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Galenik

CREME VERORDNET – PEELING BEKOMMEN

Harnstoff zählt zu den beliebtesten in Rezepturen verarbeiteten Stoffen. Aufgrund seiner Eigenschaften wird er allein oder in sinnvoller Kombination mit anderen Arzneistoffen verordnet.

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Bei der rezepturmäßigen Anfertigung von Harnstoffzubereitungen tauchen immer Fragen zur chemischen Stabilität und galenischen Verarbeitung auf.

Wasserfreie Rezepturen In wasserfreien, hydrophoben Grundlagen liegt Harnstoff suspendiert vor. Diese Suspensionssalben sind chemisch und physikalisch sehr stabil, aber aufwendig in der Herstellung. Die Teilchengröße ist entscheidend, um einen Sandeffekt auf der Haut des Kunden zu vermeiden. Der Harnstoff wird fein verrieben, in die Grundlage eingearbeitet und das Ganze mit dem Dreiwalzenstuhl homogenisiert. Bei häufigem Rezepturaufkommen ist die Herstellung einer 50-prozentigen Stammverreibung nach NRF S.8 sinnvoll, da dann die zeitaufwendige Dreiwalzenstuhl- Bearbeitung entfällt.

Wasserhaltige Rezepturen In wasserhaltigen Rezepturen liegt der Harnstoff gelöst im Wasseranteil vor. Die Herstellung ist entsprechend einfach. Bei O/W-Grundlagen wird der Harnstoff einfach aufgestreut und verarbeitet. Bei W/O- Grundlagen löst man den Harnstoff meist in etwas Wasser und arbeitet dies dann ein. Um spätere Rekristallisationen zu vermeiden, sollte die fertige Re- zeptur mindestens genauso viel Wasser wie Harnstoff enthalten, besser sogar deutlich mehr. Bei der Einarbeitung in relativ wasserarme lipophile Cremes, wie zum Beispiel Unguentum Mol- le, oder bei sehr hohen Harnstoffkonzentrationen ist daher gegebenenfalls etwas Wasser hinzuzufügen.

Chemische Stabilität Harnstoff hydrolysiert in wässriger Lösung allmählich zu Ammoniak und Kohlendioxid, was mit einem pH-Anstieg einhergeht. Beim Vorhandensein basenlabiler Wirk- und Konservierungsstoffe (z. B. Betametha- sonvalerat, Sorbinsäure) puffert man die Rezeptur daher mit schwach sauren Pufferlösungen, wie Lactat-, Citrat- und Phosphatpuffer. Bei alleinigem Vorhandensein von Harnstoff in der Rezeptur kann man auf die Pufferung verzichten, denn die hydrolytischen Reaktionen führen nicht zu einer relevanten Gehaltsminderung. Entstehendes Kohlendioxid kann ein Aufblähen der Salbentube zur Folge haben. Laut NRF sind niedrig konzentrierte, hydrophile Harnstoffcremes zusätzlich zu konservieren, außer die Salbengrundlage bietet schon ausreichenden antimikrobiellen Schutz.

Wärme zurückhaltend anwenden Wärmezufuhr beschleunigt die Zersetzungsreaktionen und fördert die Verdunstung von Wasser, sodass Temperaturbelastungen bei der Herstellung zu vermeiden sind. Wer mit automatischen Rührsystemen arbeitet, sollte die von Herstellerseite empfohlenen Rührparameter beachten. Durch Wasserverdunstung kann es zu einer Rekristallisation des Harnstoffes und damit zu einem unerwünschten Peeling-Effekt kommen. Dicht schließende Abgabegefäße, wie Spenderdose und Aluminiumtube, bieten Verdunstungsschutz und sorgen für eine über den Anwendungszeitraum stabile und homogene Rezeptur. 

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 05/17 auf Seite 26.

Christa Schuchmann, Apothekerin

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