Das ständige Stechen in die Fingerbeere zum Zweck der Blutzuckermessung könnte bald der Vergangenheit angehören. © andriano_cz / iStock / Getty Images Plus

Diabetes | Innovation

BLUTZUCKERMESSUNG GANZ OHNE PIKS

Es ist ein großes grünes Pflaster, das am Handgelenk getragen wird – nicht ganz unauffällig, aber enorm hilfreich. Durch eine spezielle Technik misst das Pflaster den Blutzuckerspiegel, ganz ohne Blutprobe.

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Klingt schwer vorstellbar, an einer Probe frischen Kapillarblutes führt eigentlich kein Weg vorbei. Britische Nanophysiker sollen das Unmögliche nun aber möglich gemacht haben: Eine kontinuierliche Überwachung der Blutzuckerwerte ohne invasive Verfahren, die Haut bleibt heil. Wie funktioniert das? In den letzten Jahren sind bereits einige Forscher daran gescheitert – Schweiß- oder Speichelmessung, nichts hat stabile Ergebnisse erbracht. Der Sensor, der einem großen, grünen Pflaster ähnelt, bezieht seine Informationen aus den Haarfollikeln, genauer gesagt aus der Extrazellularflüssigkeit um die Follikel. Kleine, auf dem „Pflaster“ verteilte Sensoren „saugen“ diese Flüssigkeit alle 10 bis 15 Minuten auf und messen die enthaltene Glucose-Konzentration. Und noch ein weiterer Vorteil: Die Minisensoren müssen hierfür nicht zuvor mit einer Blutprobe kalibriert werden.

Die Einbettung der Sensoren erfolgt in ein spezielles Material: Graphen. Dabei handelt es sich um Kohlenstoffmoleküle, die wabenartig zu Benzolringen verknüpft vorliegen. Es ist fest, leitfähig, flexibel und umweltverträglich – und noch recht neu (der Erfinder bekam erst 2010 den Nobelpreis für Physik), daher hoffen die Forscher, dass es dann in einigen Jahren in größeren Mengen kostenadäquat herstellbar sein wird. Das Design soll dann auch noch verfeinert werden. Am Ende soll ein gut tragbares Pflaster stehen, das über 24 Stunden Blutzuckermesswerte liefert. Geplant ist, dass diese dann an die Smartwatch oder das Smartphone zur Auswertung geschickt werden. Erste Versuche an Schweinehaut verliefen zur Zufriedenheit der Wissenschaftler, erste klinische Tests (an zwei Probanden) lieferten ebenfalls zuverlässige Messwerte. Weitere klinische Untersuchungen sollen nun folgen.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle Ärzteblatt
  Medical Tribune, 53. Jahrgang; Nr. 23, 08.06.2018; 2

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