CHAMÄLEON AUS DER ERDE

Natürliche Inhaltsstoffe, möglichst wenig Zusätze, am besten ohne Tierversuche und vegan. Im Zuge von ständig neuen Meldungen zum Für und Wider verschiedener Ingredienzen, stehen möglichst natürliche und naturnahe Produkte ganz oben in der Verbrauchergunst. Wenn sie dazu auch noch universell einsetzbar und preislich moderat sind, bietet sich das als Verkaufsargument geradezu an. So verhält es sich zum Beispiel mit dem Naturprodukt Heilerde. Wurde sie früher äußerlich überwiegend bei Wunden und Insektenstichen verwendet, ist ihr Anwendungsspektrum im Hautpflegebereich heute immens.

Mineralische Inhaltsstoffe Die Produkte, die in der Apotheke erhältlich sind, basieren meist auf Heilerde aus der Bundesrepublik. Ursprung ist eiszeitlicher Löss. Vermutet wird, dass der Löss aus Gesteinen entstand, die mit den Gletschern der letzten Eiszeit aus Skandinavien nach Deutschland transportiert und dabei zu Pulver zerkleinert wurden. Heute wird abgetragener Löss in Herstellungsbetrieben aufbereitet und bei 130 Grad Celsius (°C) getrocknet. So werden mögliche Keime abgetötet. Je nach Verwendungsgebiet wird der Löss anschließend zermahlen und in diverse Feinheitsgrade gesiebt.

Das Ausgangsprodukt ist frei von Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen, wird ohne Tierversuche entwickelt und ist vegan. Die ersten Grundpfeiler für ein modernes Kosmetikprodukt sind damit erfüllt. Je nach Herkunft kann der Mineraliengehalt unterschiedlich sein. Die gängigen Heilerde-Produkte aus der Apotheke enthalten Silikate, Kalkspat, Dreischichttonminerale, Feldspat, Dolomit, Silizium, Kalzium, Aluminium, Eisen, Kalium, Magnesium, Natrium, Titan sowie Phosphor. Dazu Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Nickel und Mangan. Dank dieser Zusammensetzung und ihrer Konsistenz verfügt die Heilerde über eine große Oberfläche. Beim Auftrag auf die Haut kann sie beispielsweise Stoffe ad- und absorbieren. Eine hilfreiche Eigenschaft bei unreiner, fettiger und Akne-Haut.

Detox mit Tiefenwirkung Frühjahr und Herbst sind beliebte Zeiten für innerliches und äußerliches Entgiften. Erklären Sie Ihren Kunden, dass sich dazu Heilerde anbietet. Fertige Detox-Pasten, beispielsweise mit Kapuzinerkresse, oder klassisches Pulver mit Wasser angerührt, helfen dabei die Haut von Schadstoffen zu befreien. Ein Fokus der aktuellen Detox-Diskussion liegt auf dem Feinstaub, wie er sich auf die Haut auswirkt und welche Folgen das für Hautzellen hat. Ebenso belasten ein ungesunder Lebensstil mit regelmäßigem Alkoholkonsum, Nikotin, wenig Schlaf, Stress und eine Ernährung mit zu wenig Vitaminen und Mineralien Körper und Haut.

Trockene, fahle, müde und faltige Haut sind typische Folgen. Raten Sie Ihren Kunden in solchen Lebenssituationen etwas an ihrem Lebensstil zu ändern. Ein bis zwei Dinge aktiv in Angriff zu nehmen klappt dabei meist besser, als alle Schwachstellen auf einmal abzustellen. Eine Streicheleinheit für die Seele sowie einen gesunden und frischen Glow bieten entsprechende Produkte aus der Apotheke. Beim Trocknen der Heilerde-Paste auf der Haut entsteht eine Sogwirkung: Die Haut wird gut durchblutet und kann anschließend Pflegestoffe besser und leichter aufnehmen. Ein bis zweimal pro Woche praktiziert, verändert sich das Hautbild positiv und Poren verfeinern sich.

Heilerde kann nicht nur bei Akne, sondern auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen wie beispielsweise Rheuma äußerlich angewendet werden.

Preiswerte Hilfe bei Akne Unreine Haut, eitrige Pickel und Pusteln sind kein unabwendbares Schicksal. Ein natürlicher Weg das Hautbild zu verbessern funktioniert dank regelmäßiger Verwendung von Heilerde. Im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung in der Berliner Charité wurde dazu untersucht, inwieweit eine kurmäßige Anwendung einer Heilerde-Maske mit Jojoba-Öl das Erscheinungsbild bei Akne verbessert. An der Studie nahmen 175 Probanden teil, die seit 16 Jahren unter Akne oder Hautunreinheiten litten. Aufgabe war es in sechs Wochen zwei bis drei Mal wöchentlich diese Maske anzuwenden. Bei 69 Prozent der Probanden nahm die Zahl der Papeln ab.

Ferner reduzierte sich die Zahl von kleinen Zysten und Pickeln bei 49 bis 58 Prozent und auch die Menge an Mitessern verringerte sich um 36 Prozent. Heilerde wirkt hier entzündungshemmend, absorbiert überschüssiges Fett, Talg und Bakterien. Neben diesen positiven Eigenschaften gibt es bei der Verwendung keinerlei Nebenwirkungen. Ein interessanter Aspekt für Kunden mit zusätzlich sehr empfindlicher Haut. Wirksamkeit und Natürlichkeit sind das Eine, ein moderater Preis ein weiterer Grund solche Produkte auch Kunden mit Akne anzubieten.

Heilerde – Pflege 2.0 Heute gibt es ein großes Angebot an natürlichen Produkten für die Gesichts-, Körper- und Haarpflege. Ausgangsbasis ist dabei hauchfein gemahlene Heilerde. Je nach Produkt kommen dazu pflanzliche Öle, Vitamine und Pflanzenextrakte dazu. Geeignet sind Gesichtswasser, Waschcreme oder beispielsweise Serum und getöntes Fluid sowie verschiedene Masken für jeden Hauttyp. Empfehlen Sie Kunden mit sehr trockener Haut, die ihre Maske selbst anrühren möchten, statt Wasser vollfetten Naturjoghurt mit ein paar Tropfen Öl zu nehmen. Das enthaltene Fett lässt die Maske nicht so stark austrocknen.

Natürliche Hilfe bei verwundeter HautOft wird im Alltag vergessen, dass auch Heilerde so manche Bagatellverletzung lindern kann. Deshalb lohnt es sich für alle Kunden entweder eine Packung feinst gemahlene oder fertig angerührte Paste in der Hausapotheke bereit zu halten. Wer sich beispielsweise beim Bügeln, am Backofen oder beim Kochen verbrennt, kann sofort etwas angerührte Heilerde oder -paste auftragen. Haut die von der Sonne verbrannt ist, lässt sich mit der Paste verarzten.

Nicht nur bei Mückenstichen lindert sie den Schmerz und Juckreiz, sondern auch bei stark anschwellenden Stichen von Bienen, Wespen und Bremsen gilt es sofort die heilsame Paste aufzutragen. Es lohnt sich Produkte mit Heilerde stärker in den Fokus der Kunden zu stellen. Natürliche Wirksamkeit, effektive Hilfe, Pflege ohne unnötige Zusätze und moderate Produktpreise machen es leicht, Heilerde auch Ihren Kunden anzubieten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/18 ab Seite 90.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin