Deutsche Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen befürchten, dass giftige Inhaltsstoffe zu spät und nicht konsequent genug ermittelt werden. © sudok1 / iStock / Getty Images Plus
Deutsche Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen befürchten, dass giftige Inhaltsstoffe zu spät und nicht konsequent genug ermittelt werden. © sudok1 / iStock / Getty Images Plus

Hormonbedingte Krebserkrankungen | endokrine Disruptoren

EXPERTEN HALTEN NEUE EU-RICHTLINIE FÜR NICHT AUSREICHEND

Hormonelle Schadstoffe finden sich in vielen unserer Alltagsprodukte. Seit Jahren kritisieren führende Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen deren Einsatz. Eine neue Richtlinie der EU sollte für Klarheit sorgen, Experten zweifeln jedoch deren Wirksamkeit an.

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Zu den sogenannten endokrinen Disruptoren zählen Chemikalien, die, wenn sie in den Körper aufgenommen werden, in das menschliche Hormonsystem eingreifen und mit hormonbedingten Krebserkrankungen sowie Fruchtbarkeitsstörungen in Verbindung gebracht werden. Aufnehmen kann man diese Chemikalien über die Haut, das Verdauungssystem oder die Lunge. Sie können sich danach im Fettgewebe, der Muttermilch oder im Blut ansammeln – der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stellt auf seiner Webseite eine EU-weite Untersuchung vor, in der festgestellt wurde, dass über 300 Chemikalien in unserem Körper nachweisbar sind. Dazu zählen neben Schwermetallen auch beispielsweise endokrine Disruptoren wie Weichmacher (Phthalate) oder Bisphenol A. Und diese finden sich in nahezu allen unseren Alltagsprodukten: Kosmetik, Zahnpasta, Verpackungen, Spielzeug und so weiter.

Die Forderung nach einer aktuellen Richtlinie wurde zunehmend lauter. Vor allem sollten Regelungen formuliert werden, die den Prozess, potenziell schädigende Stoffe schneller als solche zu identifizieren und gegebenenfalls zeitnah aus dem Verkehr zu ziehen, konkretisieren und vereinfachen. Nach Ansicht von Experten ist aber genau dies nicht umgesetzt worden. Professor Dr. Josef Köhrle, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, sagte dazu: „Die EU hat keine stringenten Lösungen für die Stoffe. Sie müssen schneller und besser untersucht werden. Es dauert zu lange, bis schädliche Substanzen aus dem Verkehr gezogen werden.“ Die Gesellschaft befürchtet, dass in der Regelung und dem Bewertungssystem noch zu viele Schlupflöcher existieren, durch die zu viele aus ihrer Sicht gefährliche Substanzen durchkommen könnten.

Auch der BUND zeigt sich enttäuscht: „Aus Sicht des BUND werden diese Kriterien leider kaum dazu beitragen, dass hormonelle Schadstoffe zukünftig schnell erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden“, kommentierte Ulrike Kallee, BUND-Referentin für Chemie, die neue EU-Regelung. Nach ihrer Ansicht sind die Nachweishürden, um eine Substanz als Hormongift einzustufen, zu hoch. Seit Juli dieses Jahr ist die neue Richtlinie in der EU verbindlich.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc

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