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Homöopathie

BELLADONNA

Die Tollkirsche gehört zu den Nachtschattengewächsen und ist eine heimische Giftpflanze. Charakteristisch ist die Wirkung bei akuten Entzündungen.

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Die Grundlage der homöopathischen Medizin ist die möglichst weit gehende Übereinstimmung zwischen der „Symptomatik” der homöopathischen Arznei und den Beschwerden der erkrankten Personen . Unter kontrollierten Bedingungen an (möglichst) gesunden Menschen durchgeführte homöopathische Arzneimittelprüfungen dienen dem Zweck, das Wirkspektrum (die Symptomatik) der Ausgangsstoffe zu erfassen. Die Kenntnis der Arzneimittel ist eine wesentliche Voraussetzung für die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips und somit Voraussetzung für eine effiziente homöopathische Behandlung.

Atropa Belladonna: Botanik Die Tollkirsche blüht etwa von Juni bis in den August, anschließend entwickeln sich charakteristische, sehr giftige, schwarze, kirschartige Beeren. Bereits drei bis fünf von ihnen können bei Kindern eine tödliche Wirkung entfalten. Typische Vergiftungszeichen sind unter anderem die Erweiterung der Pupillen, Rötung und Hitze der Haut, Mundtrockenheit, Tachykardie, zunächst die Entwicklung von Unruhe, später Übergang zur Bewusstlosigkeit.

Allgemeine Wirkrichtung Charakteristisch für Belladonna ist seine Wirkung bei akuten Entzündungen. Im Gegensatz zu anderen wichtigen „Entzündungsmitteln” wie Apis mellifica (exsudative Entzündung mit starker Schwellung), Bryonia (fibrinöse Entzündung mit ausgeprägter Trockenheit), Phosphorus (hämorrhagische Entzündung mit Blutungstendenz) oder Hepar sulphuris (Eiterbildung) steht bei Belladonna der starke Blutandrang zum erkrankten Organ (Hyperämie) im Mittelpunkt.

Aus dieser physiologischen Wirkung können viele der Belladonna-Symptome nachvollzogen werden, wie die charakteristische Rötung des betroffenen Gewebes (knallrot, tomatenrot), die Hitze/das Brennen (im Fieber wegen der begleitenden Zentralisation oft verbunden mit einem frösteligen Gefühl und dem Bedürfnis nach Wärme, Bedecken oder Einhüllen) und der pulsierender Schmerz. Typisch ist des Weiteren der plötzliche Beginn, die rasche Entwicklung von oft heftigen Krankheitserscheinungen.

TYPISCHE SYMPTOME
+
Auslöser: Kälte/Nässe am Kopf, beispielsweise nach dem Haare schneiden, Zugluft, übermäßige Sonnenbestrahlung
+ Empfindung: pulsierender, „klopfender” Schmerz, Hitzegefühl (heiß und brennend), Frösteln
+ Aussehen: kräftige rote Farbe (im Gesicht bei allgemeinen Krankheiten (Fieber), lokal im entzündeten Bereich), Pupillen erweitert
+ Besserung durch: Wärme, Bedecken, Einhüllen
+ Verschlechterung durch: zu viele Reize (Lärm, Helligkeit), Sonne, Erschütterung (beim Gehen), Runterbeugen, am Nachmittag
+ Stimmung: Reizbarkeit, insbesondere durch zu viele Umgebungsreize (z. B. grelles Licht, Lärm), Delirien/Halluzinationen

Anwendung Belladonna kann bei fieberhaften Infekten oder akuter Entzündung verschiedener Organe mit Entwicklung der beschriebenen, auf die Arznei hinweisenden Symptomen angezeigt sein. Bei Entzündung des Mittelohres, der Nebenhöhlen, des Halses, der Harnblase, der Brustdrüse einer stillenden Frau, beim akuten Gichtanfall oder dem Verblitzen der Augen ist Belladonna in der Offizin eine häufig infrage kommende Arznei. Es ist zudem das Hauptmittel für die Folgen übermäßiger Sonnenbestrahlung (Sonnenbrand, Kopfschmerzen bis hin zum Sonnenstich).

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/12 auf Seite 48.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/ Homoöpathie

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