© Die PTA in der Apotheke
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Tatort Apotheke

ANTIRHEUMATIKA

Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer verursachen häufig gastrointestinale Beschwerden bei den Betroffenen. Bei der gleichzeitigen Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika steigt das Risiko dafür.

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Frau Hageborn ist eine langjährige Kundin. Seit einigen Monaten bekommt sie Sertralin gegen ihre Depression verordnet – so zeigt es die Kundenkartei. Heute berichtet sie der PTA von ihrer Migräne. Eine Nachbarin habe ihr dagegen Ibuprofentabletten empfohlen.

Die PTA fragt Frau Hageborn, wie häufig sie die Beschwerden habe und wie sich diese äußerten. Sie sei sehr lichtempfindlich, der Schmerz betreffe die rechte Seite des Kopfes und außerdem sei ihr dabei übel. Auf Nachfrage erzählt sie, dass sie das Antidepressivum seit vier Monaten regelmäßig einnehme und seitdem etwas magenempfindlich sei. Einen Magenschutz bekomme sie nicht.

Pharmakologischer Hintergrund Sertralin zählt zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme- Hemmer. Die Wirkstoffe dieser Antidepressiva blockieren nicht nur die Aufnahme von Serotonin aus dem synaptischen Spalt in die Nervenzelle, sondern auch in die Thrombozyten. Serotonin wird in der Phase der Aktivierung der Thrombozyten nach einer Verletzung aus diesen freigesetzt. Unter langfristiger Einnahme sinkt die Serotoninkonzentration im Plasma und in den Blutplättchen, außerdem wird das fibrinolytische System aktiviert.

Auch NSAR greifen in die Thrombozytenaggregation ein, indem über die Hemmung der Cyclooxygenase weniger Thrombaxan A2 gebildet wird. Zusätzlich werden weniger schleimhautschützende Prostaglandine gebildet. Insgesamt steigt also unter der Kombination von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern mit NSAR das Risiko für Blutungen im Gastrointestinaltrakt.

Weitere Risikofaktoren sind höheres Lebensalter und bereits zurückliegende Beschwerden im Magen-Darmtrakt. Für die Therapie der Migräne sind laut Leitlinie Ibuprofen ebenso wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Triptane geeignet. ASS zeigt die gleiche Interaktion wie Ibuprofen und scheidet deshalb in diesem Fall aus. Triptane greifen in den Serotoninstoffwechsel ein und sollten ebenfalls nicht zusammen mit SSRI wegen der Gefahr des Serotoninsyndroms gegeben werden. So bleibt für die Empfehlung für Frau Hageborn Paracetamol das Mittel der ersten Wahl.

Zurück zum Fall Die PTA weist die Patientin daraufhin, dass Ibuprofen zwar ein gutes Migränemittel sei, aber zusammen mit dem Antidepressivum den Magen belasten könne. Sie schlägt Frau Hageborn ein pflanzliches Kombinationsmittel für den Magen vor sowie Paracetamoltabletten gegen die Migräne. Davon solle sie 1000 Milligramm als Einzeldosis bis zu vier Mal am Tag einnehmen. Außerdem rät sie ihr, die gastrointestinalen Beschwerden mit ihrem Hausarzt zu besprechen, um möglicherweise ein Mittel als Magenschutz von ihm verordnet zu bekommen.

Außerdem weist sie Frau Hageborn daraufhin, dass auch viele andere Schmerzmittel, die in der Apotheke frei verkäuflich sein, diese Wechselwirkungen haben können. Als letztes gibt sie ihr ein Migränetagebuch mit und empfiehlt ihr die Umstände, Häufigkeit und Intensität der Attacken zu notieren und es mit ihrem Arzt zu besprechen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/14 auf Seite 28.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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