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Diabetes

BLIND BEDIENEN

Schnell im Internet schauen, wann die nächste Bahn fährt, eine Mail beantworten oder eine Wegbeschreibung abfragen: Auch blinde und sehbehinderte Menschen möchten diese praktischen Funktionen eines Smartphones nutzen.

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Dank der Voice-Over-Funktion ist dies rein technisch gesehen möglich. Laut einer Umfrage zum Apple-Betriebssystem nutzen fünf bis zehn Prozent der Besitzer diese Vorlesefunktion. Dennoch gibt es zu wenige Anwendungen, die sehbehinderte Menschen verwenden können. Viele der Betroffenen haben zudem Diabetes. Apps unterstützen sehende Diabetiker bei ihrer täglichen Therapie, etwa um Blutzuckerwerte zu managen oder um Kohlenhydratmengen in bestimmten Produkt zu berechnen. Darum fordert diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe mehr barrierefreie Apps.

Jährlich erblinden 2000 Menschen „15 bis 20 Jahre nach Beginn der Erkrankung weisen 80 Prozent aller Menschen mit Typ-2-Diabetes Schäden an der Netzhaut auf“, sagt Professor Dr. med. Hans-Peter Hammes, Mitglied der AG ‚Diabetes und Auge‘ der Deutschen Diabetes Gesellschaft von der Universitätsklinik Mannheim. Denn dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte schädigen winzige Blutgefäße der Netzhaut. „Zu Beginn bleibt das Sehvermögen unbeeinträchtigt. Die Schäden schreiten unbemerkt fort und führen jährlich bei 2000 Menschen zur Erblindung“, warnt der Diabetologe. Deswegen sollten Betroffene mindestens ein Mal im Jahr eine Spiegelung des Augenhintergrunds durchführen lassen.

Noch nicht nutzbar Erblindete und sehbehinderte Menschen mit Diabetes wollen vor allem eines nicht: ihre Selbstständigkeit verlieren. Ein Smartphone könnte sie dabei unterstützen. Die technische Grundlage dafür ist gegeben. Nach Apple hat nun auch Android die Bildschirmvorlesefunktion übernommen. „Doch bei den Anwendungen hapert es noch an vielen Stellen“, sagt Diana Droßel, aktives Mitglied der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M).

Vor 32 Jahren ist die Typ-1-Diabetikerin erblindet und trotz dessen begeisterte Smartphone-Nutzerin – jedoch mit Einschränkung. Denn viele Apps seien für sie nicht nutzbar. „Sie unterstützen die Bildschirmvorlesefunktion nicht oder das Interface ist zu unübersichtlich.“ Dabei bräuchten sich die Programmierer nur an Standards zu halten und die Apps wären zu 95 Prozent barrierefrei.

Zu alt? Dazu kommt, dass der Gedanke an einen Touchscreen bei vielen Betroffenen Angst auslöst. „Gerade in der älteren Generation trauen sich viele den Umgang mit so einem modernen Gerät nicht zu“, erklärt Jan Twachtmann, Vorstandsvorsitzender der DDH-M. Deswegen organisiert die DDH-M in einer Kooperation mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) bundesweit Informationsveranstaltungen, bei denen Betroffene sich mit dem Smartphone und grundlegenden Funktionen vertraut machen können.

Weitere Informationen
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Bundesgeschäftsstelle
Reinhardtstraße 31
10117 Berlin

Tel.: 030/2016770
Fax: 030/20167720
E-Mail: info@diabetesde.org
Internet: www.diabetesde.org oder
www.deutsche-diabetes-hilfe.de


Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/14 auf Seite 22.

In Zusammenarbeit mit diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

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