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Darmkrebsmonat März

AUS LIEBE ZUR VORSORGE

Kolonkarzinome wachsen nur langsam und lassen sich per Darmspiegelung frühzeitig erkennen. Für die Zukunft wird ein flächendeckendes nationales Darmkrebs-Screening diskutiert – um noch mehr zur Teilnahme zu bewegen.

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Bislang hat jede gesetzlich Versicherte in Deutschland ab einem Alter von 55 Jahren Anspruch auf eine Koloskopie zur Darmkrebsvorsorge, inklusive einer Wiederholung nach zehn Jahren. Aber nur ein Bruchteil der Berechtigten nimmt dieses Angebot wahr.

Und das, obwohl gesichert ist, dass sich kolorektale Karzinome auf diese Weise häufig frühzeitig entdecken lassen: Meist noch in einem Vorstadium, bevor aus einem harmlosen Polypen ein bösartiger Tumor wird oder zumindest in einem Frühstadium des Krebses, in dem die Chancen für eine Heilung noch vergleichsweise gut stehen. Experten sind überzeugt: Ließe sich die Teilnehmerrate an der Früherkennungsuntersuchung erhöhen, dann ließe sich damit eine Vielzahl von Todesfällen vermeiden.

Krebs“vorsorge“ Bei Darmkrebs ist die Untersuchung im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur Früherkennung, sondern auch echte Vorsorge: Im Rahmen der Darmspiegelung können mit Adenomen häufig Vorstadien entdeckt und direkt entfernt werden, sodass Krebs gar nicht erst entsteht. Im Rahmen von knapp drei Millionen Vorsorgekoloskopien zwischen 2003 und 2008, wurden bei knapp jeder fünften Untersuchung Adenome entdeckt. Bei 6,4 Prozent der Teilnehmer wurden fortgeschrittene Adenome gefunden und bei 0,9 Prozent Karzinome, die Mehrheit davon in einem frühen Stadium.

Dabei traten bei 2,1 von 1000 Untersuchungen Komplikationen (meist Blutungen) auf. Hochrechnungen ergaben, dass bei den insgesamt 4,2 Millionen Teilnehmern zwischen 2003 und 2010 durch die Untersuchung fast 100 000 Darmkrebserkrankungen verhindert werden konnten. Setzt man diese Zahl in Beziehung zu den rund 63 000 Darmkrebs- Neuerkrankungen hierzulande pro Jahr, so lässt sich erahnen, wie effektiv das Vorsorgeprogramm sein könnte, wenn mehr Menschen eine Darmspiegelung durchführen ließen.

OKKULTES BLUT IM STUHL
Als Alternative zur Darmspiegelung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für regelmäßige Stuhluntersuchungen mit dem sogenannten Guajakbasierten Test auf okkultes Blut im Stuhl (gFOBT). Derzeit berät der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), ob in Zukunft stattdessen immunologische Tests (iFOBT) zum Einsatz kommen sollen, die als sensitiver gelten. Dabei ist die Darmspiegelung weiterhin als Goldstandard anzusehen, zumal bei einem auffälligen Ergebnis des Stuhltests auf jeden Fall eine nötig wird.

Aber innerhalb der ausgewerteten fünf Jahre zwischen 2003 und 2008 hatten nur 15,5 Prozent der berechtigten Männer sowie 17,2 Prozent der berechtigten Frauen im Alter zwischen 55 und 74 Jahren an der Vorsorgeuntersuchung teilgenommen. Deshalb wird nun darüber nachgedacht, in Zukunft die Teilnahmeberechtigten – ähnlich wie beim Brustkrebs-Screening – persönlich einzuladen. So sieht es zumindest eine EU-Richtlinie vor. Erste Pilotprojekte haben gezeigt, dass sich mit dieser Strategie die Teilnehmerzahlen tatsächlich steigern lassen.

Screening-Programm Schon mit der derzeitigen Kostenübernahme für die Koloskopie steht Deutschland in punkto Darmkrebsvorsorge europaweit vergleichsweise gut dar. Aber ein koordiniertes Screening- Programm mit persönlicher Einladung würde neben der Steigerung der Teilnehmerzahlen noch weitere Vorteile mit sich bringen: Die Daten würden zentral erfasst, könnten besser in die im Nationalen Krebsplan vorgesehenen Krebsregister eingepflegt und umfassender ausgewertet werden.

Dabei könnten auch Daten zu erblichem und familiärem Darmkrebs erhoben werden, was es wiederum erlauben würde, Risikopersonen leichter zu identifizieren und geeignete intensivierte Vorsorgemaßnahmen für sie zu entwickeln. Zudem ließe sich die Qualität konsequenter sichern.

Bewusstsein schaffen Auch in diesem Jahr ist der März wieder Darmkrebsmonat. Initiator ist die Felix Burda Stiftung, die nach dem an dieser Krebsart verstorbenen Sohn des Verlegers Hubert Burda und seiner Frau Christa Maar benannt ist. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Aktionen und Kampagnen über die Erkrankung und besonders die Vorsorgemöglichkeiten zu informieren.

In diesem März ist ein Benefizkonzert der Neuen Philharmonie München geplant, dessen Einnahmen von Darmkrebs betroffenen Familien zugute kommen sollen. Außerdem verleiht die Stiftung jährlich im Rahmen einer großen Gala den Felix-Burda-Award, der besonders erfolgreiche Projekte im Kampf gegen Darmkrebs auszeichnet. Zwar ist die Zahl der Darmkrebserkrankungen hierzulande seit einigen Jahren stabil – und das, obwohl das Erkrankungsrisiko mit dem Alter zunimmt und die Bevölkerung immer älter wird. Relativ gesehen sinken die Zahlen erfreulicherweise also sogar leicht. Doch mit einer höheren Teilnahme an der Vorsorge ließe sich noch viel mehr erreichen – dazu will der Darmkrebsmonat März auch in diesem Jahr wieder aufrufen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/15 ab Seite 120.

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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