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BITTE NICHT HINLEGEN!

Die Einnahmehinweise der Bisphosphonate klingen abenteuerlich. Viele Patienten lassen sich dadurch leicht verunsichern. Treten bei dieser Substanzgruppe tatsächlich so gravierende Nebenwirkungen auf?

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Bisphosphonate wie Alendronsäure, Ibandronsäure, Risedronsäure oder Zolendrosäure besitzen eine hohe Affinität zum Knochen. Sie bleiben dort jahrelang gebunden, hemmen die Osteoklastentätigkeit und blockieren die Calciumfreisetzung aus den Knochen. So stoppen sie den Knochenabbau und erhalten die Knochenarchitektur und deren Festigkeit. Es sind wirksame Arzneistoffe gegen Osteoporose, sie werden aber auch bei Krebspatienten gegen die Knochenzerstörung durch Metastasen erfolgreich eingesetzt. Allerdings ist die Einnahme oraler Produkte kompliziert. Je nach Dosierung werden die Tabletten einmal täglich (10 mg) oder einmal wöchentlich (70 mg) eingenommen. Als Hinweis geben Sie Ihren Kunden mit auf den Weg: Bitte auf nüchternen Magen mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück aufrecht sitzend oder stehend mit einem großen Glas Leitungswasser einnehmen! Und die nächsten 30 Minuten (bei Ibandronsäure sogar 60 Minuten) nicht wieder hinlegen. Die Tabletten – auch wenn sie sehr groß sind – bitte im Ganzen runterschlucken und keinesfalls kauen, lutschen oder vorher zerkleinern.

Schutz der Speiseröhre Diese recht strengen Einnahmevorschriften sollen verhindern, dass die Speiseröhre gereizt wird oder sich gar entzündet – eine sehr unangenehme und schmerzhafte Nebenwirkung, die bei falscher Einnahme wegen der ätzenden Wirkung der Bisphosphonate eintreten kann. Sie sollten Ihren Patienten raten, bei den Anzeichen einer Speiseröhrenreizung wie Schluckbeschwerden, neu auftretendem Sodbrennen oder Schmerzen hinter dem Brustbein einen Arzt aufzusuchen.

Schutz des Kieferknochens Klagen Kunden über Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Kiefers, kann eine andere gefürchtete Nebenwirkung, die Osteonekrose, dahinterstecken. Es können sich Abszesse und Fisteln bilden, aus denen Sekret fließt. Im Röntgenbild zeigt sich dann, dass Teile des Knochens abgestorben sind. Meist betrifft dies ältere Menschen mit Parodontose oder Entzündungen der Zahnwurzel. Die Nekrosen können auch nach einer gravierenden Zahnbehandlung, wie dem Setzen von Implantaten oder einer Wurzelbehandlung, erstmals auftreten. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen und Alkohol sowie eine Zytostatika- oder Kortison-Behandlung. Vermutlich erhöhen Entzündungen in der Nähe des Knochens die Toxizität der Bisphosphonate, was zum Absterben des Knochens führt. Raten Sie daher Patienten, die mit Bisphosphonaten behandelt werden, zu vorbeugenden Maßnahmen. Sie sollen sehr genau auf eine gute Mundhygiene achten. Dies gilt auch für Menschen mit dritten Zähnen. Denn eine schlecht sitzende Prothese kann Druckstellen verursachen, die eine Entzündung des Knochens anstoßen. Generell sollten Zahnprobleme und Entzündungen im Mundraum vor der Bisphosphonat-Therapie vom Zahnarzt beseitigt werden. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/17 auf Seite 26.

Sabine Breuer, Apothekerin/Redaktion

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