Sechs Papierarmbänder in verschiedenen Farben
Armbänder in verschiedenen Farben sollten Verwechslungen verhindern - in Saarbrücken hat das nicht immer geklappt. © AlexandrBognat / iStock / Getty Images Plus

Verwechslung | Impfpanne

AUS FEHLERN LERNEN

Drei Personen haben aus Versehen bei der zweiten Corona-Impfung AstraZeneca statt BioNTech bekommen. Kein Grund zur Sorge, sagt ein Experte. Sie könnten sogar noch besser vor COVID-19 geschützt sein.

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Bei der Zweitimpfung gegen Corona ist es in Saarbrücken in drei Fällen zur Verwechslung des Impfstoffes gekommen. Die Erstimpfung sei mit dem Präparat von BioNTech erfolgt, bei der Zweitimpfung sei dann aber AstraZeneca gespritzt worden, sagte der Sprecher des Regionalverbandes Saarbrücken am Donnerstag. Es habe sich um „menschliches Versagen“ von Mitarbeitern gehandelt. „Dass das passiert ist, ist bedauerlich“, sagte er. „Aber wo Menschen arbeiten, passieren leider auch Fehler.“

Die Fälle seien in den vergangenen beiden Wochen geschehen, sagte der Sprecher. Den drei Personen, bei denen es zu Verwechslungen gekommen war, gehe es gut. Sie hätten keine Nebenwirkungen gezeigt. Es handele sich um ältere Leute, in einem Fall wisse man, dass die Person über 80 Jahre alt sei.

Farbcode gegen Verwechslungsgefahr
Eigentlich dürfte so etwas nicht passieren: Es gibt im Impfzentrum Saarbrücken viele Sicherheitsschranken - vom Einlass bis zur Impfgabe. Die Personen, die geimpft werden, bekommen farblich unterschiedliche Bändchen, je nach Impfstoff. „Bei AstraZeneca ist es blau, bei BioNTech weiß.“ Dann gibt es eigene Klemmbretter in blau, die Formulare sind bläulich gefärbt und auch das Tablett mit dem AstraZeneca-Impfstoff ist blau.

„Dennoch kam es in drei unterschiedlichen Fällen zu einer Verwechslung bei der Zweitimpfung“, so der Sprecher. Pro Tag würden in dem Impfzentrum 1600 bis 1700 Menschen pro Tag geimpft. Die Zweitimpfungen mit AstraZeneca sollten im Saarland ab Mitte April beginnen.

Nicht schlimm – im Gegenteil?
Die Impfstoffverwechslung sei „kein Grund zur Sorge“, sagte der Chefarzt der Inneren Medizin I - auch Infektiologie - im Klinikum Saarbrücken, Professor Daniel Grandt. Im Gegenteil: Es gebe Daten aus einer jüngst publizierten Untersuchung mit Mäusen, dass „die Kombination von zwei verschiedenen Impfstoffen zu einer besseren Immunantwort und zu einem besseren Schutz vor COVID-19 führt als die Impfung mit nur einem Impfstoff“.

Die Kombination von zwei verschiedenen Impfstoffen könnte zu einer besseren Immunantwort führen.

In Großbritannien (Oxford) starte daher gerade eine Studie mit 800 Probanden, bei der man genau diese Frage untersuchen werde, sagte Grandt, der 13 Jahre Mitglied im Vorstand der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft war. Die Probanden würden zunächst mit dem Impfstoff von AstraZeneca oder von BioNTech und danach mit dem jeweils anderen geimpft.

Gut zu wissen bei Lieferengpässen
Grandt sagte, er plädiere nach den derzeitigen Empfehlungen der STIKO dafür, beide Impfungen mit dem gleichen Impfstoff vorzunehmen. Es sei dennoch sinnvoll, die Kombination von Impfstoffen gegen Corona zu untersuchen - da es neben möglichen Verwechslungen auch zu Situationen kommen könne, in denen der erste Impfstoff zum Zeitpunkt der Zweitimpfung nicht verfügbar sei. Neue Nebenwirkungen als die bereits bekannten seien in der Kombination nicht zu erwarten.

Auch in Russland werde zu dem Thema gerade eine Studie aufgelegt. Dabei werde die Kombination von AstraZeneca und Sputnik V untersucht, sagte Grandt, in dessen Klinik bereits knapp 1000 COVID-Patienten behandelt worden sind.

Quelle: dpa

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