© Frater Aloisius
© Frater Aloisius

Der Apothekenkrimi

DAS FÜNFTE GEBOT – TEIL 1

Im neuen Apothekenkrimi, der sich wieder rund um das Personal der Bärenbach-Apotheke dreht, geht es diesmal kirchlich zu: Auf dem Stammtisch derer von der Leyden steht die stark renovierungsbedürftige Kapelle der Heiligen Gertrud – Gertrudiskapelle genannt. Der junge Pfarrer des dazugehörigen Kirchspiels hat die Idee, einen wortgewaltigen Kollegen aus den USA einzuladen. PTA Annette, die mit dem Burgherrn Frido von der Leyden verheiratet ist, und ihre Chefin, die Apothekerin Britta Badouin, sind da mal gespannt: Denn nicht jedem ist der Besuch aus Amerika mit seinen modernen Ideen recht …

Seite 1/1 11 Minuten

Seite 1/1 11 Minuten

Die Kapelle auf dem Gelände der Grimmburg war in keinem guten Zustand. Annette von der Leyden, PTA in der Herborner Bärenbach- Apotheke, betrachtete kritisch das Deckenfries. Überall blätterten dort die Farbschichten ab; sie wusste nicht, wann das Gemälde, das einen der zwölf Apostel darstellen sollte, zum letzten Mal erneuert worden war. In der Broschüre zur Burg stand, dass die Grundmauern bereits im 13. Jahrhundert gelegt worden waren. Annette hoffte, dass man in den letzten 800 Jahren öfters mal Hand angelegt hatte. Jetzt war wieder eine Runderneuerung fällig. Es gab nur ein Problem: Eine professionelle Restaurierung würde Unsummen kosten. Zwar gäbe das Landesamt für Denkmalschutz einen Teil dazu – aber dann waren immer noch tausende Euro übrig.

Die der Burgherr, Annettes Ehemann Frido von der Leyden, einfach nicht besaß. Der Gemeindepfarrer Tibor Breckle, den ein seltsames Geschick aus Ungarn und Schwaben ins hessische Rothaargebirge verschlagen hatte, stützte sich mit einem Arm auf dem historischen, handgeschnitzten Kirchengestühl ab. Er war seit seiner Knieoperation vor sechs Wochen noch ein bisschen wacklig auf den Beinen. Die Gertrudiskapelle, eine alte Wehrkirche, wurde vom hiesigen Kirchspiel regelmäßig für Gottesdienste genutzt – besonders gern übrigens zum Heiraten. Die wunderschöne Bemalung in barocker Tradition brachte Kunstkenner regelmäßig zum Schwärmen.

Die Gemeinde hatte extra einen Kirchenhistoriker an der Hand, der einmal im Monat Führungen durch Altarraum, Kasematten und die im Keller liegenden verwinkelten Kammern veranstaltete – und diese Führungen waren immer gut besucht. Annette erinnerte sich noch daran, wie Frido ihr erstmals das Grab eines verstorbenen Pastors gezeigt hatte – das befand sich dort unten in einem der vielen kleinen gemauerten Räume. Das auf den Putz aufgetragene Fresko blätterte so stark ab, dass Teile davon bereits herunterfielen. Kleine Partikel Gold und Ultramarinblau lagen auf der hölzernen Kirchenbank, was der ganzen Atmosphäre eine Art morbiden Charme gab. Wie in Venedig, dachte Annette. Dort bröckelt auch alles. „Tja“, sagte sie.

„Es läuft alles auf das Eine hinaus: Wir brauchen Geld.“ Der Pfarrer heftete seinen Blick auf das Wappen der von der Leydens, das in kunstvoller Gestaltung die Empore zierte. Gerade schien die Sonne in einem plötzlichen Aufblitzen durch die bemalten Bleiglasfenster und ließ das goldene Horn des heraldischen Einhorns glitzern, was dem ganzen einen mystischen Touch gab. Der junge Geistliche blinzelte kurz wegen des starken Lichteinfalls. Und grinste dann. „Das wirkt ja, als ob wir ein Zeichen bekommen sollten.“ „Warum das?“ Annette drehte sich zu ihm um. Sie mochte den knapp Dreißigjährigen; er wehte wie eine frische Brise durch die altehrwürdigen Gemäuer und sie hörte seinen Predigten gern zu. Früher war sie nicht in die Kirche gegangen.

Wie so viele ihrer Generation war sie zwar getauft und konfirmiert worden, damit hatte es sich dann aber auch. Sie war so eine Art nomineller Kirchenchrist gewesen. Durch ihre Heirat kam sie in die privilegierte Situation, erstens eine eigene Kapelle vor der Tür und zweitens einen Hausgeistlichen an der Hand zu haben. Die von der Leydens waren allesamt evangelisch. Nach ihres Ehemanns Worten war der junge Mann hier neben ihr der Grund gewesen, nicht aus der offiziellen Kirche auszutreten, was in Fridos Adelskreisen ein Erdbeben von Stärke 12 auf der Richter-Skala ausgelöst hätte. Doch der jüngste Spross des alten Freiherrngeschlechtes hatte schon immer seinen eigenen Kopf gehabt.

So traf man sich fast jede Woche einmal privat – wie auch Frido teilte der Pfarrer dessen Leidenschaft zur Jagd und zum Schachspielen. Annette wiederum hatte es gern mit seiner Frau zu tun, die sich außerordentlich leidenschaftlich für Kinderhospize engagierte und neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin für eine kirchliche Zeitung so manche Spendenaktion aus dem Boden stampfte. Lisa Marie war gebürtige Amerikanerin; sie verstand es zeitgemäße Worte für uralte Psalmen zu finden, was sie in ihren Kolumnen der „Christianity Today“ regelmäßig bewies. Insofern passte sie prächtig mit ihrem Gatten zusammen. „Ich habe da eine Idee“, sagte der junge Pfarrer, der in Jeans und Oberhemd gekleidet sich leise aufstöhnend auf eine der Bänke niederließ.

„Aber erstmal muss ich mich setzen. Tut das immer so lange weh? Sie sind doch vom Fach.“ „Ich will Sie jetzt nicht auffordern, Ihr Hosenbein bis zum Knie hochzukrempeln“, erwiderte Annette lächelnd. „Aber wenn es darunter rot und geschwollen aussieht, sollte wohl ein zeitnaher Arztbesuch stattfinden.“ „Ja, wahrscheinlich haben Sie recht“, seufzte er. Dann schaute er nachdenklich vor sich hin. „Was für eine Idee?“ hakte Annette nach. Sie wusste aus Erfahrung, dass seine Ideen meist den Tic des Besonderen und eine starke Außenwirkung hatten. „Meine Frau hat mich darauf gebracht. Es gibt drüben, in den USA, so eine Gemeinde… die haben sich den kirchenfernen Menschen verschrieben. Und erwirken damit ganz erstaunliche Erfolge.

„Twelve Oaks“ heißen die.“ Annette setzte sich neben ihn. „Wie kommen Sie jetzt auf einen Zusammenhang mit unseren Deckenmalereien?“ „Meine Frau Lisa kennt den Hauptpastor dort, Steve Willow heißt der; er ist nicht weit von ihr aufgewachsen und sie sind sich zum ersten Mal in einem christlichen Jugendcamp begegnet. Damals war das ein blonder, schmächtiger und schüchterner junger Mann; heute ist er eine richtig große Nummer, jedenfalls in seinen Kreisen. In den USA gibt es ja weder Staatskirche noch Staatsreligion; dort kann jeder sein, was er möchte; der Glaube ist Privatsache. Die Gemeinden müssen sich dort auch selbst finanzieren; die bezahlen auch ihren Pfarrer aus eigenen Mitteln. Steve ist einer davon.“

„Welcher Konfession gehört er denn an?“ „Gar keiner“, sagte Breckle. „Das ist ja das Besondere an ihm. Ihm geht es nur um eins: Er will die Leute von der christlichen Botschaft überzeugen, indem er sie erst einmal mit ihr bekannt macht. Er hat sich dazu ein Konzept ausgedacht, das jegliche kirchliche Symbolik und auch eine klerikale Sprache vermeidet. Eigentlich keine schlechte Idee.“ „Und was hat nun dieser Pfarrer mit unseren Deckengemälden zu tun?“ „Er könnte hier einmal einen Gottesdienst auf seine Art halten. Und dabei zu Spenden für dieses Kirchengebäude aufrufen.“ Annette lachte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Pfarrer aus Amerika ausgerechnet in unsere kleine Kapelle kommt, um hier zu predigen. Wieso sollte er?“ Tibor Breckle schaute Annette mit einem Hauch von Verwunderung an.

„Ach, das hatte ich vergessen zu erwähnen. Er kommt uns besuchen. Er bespricht mit meiner Frau die Expansionspläne von „Twelve Oaks“. Die wollen hier so eine Art deutsche Niederlassung gründen.“ „Na, das ist ja ein Ding.“ Annette schaute ihr Gegenüber aufmerksam an. „Aber ist das nicht eine Konkurrenz für ihren eigenen Verein? Breckle guckte pfiffig drein. „Immer vorausgesetzt, er macht das - wovon ich ausgehe, denn er hat so was Anarchisches – die Kapelle ist doch Ihr Privatbesitz, oder? Sie dürfen darin einladen, wen Sie wollen. Wir müssen dazu niemanden von der Landeskirche fragen. Und wenn Steve Willow hier einen seiner Vorträge hält – das Wort Predigt benutzt er nicht gern -, dann ist Ihnen Aufmerksamkeit sicher.“

Eine leichte Aufregung ergriff Annette: Vielleicht war das die Lösung. Auf die sie niemals selbst gekommen wäre. Ein amerikanischer Gastprediger hier auf der Grimmburg, der zu Spenden für das historische Gebäude mit seinen einzigartigen Decken- und Wandmalereien aufruft. Durfte man sowas überhaupt? Heiligte da nicht unerlaubterweise der Zweck die Mittel? „Also, es ist nicht so, dass Steve keine geistliche Ausbildung hätte“, beruhigte sie die Stimme von Tibor Breckle. „Der hat das schon richtig studiert, er ist Reverend, so wird ein ordinierter Geistlicher in den USA bezeichnet. Und genau genommen bezeichnet der Titel Reverend jemanden mit protestantisch geprägter Ausbildung. Aber das lässt Steve gern unter den Tisch fallen. Das Wie sei nicht wichtig, sagt er.“

„Okay“, sagte Annette und fühlte sich bereits ein wenig von Breckles Idee elektrisiert. „Was würde passieren, wenn man ihn hierher einlüde?“ Breckle schmunzelte. „Sie werden auf jeden Fall einen Bildschirm auf dem Burghof aufbauen müssen. Denn unsere Kapelle ist einfach zu klein, um die vielen Menschen aufzunehmen, die dann kommen werden.“ „Sie wollen WAS machen? Sie wollen WEN einladen?“ Der Vorsitzende des Gemeinderates, ein Mann in den frühen Siebzigern, bekam vor lauter Erregung puterrote Backen, was seine ausgeprägte Rosacea unvorteilhaft zur Geltung brachte. „Aber Willi“, ließ sich eine Stimme aus dem Kreis der am Esstisch des Pfarrers versammelten Mitglieder vernehmen. Sie gehörte einem Mann, der deutlich jünger war als der Rest. Er trug eine Lederjacke und einen Dreitagebart, in dem er jetzt gedankenverloren herumwühlte. „Nun beruhig‘ dich mal. Lass Tibor doch erstmal ausreden!“

„Sie wollen einen Gottesdienst für Atheisten abhalten?“ Willi, der Vorsitzende, sah aus, als wolle er sich gleich auf den jungen Pfarrer stürzen, der am Kopfende saß. „In UNSERER Kirche?“ „Genaugenommen ist die Gertrudiskapelle ja nicht unsere Kirche“, sagte Tibor Breckle und legte seine Hände flach auf die Tischplatte vor sich. „Sie gehört zur Burganlage und befindet sich damit im Privatbesitz der von der Leydens. Wir dürfen sie nur nutzen. Überlegen Sie doch mal, was für eine Aufmerksamkeit wir bekommen würden. In unserer kleinen Gemeinde. Da kommt einer aus Amerika, der füllt dort ganze Hallen und sucht sich ausgerechnet uns aus, um zu den Leuten zu sprechen.“ „Von was will der denn sprechen?“, brüllte Willi und stieß zur Bekräftigung mit seinem Gehstock auf den Boden, dass es donnerte.

Der ehemalige Landwirt litt an Gicht und hatte deshalb immer ein Helferlein dabei. „Also ich finde das gar nicht schlecht. Ist natürlich zum Nutzen der Leydens, aber es würde helfen, die Lieblings-Hochzeitskapelle des ganzen Sprengels zu erhalten. Die abblätternde Farbe innen sieht wirklich nicht mehr schön aus“, sagte eine Frau mit halblangem Pagenkopf, die der Debatte aufmerksam gefolgt war. „Ich bin dagegen! Ich will so einen in einem Gotteshaus nicht haben!“ Willi klopfte im Takt seiner Worte auf den Holzfußboden, der bereits leichte Dellen aufwies. „Ja, das merken wir“, meldete sich ein dritter Teilnehmer zu Wort, der bisher still dabei gesessen hatte.

„Ich möchte was vorschlagen. Wie wäre es, wenn wir darüber abstimmen?“ Zustimmendes Gemurmel erhob sich und Tibor Breckles Gesicht war eine gewisse Erleichterung anzumerken. Flugs erhob er sich und suchte weiße Zettel, die er zu handlichen Stücken zurecht schnitt und an die Anwesenden verteilte. Das Ergebnis sorgte für noch größere rote Flecken im Teint des ehemaligen Landwirtes: Sechs zu zwei Stimmen waren dafür, den Reverend aus Amerika auf seine ganz eigene Art predigen zu lassen. Als Annette in der Woche darauf nach einem längeren Urlaub wieder in der Apotheke anfing, wussten alle schon Bescheid. „Na, ihr macht ja Sachen“, giggelte Britta, die Apothekerin, die den Stadtanzeiger mit der Schlagzeile „US-Pfarrer soll Gertrudiskapelle retten“ aufgeschlagen auf dem Schreibtisch liegen hatte.

„Irgendwas müssen wir unternehmen“, griente Annette. „Und die Idee unseres jungen Pastors ist doch jedenfalls mal etwas Besonderes. Nun müssen wir nur noch dafür sorgen, dass genügend Leute kommen.“ „Mal ganz von der Aufregung abgesehen, die dieser Typ aus den USA bei euren Erzkonservativen verursacht, finde ich das eigentlich ganz gut“, meinte PKA Rieke, die mit den über Nacht angelieferten Medikamentenpackungen jonglierte und sie einbuchte. „Hoffentlich verzeiht der Willi uns das.“ Annette schob mit einem entschlossenen Ruck die Kassenschublade in die Halterung, dass es „Klack!“ machte. „Er hat sich doch am Ende noch sehr ereifert.“ „Also ich komme auf jeden Fall“, sagte Rieke. „Bin schon total gespannt auf den Mr. Reverend.“

Britta Badouin, die zum letzten Mal anlässlich der Taufe des kleinen Maximilian von der Leyden in der Kapelle gewesen war, nickte amüsiert mit dem Kopf. „Ich auch. Dabei hab’ ich sonst echt nix mit dem Kirchenkram am Hut. Ich wüsste nicht, wann ich mal einen normalen Sonntagsgottesdienst besucht hätte. Vielleicht als Jugendliche. Wenn man konfirmiert werden wollte, dann musste man halt gehen.“ „Ja, so war es bei mir auch“, bekräftigte Annette mit einem Kopfnicken. „Aber du musst mal kommen, wenn unser junger Pfarrer predigt. Eigentlich ist das Wort „Predigt“ falsch, es ist eher eine Erzählung von Dingen, von Zusammenhängen und Ereignissen, die ihn begeistern. Letztens hat er den Konfirmanden wohl erzählt, Jesus hätte einen super Chardonnay fabriziert.“ „Chardonnay?“ fragte Rieke.

„Hä?“ „Naja, er sagte, irgendeine Sorte muss es doch gewesen sein, als er Wasser zu Wein verwandelte. Die Jugendlichen fanden das total komisch. Die Erwachsenen weniger.“ Die PTA lächelte und griff sich den Schlüsselbund, um die Apothekentür zu öffnen. „Jedenfalls wundert es mich nicht, dass unser Pastorenehepaar Kontakt zu diesem freigeistigen Pfarrer aus Amerika hat. Die sprechen bestimmt ein und dieselbe Sprache, die drei.“ Als Annette zu den Kassentischen zurückkehrte, lag ein Schatten über ihrem Gesicht. „Was ist los?“ fragte Britta, die sich gerade die gelben Rezepte gegriffen hatte, um sie im entsprechenden Ordner abzuheften. „Hoffentlich“, sagte die PTA ahnungsvoll, „ekeln sie den nicht raus, den Reverend aus den United States.“

Annette und ihr Mann Frido wurden zum offiziellen Empfang ins Pfarrhaus geladen. Steve Willow war am Mittag erschienen und bekam am Abend bereits die ganze Blase zu Gesicht: Gemeindevorstand, Gesangverein, Projektchor und sogar eine Abordnung des Verschönerungsvereins „Unser Dorf“, denn die Grimmburg mit ihrer Kapelle gehörte zweifellos zu den Pfunden, mit denen der Kirchensprengel wuchern konnte. Der Arme, dachte Annette mitleidig. Erst einen Transatlantikflug und dann auch noch die Kirchenältesten. Das war ja wirklich schwere Kost. Doch sie hatte den Reverend unterschätzt. Als sie den Raum betrat, in dem die Breckles den Empfang für ihren Gast veranstalteten, empfing sie ein fröhliches Stimmengewirr. Eindeutiger Mittelpunkt: Irgendetwas nahe des Kamins. Dort hatte sich eine kleine Menschentraube gebildet.

Annette sah nur jemand Hochgewachsenes mit schwarzem Rollkragenpullover aus der Menge herausragen; ein jeder schien sich mit dem Gast unterhalten zu wollen. Sprach der überhaupt deutsch? Breckle hatte nichts darüber gesagt. Aber anscheinend war die Sprache kein Problem, sonst hätte der ja nicht so viele Zuhörer, oder? Der junge Pfarrer sah die von der Leydens und löste sich aus dem Pulk, kam auf sie zu und Annette fiel auf, dass er… von innen leuchtete. Anders konnte sie es nicht beschreiben. „Hallo!“ rief er, „Kommen Sie rüber!“ Annette und Frido wurden an den anderen vorbei zum schwarzgekleideten Gast gelotst und standen nun erstmals vor ihm. „Steve“, unterbrach Tibor Breckle ein Gespräch, das Willow mit der Frau vom Verschönerungsverein führte, die gerade mit funkelnden Augen und roten Backen auf ihn einredete.

Der Reverend drehte sich um und richtete das Geschütz seiner aquamarinblauen Augen auf sie. „Darf ich vorstellen?“ fragte Breckle und setzte zu einer kleinen Rede an. „Isch glaube, das brauchst du nicht“, sagte Steve Willow mit deutlichem englischen Akzent. „Isch glaube, isch weiß, wer Sie sind. Sie sind die Dukes. Wegen Ihnen bin isch hier!“ Und dann lachte er sein Zahnpastalächeln und sah dem jungen Robert Redford dabei ein klein wenig ähnlich. Das gibt‘s doch nicht, dachte Annette amüsiert. Deshalb sind die ganzen Leute hier so wuschig. Und als sie die Hand ausstreckte, um selbige beim Reverend zu schütteln, vernahm sie die Stimme ihres Ehemanns an ihrer Seite.

„Baron reicht, Mr. Willow. Wir sind keine Herzöge, nur ganz einfache Freiherren. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich um den Erhalt unserer Kapelle kümmern wollen. Kommen Sie doch morgen einfach vorbei, dann führe ich Sie herum.“ „Steve, bitte“, sagte der Gast, steckte seine Arme aus und schüttelte einfach beiden zugleich die Hände. „Glad to see you! Isch nehme Ihr Angebot gern an.“ Er knipste wieder sein strahlendes Lächeln an und beugte sich ein wenig vor, als wolle er den von der Leydens ein Geheimnis anvertrauen. „Aber jetzt brauche ich erstmal was zu trinken. Glauben Sie, es gibt hier irgendwo eine Coke?“ 

Diesen Teil des Krimis finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/19 ab Seite 100.

Wie es weitergeht, erfahren Sie in der Februar-Ausgabe von „DIE PTA IN DER APOTHEKE“.

×