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Forschung Pharma

COFFEIN ALS WIRKVERSTÄRKER

Was hat Coffein in der Kopfschmerztablette zu suchen? „Es wäre ein Glück, wenn wir auch die Wirkung anderer Pharmaka so verstärken könnten“, sagt Professor Thomas Herdegen.

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Multitalent – Der stellvertretende Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein hob in einer Untersuchung die Wirkweise des Alkaloids heraus: In Kombination mit Analgetika sei es „effektiv und risikolos“ und verstärke die Wirkung erheblich. Die meisten Menschen vermuten das Coffein eher in ihrem Morgenkaffee als in einer Tablette. Richtig ist, dass in einer Tasse Filterkaffee (150 Milliliter) 60 bis 180 Milligramm (mg) Coffein stecken; in schwarzem oder grünem Tee sind es innerhalb derselben Menge 25 bis 50 mg.

Das Coffein, ein Methylxanthin, das seine Wirkung durch Hemmung der Adenosin-Rezeptoren entfaltet, macht nach circa 30 Minuten oraler Aufnahme wach und aufmerksam. Ferner verbessert es das Erinnerungsvermögen, erhöht die körperliche Leistungsfähigkeit und mindert in der Folge sogar die Wahrscheinlichkeit für Herzerkrankungen. Darüber hinaus besitzt die Substanz verschiedene Schutzeffekte, wie beispielsweise im Nervensystem und (symptomabschwächend) bei Parkinson und Alzheimer.

Coffein ist aber auch die weltweit am häufigsten konsumierte pharmakologisch aktive Substanz. Die Tatsache, dass es als Wirkverstärker von Analgetika fungiert, macht es besonders interessant. Seit Jahrzehnten ist Coffein Bestandteil verschiedener rezeptfreier Schmerzmittel. Beispiel Ibuprofen: Bei postoperativen Schmerzen stellt diese Kombination (400 mg Ibuprofen/100 mg Coffein) eine der effektivsten Therapieoptionen dar. Coffein in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) und/oder Paracetamol beziehungsweise Ibuprofen vermindert den Bedarf des analgetischen Wirkstoffes um circa 40 Prozent und beschleunigt dessen Wirkung.

Reproduzierbar, so Herdegen, sei auch eine relative analgetische Wirkungsverstärkung durch Coffein von circa 50 bis 60 Prozent. Man könne also theoretisch mit zwei Tabletten des Kombinationspräparates die gleiche analgetische Wirkung erzielen wie mit drei Tabletten des entsprechenden Monopräparates. Sein Fazit: „Coffein ist ein sicherer, nebenwirkungsarmer und effektiver Verstärker von Schmerzmitteln, vor allem gegen Kopfschmerzen.“

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt deshalb die Dreierkombination aus ASS, Paracetamol und Coffein (z. B. in Thomapyrin®) sowohl bei Spannungskopfschmerz als auch bei Migräne. Kann man eigentlich auch eine Tasse Kaffee als Wirkverstärker trinken? Im Prinzip ja – aber im Gegensatz zur Tablette mit ihrer genau definierten Menge weiß man in der Regel nicht, wieviel Coffein in einer Tasse Kaffee oder Espresso steckt.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/17 ab Seite 8.

Quelle
Presseveranstaltung: „Coffein – der Turbo in der Kopfschmerztherapie“ am 13. Juli 2017 in Hamburg. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland

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