Kritiker werfen Benutzern von Glyphosat vor, die Biodiversität zu gefährden. © swkunst / iStock / Getty Images Plus

Glyphosat | Sicherheitsstudien veröffentlicht

BAYER LEGT DIE KARTEN AUF DEN TISCH

Auf seiner Transparenz-Plattform veröffentlichte Bayer mehr als 100 Sicherheitsstudien zu dem viel diskutierten Unkrautvernichtungsmittle Glyphosat. Seit der Monsanto-Übernahme sorgt das Herbizid für Probleme bei dem Leverkusener Pharma-Konzern – mit Konsequenzen für die Angestellten.

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Was hat sich Bayer da nur an Land gezogen? Inzwischen muss sich der Pharma-Konzern 11 200 Glyphosat-Klagen in den USA stellen. Mitte März haben sie einen wichtigen Teilprozess um das vorgeworfene Krebsrisiko verloren: Das Bundesbezirksgericht in San Francisco gab dem Kläger Edwin Hardemann Recht und stimmt damit zu, dass Glyphosat eine wesentliche Rolle bei der Entstehung seines Lymphknotenkrebses spielte – ein sogenannter Musterfall in einem Massenverfahren und deshalb eine herbe Niederlage für Bayer. Das Unternehmen hält jedoch weiterhin an dem angemessenen Verhalten Monsantos fest und spricht sich gegen den Verdacht aus, der Konzern habe über Risiken hinweggetäuscht.

Glyphosat im Überblick
Das Pflanzenschutzmittel wurde 1950 synthetisiert und ist bis heute das am meisten eingesetzte Herbizid – es kommt auf 40 Prozent der deutschen Ackerflächen zum Einsatz. Die internationale Krebsforschungsagentur der WHO stufte Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" ein. Zudem steht es in der Kritik, die biologische Vielfalt zu beeinträchtigen, da es sich um ein sogenanntes Totalherbizid handelt. Sowohl die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gehen allerdings von keiner erhöhten Krebsgefahr aus, da sie nur von geringen Mengen ausgehen, die der Mensch tatsächlich ausgesetzt ist (Rückstände in Wasser und Nahrung, Aufnahme über die Luft). Einzelne Studien widersprechen dieser Annahme jedoch. 2017 veröffentlichte interne Dokumente der Firma Monsanto legen zudem den Verdacht nahe, dass entscheidende Dokumente zur Risikobewertung manipuliert wurden.

Trotz allen Beteuerungen bleibt eine derartige Medianaufmerksamkeit nicht ohne Folgen: die Aktienkurse rutschten ab, das Unternehmen muss sich für Schadensersatzansprüche wappnen. Und das Resultat? Bayer will weltweit 12 000 bis 118 000 Stellen weltweit streichen – 4500 davon in Deutschland. In der Bundesrepublik waren zum Jahreswechsel etwa 32 100 Mitarbeiter beschäftigt. Laut Angaben der „Rheinischen Post“ entfallen die meisten Streichungen auf IT und Verwaltung.

Jetzt möchte Bayer sein Renommee wieder stärken. Am Montag veröffentlichte der Pharma-Konzern 107 Sicherheitsstudien auf seiner Transparenzplattform. Unter www.cropscience-transparency.bayer.com finden sich auf Englisch barrierefrei zugänglich Zusammenfassungen von Studien zu den Themen Rückstände, Umweltverhalten, Toxikologie und Ökotoxikologie auf Englisch. 2020 sollen sie auch auf Deutsch zugänglich sein, zusätzlich sollen umfangreichere Paper veröffentlicht werden, teilte ein Sprecher mit. „Durch die Bereitstellung unserer detaillierten wissenschaftlichen Sicherheitsdaten ermutigen wir alle Interessierten, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie umfassend unser Sicherheitsansatz ist. Wir nutzen die Gelegenheit zum Dialog, um mehr Vertrauen in solide Wissenschaft zu schaffen“, sagte der Leiter der Bayer-Pflanzenschutzsparte, Liam Condon, in einer Pressemitteilung. Dazu muss man aber auch wissen, dass der Europäische Gerichtshof im März entschied, dass die Studien über das Krebsrisiko von Glyphosat öffentlich gemacht werden müssten, da das öffentliche Interesse in dem Fall über den Schutz der Geschäftsinteressen stehe.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quellen: www.media.bayer.de
     www.boerse.ard.de
     www.manager-magazin.de
     www.sueddeutsche.de
     www.swr.de

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