verengtes Blutgefäß bei Atherosklerose© Christoph Burgstedt / iStock / Getty Images Plus
Bei der Atherosklerose verengen und verhärten sich die Arterien durch krankhafte Ablagerungen und es laufen chronisch-entzündliche Vorgänge ab.

Atherosklerose

WENN EIN PROTEIN DIE RICHTUNG VORGIBT

Die Krankheit kann bereits in der Kindheit beginnen und schreitet mit zunehmendem Alter fort: Atherosklerose. Einem Forscherteam der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ist es gelungen, ein Protein zu identifizieren, das die Gefäßerkrankung bremsen kann

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Auf der Liste der weltweit häufigsten Todesursachen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht Atherosklerose ganz oben auf der Liste. Bei dieser Gefäßerkrankung verengen und verhärten sich die Arterien durch krankhafte Ablagerungen und es laufen chronisch-entzündliche Vorgänge ab. 

Dies geschieht dadurch, dass der Körper Cholesterinester und andere Lipide  in die innere Wandschicht arterieller Blutgefäße einlagert. Somit kommt es zu Plaquesbildungen, die den Blutfluss derart verringern können, dass manche Organe nicht mehr ausreichend versorgt werden. 
 

Haben B-Zellen  schützende oder hemmende Wirkung?

Die B-Zellen in unserem Körper nehmen beim Thema Atherosklerose eine wichtige Rolle ein. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen und vermitteln über Antikörper sowohl schützende als auch schädigende Wirkungen. Aber wie genau entscheidet der Körper, welcher Prozess sich durchsetzt?

Professorin Dr. Sabine Steffens vom Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten (IPEK) und ihr Team haben ein Protein lokalisiert, das an der Steuerung der adaptiven Immunantwort bei Atherosklerose entscheidend beteiligt ist. Die Forscher*innen sind der Ansicht, dass sich dieses Protein gut als Zielstruktur für neue Therapiemöglichkeiten eignen könnte. 
 

Neue Therapien entwickeln

„Wir wollten besser verstehen, wie B-Zellen atherosklerotische Erkrankungen beeinflussen, um perspektivisch neuartige, auf B-Zellen ausgerichtete Therapien für diese lebensbedrohliche Erkrankung zu entwickeln“, erklärt Steffens zu den Zielen ihres Forschungsprojekts. Dabei stand der Rezeptor GPR55, der chemische Signale von außerhalb in das Innere von Zellen weiterleitet, im Fokus des Interesses.

Das Molekül wird in B-Zellen der Milz bei Mäusen in großem Umfang hergestellt. Das Forscherteam entschied sich daher innerhalb ihrer Untersuchung für Mausmodelle. Die Mäuse innerhalb der Verumgruppe erhielten spezielles Futter, um Atherosklerose auszulösen. Bereits nach einem Monat war der Rezeptor hochreguliert. Das bedeutet, die Krankheit befindet sich in einem frühen Stadium. Die Tiere der Kontrollgruppe, die kein GPR55 herstellen konnten, entwickelten hingegen im Vergleich zum Wildtyp größere atherosklerotische Plaques. Ohne GPR55 wurden demnach die B-Zellen übermäßig aktiviert und so die entzündlichen Vorgänge gefördert
 

B-Zell-GPR55-Signalweg
 

Wie ist das bei menschlichen atherosklerotischen Plaques? Das Team fand heraus, dass bei instabilen Plaques, die ein hohes Risiko besitzen einen Schlaganfall auszulösen, weniger Rezeptoren vorhanden waren, als bei stabilen Plaques. Steffens erklärt: „Dieser Befund deutet darauf hin, dass sich die Expression des Proteins im Verlauf der Krankheit verändert“.

„Unsere Ergebnisse deuten auf eine protektive Rolle des B-Zell-GPR55-Signalwegs bei Atherosklerose hin, was potenziell auch auf Relevanz für die menschliche Pathophysiologie schließen lässt“, so Steffens. Sie hofft: „GPR55 könne der Ansatzpunkt neuartiger Therapien sein.“ Nun muss in weiteren Untersuchungen gezeigt werden, ob es gelingt, mit kleinen Arzneistoffmolekülen die Bildung von GPR55 anzuregen.

Quelle:  Informationsdienst Wissenschaft
 

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