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Giftpflanzen

ARONSTAB

Während im Frühjahr der Gefleckte Aronstab eher unauffällig ist, fällt sein bizarrer Fruchtstand mit den leuchten roten Beeren in den späten Sommermonaten jedermann ins Auge.

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Arum maculatum L. gehört zur Familie der Aronstabgewächse und ist die einzige heimische Spezies der Gattung Arum in Mitteleuropa. Arum-Arten sind vor allem in den Subtropen und Tropen verbreitet. Der heimische Aronstab findet sich in Mittel- und Südeuropa und wächst bevorzugt in lichten und nährstoffreichen Laub- und Mischwäldern auf lockerem und nährstoffreichem Humusboden. Er wird 15 bis 60 Zentimeter hoch.

Ausgefallener Blütenstand Arum maculatum L. ist mit einem rundlich-eiförmigen, knolligen Wurzelstock im Boden verankert, aus dem im Frühjahr mehrere glänzende, dunkelgrüne Laubblätter treiben, die im Sommer nach der Blütezeit wieder absterben. Die Blätter werden bis zu 20 Zentimeter lang, sind spieß-pfeilförmig und haben eine deutliche Mittelrippe. Teilweise sind sie bräunlich oder schwärzlich gefleckt, was auch im deutschen Namen Gefleckter Aronstab und im Artnamen maculatum (lat. maculatus = gefleckt) zum Ausdruck kommt.

Das auffälligste Merkmal der Pflanze ist der lange braune Blütenkolben (Spadix), der von einem hellgrünen, tütenförmigen Hüllblatt (Spatha) umgeben ist, das sich nach unten kesselförmig erweitert und den Blütenstand umhüllt. Auf den Blütenstand soll auch der Gattungsname Arum und der deutsche Name Aronstab zurückzuführen sein. Arum soll aus dem Ägyptischen stammen und sich von „aron“ ableiten, das mit Aaron, dem älteren Bruder Moses im Alten Testament in Verbindung gebracht wird. Der Überlieferung nach soll dessen Stab als Zeichen seiner Auserwählung zum Hohepriester ergrünt sein, als er ihn auf die Bundeslade legte. Im Volksglauben galt der Blütenstand als ein Phallus-Symbol, das die Potenzsteigert und für Nachwuchs sorgt.

Stinkende Falle Am unteren Ende des Blütenkolbens befinden sich die eigentlichen Blüten, wobei männliche und weibliche an einer Pflanze vorkommen (einhäusig getrenntgeschlechtlich). Ganz unten sitzen die weiblichen Blüten, darüber sind die männlichen Blüten angeordnet, über denen ein Kranz steriler, borstenartiger Blüten, die Reusenhaare genannt werden, stehen. Der Blütenkolben entwickelt einen unangenehmen nach Fäkalien riechenden Duft, was der Pflanze auch die volkstümlichen Namen Aas-, Stinkblume oder Katzenpis eingebracht hat.

Durch den Gestank werden kleine Fliegen und Schmetterlingsmücken angelockt, die sich auf der Pflanze niederlassen und vom glatten Hüllblatt in den Kessel rutschen, wo sie die Blüten befruchten. Die abwärts gerichteten Reusenhaare verhindern ein sofortiges Entweichen der Tiere. Sie sind im Kessel eingeschlossen – in die Falle geraten. Daher wird der Blütenstand auch Fliegenkesselfalle genannt.

Erst wenn die weiblichen Blüten befruchtet sind, erschlaffen die Haare und die Insekten können am Kolbenstil emporklettern und entfliehen. Diese Bestäubungsmethode verhindert Selbstbefruchtung der Kesselfallenpflanzen, weil der männliche Blütenpollen erst ausgeschüttet wird, wenn die Befruchtung der weiblichen Blütenorgane stattgefunden hat. Aus den Blüten entwickeln sich dann von August bis September süßlich schmeckende Beeren, die zunächst grün sind und im reifen Zustand rot leuchten.

Giftwirkung beachten Alle Pflanzenteile sind toxisch. Schon bloßer Hautkontakt löst starke Hautreizungen aus. Beim Weidevieh treten tödliche Vergiftungen durch Verzehr der Blätter auf. Beim Menschen führen insbesondere die Beeren zu Intoxikationen. Ihre leuchtende rote Farbe lockt vor allem Kinder an, welche die Früchte wegen ihres angenehm süßlichen Geschmacks verzehren. Erste Symptome treten schon nach wenigen Minuten auf.

Zunächst kommt es zu heftigen Reizungen im Mund und Rachen, einem Anschwellen von Zunge und Lippen sowie Blutungen aus dem Zahnfleisch. Kurze Zeit später folgen Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle. Nach Resorption in die Blutbahn können sich Erregungszustände, Herzrhythmusstörungen, Krämpfe und innere Blutungen einstellen. Die Giftwirkung wird auf Kalziumoxalat und lösliche Salze der Oxalsäure zurückgeführt. Daneben nimmt man Scharfstoffe als giftige Substanzen an, wobei deren genaue Zusammensetzung unbekannt ist.

Verwendung früher und heute Durch Trocknen und Abkochen lässt die Toxizität nach. Daher wurde früher in Notzeiten die gekochte Wurzel getrocknet und zu Mehl verarbeitet. In der Heilkunde kam die Pflanze schon bei den alten Griechen bei verschiedenen Atemwegserkrankungen zum Einsatz. Auch im Mittelalter wurde sie vielfältig gebraucht, beispielsweise gegen Lungen- und Brustleiden, Magenbeschwerden, Frauenkrankheiten, Ohrenschmerzen sowie als Wundmittel.

Schon damals wurde die Pflanze nur stark verdünnt verwendet, heute benutzt die Schulmedizin den Aronstab gar nicht mehr. Selbst in der Homöopathie wird Arum nur noch selten bei Schnupfen, Entzündungen der Hals- und Mundschleimhaut, Magenschleimhaut- und Darmentzündungen angewandt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 07/15 auf Seite 28.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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