denen Romy Schneider am glücklichsten wirkt.

VORSCHAU
In unserer Serie „Krankheiten berühmter Persönlichkeiten“ stellen wir Ihnen demnächst folgende
Menschen vor:
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Zu den Jahren mit ihrem Sohn in Berlin, der Dreh-Pause, die sie sich gönnt und der dabei empfundenen inneren Ruhe und Geborgenheit sagt sie später: „Ich habe dort die schönsten, glücklichsten Jahre meines Lebens verbracht.“

Erste Schicksalsschläge Am 21. Februar 1967 stirbt ihr geliebter Vater, der Schauspieler Wolf Albach-Retty, in Wien nach einem zweiten Herzinfarkt. Zudem verliert Romy Schneider viel Geld, da sich nach dem Tod ihres Stiefvaters, des Kölner Gastronomen und Unternehmers Hans Herbert Blatzheim, 1968 herausstellte, dass dieser Romys Gagen zum Teil in seine Wirtschaftsunternehmen investiert und mit diesen verloren hatte. Einem Engagement von Harry Meyen folgend, übersiedelte die Familie Haubenstock 1969 nach Hamburg. Später spricht Romy Schneider hierüber als „zwei lange Jahre in einer Vierzimmerwohnung“. Sie bricht aus dem bürgerlichen Leben wieder aus: 1968 steht sie erneut vor der Kamera – zunächst in Großbritannien.

Der französische Film „Der Swimmingpool“, den Romy 1968 zusammen mit ihrem Ex-Partner Alain Delon dreht, was publikumswirksam medial ausgeschlachtet wird, markiert ihre – auch kommerziell – erfolgreiche Rückkehr ins Filmgeschäft nach „Hausfrau und Mutter“-Pause. In den 1970ern drehte Romy Schneider überwiegend in Frankreich Filme. 1973 trennten sich Romy Schneider und Harry Meyen, sie zog mit ihrem Sohn David zurück nach Paris. Als die Ehe am 8. Juli 1975 geschieden wurde, lebte sie bereits mit ihrem elf Jahre jüngeren Privatsekretär Daniel Biasini zusammen. Am 21. Juli 1977 kam dann ihre Tochter Sarah Magdalena Biasini in Gassin zur Welt.

Alkohol- und Medikamenten-Abusus Ob sie tatsächlich schon 1965/66 hastig und wahllos trank, wie ihr von der deutschen Presse, die nach ihrer Abkehr vom deutschen Film nach Frankreich nie besonders zimperlich mit ihr umging, unterstellt wurde, kann nicht abschließend beurteilt werden. Sicher ist ein schon damals unkontrollierter Umgang mit Medikamenten, die für Romy Schneider faktisch zu einer Art Nahrungsmittelzusatz wurden. Begünstigt wurde dies allerdings durch den Umstand, dass die Pharmazie in der 1960er-Jahren eine Hochblüte erlebte.

»Ich habe in Berlin die schönsten, glücklichsten Jahre meines Lebens verbracht.«

Tabletten waren das von Ärzten ohne Überlegung verschriebene Allheilmittel, Untersuchungen von Nebenwirkungen wurden erst später relevant. Da Romy Schneiders erster Mann Harry Meyer nicht nur unter Depressionen, sondern auch unter Migräne litt, nahm er eine Vielzahl Tabletten dagegen. Deren Wirkung, mit Alkohol vermischt, schädigten sicher Körper und Psyche, erhöhten die Suchtgefahr signifikant. Romy Schneider übernahm leider diese Angewohnheit.

Das Unglück nimmt seinen Lauf 1979 nahm sich Harry Meyen das Leben – und Romy Schneider litt unter heftigen Schuldgefühlen. Im Mai 1981 wurde sie selbst operiert, wegen eines Tumors musste eine Niere entfernt werden. Nur zwei Monate später folgte der nächste, verhängnisvolle Schicksalsschlag: Sohn David wurde beim Überklettern eines Zaunes von einer Metallspitze aufgespießt und getötet. Vergeblich versuchte sie ihren Schmerz mit Alkohol und Tabletten zu stillen.

Ihr letzter Lebensgefährte Laurent Pétin fand sie am Morgen des 29. Mai 1982 tot zusammengesunken am Schreibtisch. Romy Schneider ist damit ein Beispiel von großen Persönlichkeiten, die als Künstler Außergewöhnliches geschaffen und vom Publikum geliebt wurden, obwohl sie unter großen seelischen Problemen zu leiden hatten. Vielleicht gilt tatsächlich eine gerne getroffene Aussage: „Leiden sind oftmals der Motor für besondere Kreativität.“

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/15 ab Seite 50.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

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