Weihnachtsmann © Alexander Raths / fotolia.com
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PTA-Fortbildung 12/15

ALLE JAHRE WIEDER ZUR WINTERZEIT

So sicher wie es jedes Jahr Weihnachten wird, kommt auch die Erkältungswelle. Wann handelt es sich nur um einen banalen Schnupfen, wann ist es eine Sinusitis? Und wie sollte die Therapie aussehen?

Seite 1/1 17 Minuten

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Ein Schnupfen oder eine Rhinitis ist eine entzündliche Veränderung der Nasenschleimhaut aufgrund einer Infektion mit laufender Nase oder Verstopfungsgefühl in der Nase. Bei einer Nebenhöhlenentzündung oder Sinusitis ist die Schleimhaut der Nasennebenhöhlen betroffen Gleichzeitig kommt es zu Abfluss- und Belüftungsproblemen in den Nebenhöhlen. Dies geht meist mit Schmerzen und einem unangenehmen
Druck- und manchmal auch Schwellungsgefühl in den Nebenhöhlen einher. Da im Falle einer Sinusitis in aller Regel auch die Nasenschleimhaut entzündet ist, spricht man korrekt von einer Rhinosinusitis.

Nach dem zeitlichen Verlauf unterscheidet man eine akute und eine chronische Form. Die akute Rhinosinusitis dauert maximal zwölf Wochen, während die chronische Variante länger dauert und auch danach nicht vollständig abklingt. Man geht davon aus, dass Erwachsene im Jahr zwei bis fünf Erkältungen – vom banalen Schnupfen bis zur Rhinosinusitis – bekommen, bei Schulkindern sind es sogar
sieben bis zehn.

In der Bundesrepublik suchen in einem Jahr etwa 12,2 Millionen Patienten im Alter von über 16 Jahren deswegen den Arzt auf. Europaweit werden wegen einer Rhinitis oder Rhinosinusitis immer noch in 70 bis 90 Prozent der Arztbesuche Antibiotika verschrieben – medizinisch
und auch volkswirtschaftlich gesehen höchst bedenklich. In Deutschland hat sich mittlerweile die Erkenntnis, dass dies bei rein viralen Infekten unsinnig ist, inzwischen weitgehend durchgesetzt.

Immer der Nase nach Das Riechorgan besteht nicht nur aus dem äußeren sichtbaren Teil. Im Inneren des Kopfes liegen mehrere Höhlen, die vor allem dazu dienen, die eingeatmete Luft zu konditionieren, also zu reinigen, zu erwärmen und zu befeuchten, damit der Gasaustausch in der Lunge optimal
funktionieren kann. Schon direkt hinter den Nasenlöchern beginnt die grobe Reinigung der Luft. Im Nasenvorhof, der mit äußerer Haut ausgekleidet ist, befindet sich nämlich ein Kranz kurzer Nasenhaare, der Staub zurückhält.

Bei zu starker Verschmutzung der Nasenhaare wird ein Niesreflex ausgelöst, um die Nase von den Fremdkörpern zu befreien. An den Nasenvorhof schließt sich die eigentliche Nasenhöhle, zur besseren Unterscheidung von den Nebenhöhlen auch Nasenhaupthöhle genannt, an. Sie ist durch die Nasenscheidewand, das Septum nasi, in zwei getrennte Hälften unterteilt.

Bei etwa einem Drittel der Menschen ist das Septum nicht exakt mittelständig, sondern bogig. Man spricht dann von einer Nasendeviation. Manchmal weist die Scheidewand auch knorpelige Leisten oder
regelrechte Sporne auf. Meist ist die Schiefstellung angeboren, sie kann aber auch durch ein Trauma, zum Beispiel durch einen Nasenbeinbruch, verursacht werden. Bei der Atmung dadurch beeinträchtigt fühlt sich etwa ein Viertel bis die Hälfte der Betroffenen. Hauptsymptome sind eine behinderte
Nasenatmung und das Gefühl der verstopften Nase. Auch vermehrte Nasennebenhöhlenentzündungen
und Austrocknen der Nasenschleimhaut mit Nasenbluten können die Folge sein.

Bei starken Beschwerden kann eine operative Korrektur notwendig werden. Begrenzt wird die Nasenhöhle nach oben durch ein knöchernes Dach, das aus Nasen-, Sieb- und Keilbein gebildet wird. Nach unten grenzt sie an den Gaumen. Seitlich wird sie von Teilen des Gesichtsschädels eingerahmt. An den Wänden ragen rechts und links jeweils drei Wülste, die knöchern gestützte Nasenmuscheln, in die Nasenhöhle hinein, die nach ihrer Lage obere, mittlere oder untere Nasenmuschel genannt werden. Sie sind mit Schleimhaut überzogen, deren Flimmerhärchen und Schleim die Nase sauber
halten.

Über der oberen Nasenmuschel, schon relativ nah am Gehirn, liegt die Riechregion, eine Riechschleimhaut mit Millionen von Riechzellen. Die Nasenklappen, also quasi die beiden inneren Nasenlöcher, sind die Engstellen am Übergang zwischen Nasenhöhle und Rachen. Von hier strömt die
Atemluft in den Rachen und dann weiter in die Luftröhre. Diese Öffnungen sind auch dafür verantwortlich, dass ein Getränk aus der Nase läuft, wenn man sich während des Trinkens verschluckt.

WANN ANTIBIOTIKA?
Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren. In den meisten Fällen wird eine Rhinosinusitis durch Viren ausgelöst, dann sind Antibiotika nutzlos. Die Unterscheidung, ob viral oder bakteriell, stellt der Arzt meist spekulativ. Sie beruht auf der Krankheitsdauer und der Krankheitsintensität, wobei in den ersten drei bis vier Tagen nicht zwischen einer akuten viralen und einer akuten bakteriellen Rhinosinusitis in der Frühphase unterschieden werden kann. Kommt es allerdings nach einer Erholungsphase erneut zu einer Verschlechterung, spricht dies für eine bakterielle Infektion, die je nach Schweregrad mit Antibiotika behandelt werden kann. Auf Verdacht oder prophylaktisch gegebene Antibiotika zerstören die eigene Bakterienflora in den Atemwegen und
damit einen wichtigen Schutzmechanismus des Körpers.

Hohl im Kopf An die Nasenhöhle schließen sich auch die Nasennebenhöhlen an. Es sind luftgefüllte Hohlräume, sogenannte Pneumatisationsräume, die im Inneren des knöchernen Schädels liegen. Sie sind maßgeblich an der Konditionierung der Atemluft beteiligt. Zusammen mit der Nasenhöhle bilden die Nebenhöhlen aber auch einen Resonanzraum, der die Stimm- und Sprachbildung bestimmt. Man
merkt das vor allem dann, wenn das Höhlensystem bei einem Schnupfen nicht zur Verfügung steht und die Stimme nasal klingt.

Letztlich verringern die Höhlen auch noch das Gewicht des Schädels. Wäre der Kopf nicht an so vielen Stellen hohl, wäre er so schwer, dass man ihn nicht lange aufrecht halten könnte. Zu den Nasennebenhöhlen zählt man die Kieferhöhlen , die Stirnhöhlen (Sinus frontalis), die Siebbeinhöhlen (Sinus ethmoidales) und die Keilbeinhöhlen (Sinus sphenoidales). Die Kieferhöhlen befinden sich jeweils seitlich der Nasenhaupthöhle im Oberkieferknochen und füllen diesen fast komplett aus. Über halbmondförmige Öffnungen sind sie mit der Nasenhaupthöhle verbunden.

Ihr Ausführungsgang liegt relativ weit oben, was das Abfließen des Sekrets erschwert. Daher sind bei einer Nebenhöhlenentzündung die Kieferhöhlen besonders betroffen. Bei manchen Menschen beginnen diese Ausführungsgänge besonders weit oben. Dies kann der Grund sein, weshalb sich bei ihnen jeder Schnupfen gleich zur Nebenhöhlenentzündung entwickelt. Die Wurzeln der oberen Vorbackenzähne ragen häufig in die Kieferhöhlen hinein, weshalb man bei einer Sinusitis manchmal
auch mit Zahnschmerzen zu kämpfen hat. Die Stirn- oder Stirnbeinhöhlen liegen über der Nasenhaupthöhle und begrenzen von oben die Augenhöhlen.

Das Labyrinth der Siebbeinhöhlen besteht aus jeweils acht bis zehn erbsengroßen Hohlräumen, den Siebbeinzellen. Normalerweise entzünden sich die Siebbeinhöhlen seltener als die Kiefer- oder Stirnbeinhöhlen. Problematisch ist jedoch, dass die Entzündung, wenn sie auftritt, leicht auf die Hirnhäute übergehen kann. Die Keilbeinhöhlen sind sehr kleine Hohlräume, die hinter den Siebbeinzellen im Schädel liegen. Die Schleimhaut sämtlicher Nebenhöhlen ist mit Flimmerepithel
ausgekleidet. Zwischen den Flimmerepithelzellen befinden sich die schleimbildenden Becherzellen.
Sie sorgen dafür, dass die Flimmerhärchen oder Zilien von einer Schicht dünnflüssigen Schleims umgeben werden, der sogenannten Solschicht.

Die Viskosität ist so gering, dass sich die Zilien noch gut bewegen können. Auf der Solschicht schwimmt eine dickflüssigere Schleimschicht, die Gelschicht. Sie ist so klebrig, dass eingeatmete Partikel, wie
Staub, Pollen und natürlich auch Mikroorganismen, daran haften bleiben. Die feinen Härchen schlagen alle in Richtung der Ausführungsgänge, der Ostien, über die die Nebenhöhlen mit der Haupthöhle in Verbindung stehen. So transportieren sie den Schleim in Richtung Nasenlöcher beziehungsweise Rachen.

Vom Rachen gelangt er in den Magen. Dort sorgt die Magensäure für die Zersetzung des Schleims und die Zerstörung von Keimen. Die Erwärmung der Atemluft erfolgt durch unzählige mikroskopisch kleine
Blutgefäße, die als dichtes Netz in die Nasenschleimhaut eingebettet sind. Die Menge des durchströmenden Blutes kann durch Nervenimpulse gesteuert werden. Ist es draußen kalt,
muss die Luft angewärmt werden und die Gefäße werden stärker durchblutet. Wärme dagegen führt zur Verengung der Gefäße und damit zur Herunterregulierung der Durchblutung.

Drei Tage…… Drei kommt er, drei bleibt er, drei Tage geht er: Die Inkubationszeit eines banalen Schnupfens dauert in etwa einige Stunden bis zwei Tage. In dieser Zeit wandern die Viren vom vorderen Nasenteil in Richtung Nasenhöhle. Es fühlt sich kratzig und wund in der Nasenhöhle an und es bildet sich ein wässriges Sekret. Zusätzlich fröstelt man, fühlt sich nicht fit und muss häufig niesen.
In dieser Anfangsphase soll die Ansteckungsgefahr am größten sein.

Es folgt, in der Regel ab dem dritten Tag, die Akutphase. Die Symptome verstärken sich. Sie sind eine Reaktion des Immunsystems auf die Infektion. Die Nase läuft, da vermehrt dünnflüssiges Sekret
gebildet wird, um die Viren herauszubefördern. Das Sekret wird dann in den nächsten Tagen fester. Gleichzeitig wird die Nasenschleimhaut stärker durchblutet, um mehr Immunzellen in das infizierte Gewebe zu bringen. Leukozyten, unter anderem neutrophile Granulozyten, wandern vermehrt in die
Nasenschleimhaut ein und zerfallen, wodurch das Sekret eine gelbe oder gar grünliche Farbe
annehmen kann.

Auf eine bakterielle Infektion weist dies aber nicht zwangsläufig hin. Die Nasenatmung ist erschwert, weil die ohnehin engen Wege in der Nase zu schwellen. Vor allem im Liegen, wenn die Schleimhaut
ohnehin besser durchblutet ist und zusätzlich anschwillt, ist manchmal ohne Behandlung nur noch eine Mundatmung möglich. Auch der Geruchs- und der Geschmackssinn sind beeinträchtigt. Kopf- sowie
Gliederschmerzen nehmen zu. Leichtes Fieber oder eine erhöhte Temperatur sind möglich. Man spricht dann auch von einem grippalen Infekt.

Plötzlich auftretendes hohes Fieber ist untypisch und deutet eher auf eine echte Grippe hin. Etwa ab dem siebten Tag, dem Beginn der Spätphase, lassen Kopf- und Gliederschmerzen nach und die Nase wird langsam wieder frei. Manchmal tritt jetzt ein trockener Reizhusten auf, der sich als Zeichen der
Beteiligung der unteren Atemwege zu einem verschleimten Husten entwickeln kann. Die akute Sinusitis braucht in der Regel länger bis zur Ausheilung, nämlich 8 bis 14 Tage.

Sind die Schleimhäute aufgrund eines Schnupfens angeschwollen, können die Übergänge zwischen Nasenhaupthöhle und Nebenhöhlen teilweise oder komplett verschlossen sein. Das schleimige Sekret kann nicht mehr abfließen und der Schleim sammelt sich in den Nebenhöhlen. Auch die Belüftung funktioniertdann nicht mehr. Meist sind davon nur die Stirnhöhlen betroffen. Die akute Nasennebenhöhlenentzündung macht sich zusätzlich zur verstopften Schnupfennase und den allgemeinen Beschwerden durch ein Druckgefühl im Kopf und Berührungsempfindlichkeit des Gesichts im Bereich der betroffenen Nebenhöhlen bemerkbar.

Das Druckgefühl verstärkt sich beim Bücken. Nicht selten kommt auch Fieber dazu. Gefährlich ist die Sinusitis durch mögliche Komplikationen. Die Erreger können sich nämlich, abhängig vom ursprünglichen Ort der Entzündung, weiter ausbreiten. So sind Entzündungen der angrenzenden Knochenhaut ebenso bekannt wie die der Augenhöhlen, der Hirnhaut oder des Gehirns selbst. Auf die Augenhöhle kann sie übergreifen, weil Nasennebenund Augenhöhlen nur durch eine sehr dünne Knochenplatte getrennt werden.

Warm halten Schnupfen ist selbstlimitierend, das heißt, er heilt normalerweise von alleine, also ohne Behandlung, wieder aus. Meist gilt dies auch für die Sinusitis. Dennoch ist eine Behandlung wegen des
hohen Leidensdrucks wichtig und sinnvoll. Denn man kann damit den Verlauf verkürzen, die Beschwerden lindern und Komplikationen vorbeugen. Zunächst einmal sollten sich an Schnupfen Erkrankte schonen und vor allem warm halten. Keinesfalls sollten sie Sport treiben.

Die Erreger, die zunächst auf die Nasenschleimhaut begrenzt sind, gelangen sonst in großer Menge in den gesamten Kreislauf und können für Komplikationen, beispielsweise am Herzen, führen. Außerdem sollte man seinem Körper die Möglichkeiten geben, seine Kraft ins Immunsystem zu stecken. Viel Trinken zur Verflüssigung des Sekrets und zur Befeuchtung der Schleimhäute ist dagegen sinnvoll. Je flüssiger das Sekret, umso leichter kann es abfließen und dabei die Erreger mit nach außen transportieren. Heiße Getränke wärmen den ganzen Körper und regen die Durchblutung der Nasenschleimhaut an. Dadurch können in kurzer Zeit mehr Abwehrzellen herantransportiert werden.

Nase freihalten Wenn man längere Zeit durch den Mund atmet, bekommt man nicht nur einen trockenen Hals. Die Luft gelangt ungereinigt und meist zu kalt und zu trocken in die Lunge. Dies begünstigt das Ausbreiten des Infektes in die unteren Atemwege. Um die Nasenatmung wieder zu ermöglichen, kann man entweder zu einem abschwellenden Nasenspray beziehungsweise Nasentropfen
oder zu einem oral anzuwendenden Kombipräparat mit abschwellender Komponente greifen.

Die Wirkstoffe in den lokal zu applizierenden Sprays und Tropfen sind alpha- Sympathomimetika, wie
Naphazolin, Oxymetazolin, Tetryzolin, Tramazolin und Xylometazolin. Sie binden an die alpha-Rezeptoren der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut. Es kommt zur Kontraktion der glatten Muskelzellen der Gefäße und damit zur Vasokonstriktion. Die Nasenschleimhaut schwillt ab. Gleichzeitig wird die Sekretproduktion vermindert. Für Oxymetazolin sind zusätzlich eine antivirale und eine entzündungshemmende Wirkung nachgewiesen.

Sprays haben den Vorteil, dass sie in Form fein verteilter Tröpfchen in der Nase ankommen und die
Schleimhaut großflächig erreichen. Tropfen dagegen sind vor allem für Kinder geeignet, da einerseits
die Gefahr der systemischen Wirkung geringer ist und sie andererseits die Eustachische Röhre besser öffnen. Daher werden auch bei einer Mittelohrentzündung abschwellende Nasentropfen verordnet. Der
Nachteil der Sympathomimetika ist, dass es bei ihnen nach etwa vier bis sechs Stunden zum Rebound-Phänomen mit verstärkter Schleimhautschwellung kommt.

Um diesen Teufelskreis nicht zu stabilisieren, dürfen die Zubereitungen in der Selbstmedikation nicht länger als eine Woche angewandt werden. Darauf sollten Sie ihre Kunden hinweisen. Dazu kommt, dass die Nasenschleimhaut bei Daueranwendung durch die Minderdurchblutung austrocknet und nicht mehr ohne Hilfe abschwellen kann. Richtig eingesetzt überwiegt jedoch ganz klar der Nutzen. In der Schwangerschaft sind diese Schnupfenmedikamente in der Selbstmedikation kontraindiziert, da die Wirkstoffe nach Resorption auch eine kontrahierende Wirkung auf den Uterus haben können.

Immer beliebter werden Kombipräparate zum Einnehmen, die neben einem fiebersenkenden und analgetisch wirksamen Inhaltsstoff, wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol, ein indirektes
Sympathomimetikum enthalten. Dies kann zum Beispiel Pseudoephedrin oder Phenylephrin sein. Die Substanzen gelangen über den Blutweg an die Schleimhaut von Nase und Nebenhöhlen und bringen sie
ebenfalls zum Abschwellen. Der Vorteil ist, dass sie auch an unzugängliche Stellen gelangen, die man mit dem Nasenspray nicht erreicht. Daher haben sie sich gerade bei Nasennebenhöhlenentzündungen
bewährt.

Eine leicht abschwellende Wirkung haben außerdem hydrogencarbonathaltige und auch hypertone Salzlösungen. Das Hydrogencarbonat kann saure Stoffwechselendprodukte, die bei einer Entzündung entstehen, abpuffern und so zum Abschwellen und einer rascheren Heilung beitragen. Diese pharmakologische Wirkung ist belegt. Salzlösungen mit einem erhöhten osmotischen Druck entziehen der Schleimhaut Wasser, was sie ebenfalls abschwellen lässt.

Die Wirkung von hydrogencarbonathaltigen und hypertonen Salzlösungen setzt zwar nicht so schnell ein
wie die der alpha-Sympathomimetika, dafür besteht aber auch keine Gefahr der Gewöhnung und auch für Schwangere ist dies eine Alternative. Rein pflegende Eigenschaften haben ölige Nasentropfen oder Sprays, die teilweise auch mit ätherischen Ölen angeboten werden, sowie Zubereitungen mit zum
Beispiel Dexpanthenol, Hyaluronsäure oder Ectoin.
 

»Plötzlich auftretendes hohes Fieber ist untypisch für einen Schnupfen oder eine Sinusitis und deutet eher auf eine echte Grippe hin.«
 

Nase spülen Große Schleimmengen, aber auch sehr zähflüssiger Schleim, verlangsamen die Bewegungen der Flimmerhärchen auf der Schleimhaut und damit den Schleimtransport. Viren und
Bakterien können die Schleimhaut dann leichter besiedeln. Hier helfen Nasenspülungen. Zähes Sekret wird gelöst und hinausbefördert. Schon bei den ersten Anzeichen einer Erkältung sollte man mit dem
Nasespülen beginnen. So können sich die Viren gar nicht erst festsetzen und man kann den Schnupfen vielleicht noch abwehren, bevor er richtig ausbricht.

Erklären Sie Ihren Kunden, wie eine Nasendusche funktioniert. Viele haben damit noch keine Erfahrung und denken irrtümlich, es wäre sehr kompliziert und unangenehm. Raten Sie dabei unbedingt von der Verwendung von Haushaltssalz ab, denn es kann Fließmittelzusätze enthalten, die die Schleimhaut reizen. Besser sind speziell für Nasenspülungen geeignete natürliche Salze. Bei einer sehr verstopften Nase können die Nasenwege vor der Spülung mit einem abschwellenden Spray geöffnet werden.

Phytopharmaka Die Wirkung von pflanzlichen Zubereitungen bei Schnupfen und Sinusitis konnte in mehreren doppelblinden, placebokontrollierten Studien eindeutig belegt werden. Sehr gut untersucht
sind die Kombination von Schlüsselblumenblüten, Sauerampferkraut, Holunderblüten, Eisenkraut und Enzianwurzel sowie die chemisch definierten Substanzen Myrtol und Cineol, letzteres ist eine Komponente aus dem Eukalyptus. Die Schlüsselblumenmischung führt zur Reduktion der Viskosität des Nasensekrets, zur Erhöhung der Zilienschlagfrequenz und zur Sekretionssteigerung.

Zusätzlich wurden antivirale und antibakterielle Effekte sowie antientzündliche Eigenschaften
gefunden. Auch in Kombination mit abschwellenden Nasentropfen und Antibiotika ergab sich ein Vorteil der zusätzlichen Behandlung mit dem Phytotherapeutikum. Für Myrtol und Cineol stellte sich
in den Studien ebenfalls eine deutliche Überlegenheit gegenüber Placebo heraus. Auch der Extrakt aus Pelargonium sidoides zeigte einen signifikanten Effekt auf die Symptome der akuten Rhinosinusitis.

Ähnlich gute Ergebnisse in allerdings schon etwas älteren Studien lieferte das Ananasenzym Bromelain.
Zur Steigerung der körpereigenen Infektabwehr hat sich außerdem die Mischung aus Kapuzinerkresse
und Meerrettichwurzel bewährt. Auch mit homöopathischen Komplexmitteln kann man die Erkältung bekämpfen. Hier kommen Aconitum napellus, Bryonia, Eucalyptus, Eupatorium perfoliatum, Ferrum
phosphoricum, Sabadilla und Lachesis zum Einsatz.

Frühzeitig eingenommen lässt sich damit der Verlauf der Erkältung positiv beeinflussen. Für die Behandlung mit Vitamin C und Zink liegen keine Studienergebnisse vor. Das wichtigste Schüßler Salz bei Schnupfen, insbesondere bei Fließschnupfen, ist Natrium chloratum D6, die Nummer 8.

Inhalieren Früher hat man mit dem Handtuch überm Kopf inhaliert, heute gibt es moderne
Dampfinhalatoren aus Kunststoff oder elektrischen Vernebler. Das Inhalieren dient dazu, die Schleimhäute zu befeuchten und den Schleim zu lösen. Praktisch und sicher in der Anwendung sind Inhalatoren, die einen Aufsatz für Mund und Nase haben. Inhalieren kann man mit heißem Wasser,
Salzlösung oder Wasser, das Zusätze eines ätherischen Öls enthält. Verwendet werden Öle von Kamille, Eukalyptus, Pfefferminze, Anis, Fichtennadeln oder Thymian.

  • Aufgrund der Teilchengröße erreichen die Dämpfe aus dem Dampfinhalator nur die oberen Atemwege,

bis in die Bronchien gelangen sie nicht. Die Befeuchtung und bessere Durchblutung der Schleimhäute unterstützt jedoch das Immunsystem. Wer sich für das Inhalieren mit einer Salzlösung entscheidet,
der benötigt einen elektrischen Vernebler, damit das Salz auch eingeatmet werden kann. Im
Dampfinhalator verdampft nur das Wasser und das schwer flüchtige Salz bleibt zurück.
 

WELCHE VIREN? WELCHE BAKTERIEN?
Die häufigsten Verursacher einer akuten Rhinosinusitis sind Viren wie Rhino-, Influenza- und Parainfluenzaviren, aber auch Chlamydia pneumoniae und Mycoplasmen. Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae gelten als die Bakterien, die eine Superinfektion nach vorangegangenem
viralen Infekt auslösen können.
 

Prophylaxe Das Robert-Koch Institut hat vor Jahren die Aktion „Wir gegen Viren“ mit dem Ziel, die Hygiene im Alltag zu fördern, ins Leben gerufen. Erkältungen werden durch Tröpfcheninfektion
übertragen. Bei Husten und Niesen werden die Erreger ausgeschleudert und können sich auf Gegenständen in der Umgebung verteilen. Dort können sie etwa zwei Stunden überleben. Die wichtigste Hygiene-Maßnahme betrifft die Hände. Da sie ständig mit Gegenständen, Menschen und
damit auch Viren in Berührung kommen, kann man sehr leicht Krankheitserreger auf die Schleimhäute von Mund und Nase übertragen.

  • Die erste Regel heißt daher: Hände waschen und vom Gesicht fernhalten! Vor allem vor dem Zubereiten von Speisen, vor dem Essen und wenn man nach Hause kommt, sollen die Hände gründlich gewaschen und abgetrocknet werden. Eine Desinfektion der Hände ist normalerweise nicht nötig. Der zweite wichtige Ratschlag betrifft das Husten. Wenn man den Kindern sagt „Hand vor den Mund“, dann ist das für die Mitmenschen nicht sehr hilfreich. Denn dabei werden jede Menge Viren ausgestoßen, die an den Händen kleben bleiben und bei nächster Gelegenheit wieder auf Gegenstände übertragen werden. Besser ist die Anweisung: Hygienisch husten! Damit ist gemeint, dass man in den Ärmel/auf den Ellenbogen hustet, sodass die Hände sauber bleiben. Außerdem soll man einen möglichst großen Abstand zu seinen Mitmenschen halten und sich von ihnen abwenden.
  • Häufig missachtet wird der Rat: Krankheit zuhause auskurieren! Wer sich krank auf die Arbeit
    schleppt, der braucht nicht nur länger, bis er gesund ist. Er wird vielleicht auch seine Kollegen anstecken. Außerdem kann er sich schlechter konzentrieren und wird unter Umständen mehr
    Fehler machen.
  • Zum Schutz seiner Mitmenschen sollte man auch: Auf erste Anzeichen achten! Viele Erkrankungen,
    darunter auch Erkältungskrankheiten, sind am ansteckendsten, bevor sie richtig ausbrechen.
  • Sinnvoll ist auch der Tipp: Verwandte schützen! Wer sich zuhause auskuriert, läuft Gefahr, seine Familie anzustecken. Körperkontakte sollten daher reduziert werden. Wer genügend Platz hat, kann auch in einem separaten Zimmer schlafen. Bei Schnupfen sollte man Einmaltaschentücher benutzen und diese auch wirklich nur einmal benutzen und dann entsorgen.
  • Last but not least gilt die Anweisung: Geschlossene Räume regelmäßig lüften! In geschlossenen Räumen kann die Anzahl der Viren in der Luft stark ansteigen. Regelmäßiges Lüften wirkt dem entgegen und senkt so das Ansteckungsrisiko. Außerdem verbessert sich durch Lüften das Raumklima. Idealerweise sollte man mindestens dreibis viermal am Tag für jeweils zehn Minuten lüften – bei milden Außentemperaturen natürlich auch häufiger

NASE PUTZEN ODER HOCHZIEHEN?
Beim klassischen Naseputzen besteht die Gefahr, dass der nasale Überdruck das Sekret in die Nebenhöhlen oder sogar in die Eustachische Röhre drückt. Letzteres geschieht vor allem bei Kindern leicht. Aber auch bei Erwachsenen ist es möglich, vor allem, wenn man sich beim Schnäuzen ein
Nasenloch zuhält und mit hohem Druck schnäuzt. Durch exzessives Nasehochziehen entsteht wiederum ein chronischer Unterdruck, der zu einem Paukenerguss im Mittelohr führen kann. Dabei wird Flüssigkeit ins Mittelohr gezogen und sammelt sich dort. Hier sind wieder Kinder besonders gefährdet.
Beides scheint also nicht die optimale Lösung zu sein. Achtet man aber darauf, dass beide Nasenlöcher offen sind und übertreibt man es nicht mit dem Druck, ist das Naseputzen in der Regel kein Problem. Gleiches gilt für das Nasehochziehen. Auch hier nicht zu viel Unterdruck aufbauen und bitte etwas Rücksicht auf die Mitmenschen nehmen.
 

Immunsystem stärken Die Vielfalt an Schnupfen-Viren verhindert, dass wir eine Resistenz gegen Schnupfen entwickeln können. Man kann auch nicht, wie bei der Grippe, vorhersagen, welche Viren gerade unterwegs sind. Eine Impfung gibt es aus diesem Grund nicht. Alte Menschen, die schon viele
Schnupfeninfektionen überstanden haben, erkranken laut Statistik seltener. Das mag daran liegen, dass sie mit vielen Erregern bereits in Kontakt gewesen sind. Es kann aber auch sein, dass sie nicht mehr so
viel unter Menschen kommen wie die arbeitende Bevölkerung und daher auch weniger Krankheitserregern ausgesetzt sind.

Im Grunde bleibt als vorbeugende Maßnahme nur das Immunsystem zu stärken. Neben den üblichen Tipps, wie eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, ausreichend Schlaf, Verringerung von Stress
und regelmäßige Bewegung an der frischen Luft sowie dem Meiden von Alkohol und Zigaretten, können auch Warm- Kalt-Anwendungen vorbeugend gegen Erkältungen wirken. Auf Dauer kann sich der Körper durch die Temperaturreize besser und schneller an Temperaturveränderungen anpassen, dies beugt Infektionen vor. Arm- und Beingüsse oder Wechselfußbäder, die stets warm beginnen und kalt enden sollen, härten ab. Danach sollte man sich bewegen, um die Wiedererwärmung des Körpers zu unterstützen.

Auch der regelmäßige Besuch der Sauna kann helfen, erkältungsfrei durch den Winter zu kommen. Bei all diesen Anwendungen muss man sich fit fühlen. Wer schon eine Erkältung oder gar Fieber hat, sollte, vergleichbar mit Sport, die Finger davon lassen. Auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Vorsicht geboten – hier lieber vorher den Arzt fragen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/15 ab Seite 34.

Sabine Breuer, Apothekerin / Redaktion

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