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Kommunikation

DAS BESTE MITTEL?

Die Frage nach dem besten Medikament gegen die geschilderten Beschwerden ist nicht neu – täglich wird sie uns gestellt. Doch die Antwort hat sich im Laufe der Zeit verändert. Wagen Sie mit uns einen Blick auf evidenzbasierte Beratung.

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Die meisten von uns empfehlen ein Arzneimittel deshalb, weil der Kunde es verlangt. Oder weil sie selber gute Erfahrungen damit gemacht haben. Zählen Sie sich auch dazu? Falls ja, lassen Sie einige der Ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten weg, um Ihren Kunden tatsächlich die allerbeste Beratung und die allerbesten Arzneimittel zukommen zu lassen.

Spätestens seitdem die neue Apothekenbetriebsordnung Beratung zur Pflicht macht, ist es ein Muss für jede beratungsaktive Apotheke, die eigene Beratungspraxis nochmals unter die Lupe zu nehmen, sie wissenschaftlichen Überprüfungskriterien auszusetzen und neue Beratungsrichtlinien zu erlassen.

Die Erfahrung des Beraters Wir alle haben mal in der Apotheke ohne großes Produktwissen angefangen. Ganz klar, dass wir uns daher anfangs an unseren erfahreneren Kollegen orientiert haben. Hat unsere Kollegin Präparat x bei Krankheit y empfohlen, haben wir dies brav übernommen. Mit der Zeit haben wir dann selber Erfahrungen damit gemacht und fühlten uns „sicher”, dieses Arzneimittel zu empfehlen.

Der Kundenwunsch Vielfach hat uns aber der Kunde diese mitunter lästige Qual der Wahl abgenommen. Gewappnet mit einem Zeitungsausschnitt betritt dieser die Apotheke und verlangt manchmal wortlos die Herausgabe des beworbenen Produkts. Als serviceorientierte Apotheke kommen wir seinem Wunsch entgegen und liefern ohne zu murren – denn schließlich holt er sich besagtes Produkt in einer anderen Apotheke, wenn wir ablehnen. Das können wir uns nicht leisten. Inzwischen haben wir uns so sehr daran gewöhnt, dass der Kunde zu entscheiden hat, dass wir Endverbraucherwerbung sogar als Einkaufskriterium für unsere Arzneimittelauswahl betrachten.

Die Datenlage Wie viel Wissenschaft benötigt die Selbstmedikation? Aus unserer Sicht genau so viel wie die Verordnung: Alles, was geht. Wir sollten die vorhandenen Daten berücksichtigen und sie in unsere Entscheidung für die Arzneimittelauswahl einfließen lassen. Sicher werden wir hier und da an Grenzen stoßen, da das Interesse der wissenschaftlichen Gemeinde für die Selbstmedikation erst jung ist.

Insofern wird noch Zeit vergehen, bis tatsächlich für jede Selbstmedikationsindikation eine evidenzbasierte Leitlinie existiert. Aber bis dahin können wir sehr wohl aus der Fachinformation des betreffenden Arzneimittels die wissenschaftliche Datenlage ableiten. Das geht recht schnell, insbesondere, wenn man mit den so genannten „Schnelldrehern” startet.

Fazit für die Praxis Wenn Sie so vorgehen und sowohl Ihre Expertise als auch den Kundenwunsch sowie die vorhandene Datenlage berücksichtigen, werden Sie in Zukunft sehr viel souveräner bei der Auswahl Ihrer Selbstmedikationsempfehlungen vorgehen können. Nicht nur der Kundenwunsch oder eins Ihrer subjektiv ausgewählten Lieblingsarzneimittel werden Sie beeinflussen, sondern auch der aktuelle Wissensstand. Somit wird Ihre Empfehlung zunehmend auch wissenschaftlichen Kriterien standhalten, was bedeutet, dass Sie einen großen Schritt in Richtung der Arzneimitteltherapiesicherheit getan haben!

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/13 auf Seite 26.

Anna Laven, Apothekerin / Pharmazietrainerin

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