© Jürgen Hust / fotolia.com

Giftpflanzen

BUSCHWINDRÖSCHEN

Das zerbrechlich wirkende Buschwindröschen ist eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln, da sie zu den Frühblühern gehört. Für uns jedoch sind alle Pflanzenteile giftig.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Anemone nemorosa L. trifft man in Europa besonders in lichten Laubwäldern bis zu einer Höhe von 1900 Metern an. Der Frühblüher nutzt das Licht, das zu Anfang des Jahres durch die laub- und blütenfreien Bäume auf den Waldboden trifft und bildet bereits ab März dichte, bodenbedeckende Blütenteppiche aus. Im Laufe des Frühsommers zieht sich das Buschwindröschen wieder in seinen unterirdischen Teil zurück, wo es bis zum nächsten Frühjahr verbleibt.

Etwas Botanik Die circa 15 bis 25 Zentimeter hoch werdende Waldpflanze gehört zu den Hahnenfußgewächsen , was an der handförmigen Blattform leicht zu erkennen ist. Die lang gestielten Blätter sind dreiteilig mit zwei- bis dreispaltigen Blattfiedern, die ungleich grob gesägte Abschnitte aufweisen. Am waagerecht kriechenden Wurzelstock entspringt ein grundständiges Blatt, das aber zur Blütezeit von März bis Mai fehlt.

Am oberen Stängelende sitzen drei Hochblätter in einem Quirl angeordnet, aus deren Blattgrund der Blütenstil wächst. Er trägt eine einzeln stehende Blüte mit einem Durchmesser von etwa zwei Zentimetern. Diese bestehen in der Regel aus sechs weißen bis rötlich-violetten Blütenhüllblättern und zahlreichen gelben Staubblättern. Wenn sich die Blüten nachts sowie bei trübem Wetter schließen, neigen sich die langen Stiele nach unten und verleihen den Blüten eine Glockenform.

Vielversprechende Namen Die einzelnen Blüten schaukeln auf ihren schlanken Stängeln mit jedem Luftzug hin und her und werden vom Wind leicht abgerissen. Daher trägt die Pflanze ihren Gattungsnamen Anemone, der vom griechischen Wort anemos = Wind abstammt. Auch die deutsche Bezeichnung Buschwindröschen ist in Anlehnung an diese Eigenschaft gebildet worden. Der Artname nemorosa ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „belaubt, bewaldet“ und ist ein Hinweis auf den Standort des Buschwindröschens.

VORSICHTIG! GIFTIG!
Werden Zubereitungen aus frischen Pflanzenteilen auf die Haut aufgelegt, kommt es zur Rötung und Blasenbildung. Verantwortlich dafür ist Protoanemonin, ein Lacton der Hydroxy-penta-2,4-diensäure,
welches als Toxin bei sämtlichen Hahnenfußgewächsen vorkommt. Es ist in allen Pflanzenteilen des Buschwindröschens vorhanden. Innerlich appliziert schädigt das Gift die Nieren, die Verdauungsorgane und das Nervensystem. Nach Verschlucken kommt es zu Reizerscheinungen der Mundund Rachenschleimhaut. Übelkeit, Erbrechen, blutiger Durchfall und Urin folgen. Zudem machen sich die Vergiftungserscheinungen durch Schwindel, zentrale Erregungen mit Krämpfen, Atemlähmung und Kreislaufkollaps bemerkbar.

Ebenso deuten die Synonyme Waldröschen oder Holzblümli hin. Zahlreiche volkstümliche Bezeichnungen beziehen sich auf die frühe Blütezeit (z. B. Schneeblümel, Osterblume), die weiße Blütenfarbe (z. B. Käsblümchen, Quarkblume) oder die Verwendung als Futterkraut (z. B. Zegenblaume, Kühhunger) sowie als Heilpflanze (z. B. Augenblume, Augenwurz).

Verwendung In der Volksmedizin spielte das Hahnenfußgewächs bei Augenleiden eine große Rolle. So sollte es in manchen Gegenden das ganze Jahr vor Augenkrankheiten schützen, indem man die Augen mit den im Frühjahr zuerst gefunden Anemonen einreibt. Andere Landstriche verwendeten einen Sud der im Wasser gekochten Blätter als Mittel gegen Nachtblindheit. Umschläge und Einreibungen sollten auch bei Geschwüren und diversen Hautausschlägen helfen. Hyronymus Bock schätzte das frische Kraut als blasenziehendes Mittel gegen Wechselfieber, Rheuma und Zahnschmerzen.

Als Heilpflanze obsolet Vergiftungen beim Menschen kommen heute aber selten vor, da die frischen Pflanzenteile des Buschwindröschen schlecht riechen und schmecken. Bekannt sind vielmehr toxische Erscheinungen bei Weidevieh, das nach Verzehr der giftigen Blume mit Blutharnen sowie Magen- und Darmentzündungen reagiert. Daher trägt das Buschwindröschen in einigen Gegenden auch die Namen Giftblume oder -kraut.

Obwohl das Toxin Protoanemonin durch den Trocknungsprozess in das ungiftige Anemonin umgewandelt und damit deaktiviert wird, sollte aus Sicherheitsgründen eine Anwendung getrockneter Pflanzenteile zur Teeanwendung unterbleiben. Üblich ist heute lediglich noch eine Anwendung in der Homöopathie bei Rheuma, Magen- und Frauenleiden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/14 ab Seite 100.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

×