Nahaufnahme eines Arztes, der den Blutzuckerspiegel einer Frau mit einem Monitor überprüft.© Antonio_Diaz / iStock / Getty Images Plus
Die Magenverkleinerung ist eine effektive Methode zur Behandlung von Adipositas und kann außerdem die Schwere sowie die Folgen von Diabetes mellitus Typ 2 mildern. Viele Patienten müssen nach der OP kein Insulin mehr spritzen.

Adipositas-OP

MAGENVERKLEINERUNG HAT EINFLUSS AUF DIABETES TYP 2

Bariatrische Operationen dienen in erster Linie der Behandlung von Adipositas. Aber auch metabolische Erkrankungen, insbesondere Diabetes mellitus Typ 2, können dadurch positiv beeinflusst werden.

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Für Adipositas-Patienten mit gleichzeitig vorliegendem Diabetes mellitus Typ 2 ist die Operation aktuell die erfolgreichste Methode, dass der Diabetes dauerhaft in Remission geht. Es bedeutet, dass sich die Blutzuckerwerte langfristig wieder normalisieren. 

Konkret wird eine Diabetesremission definiert als eine Rückkehr des Blutglucose-Langzeitwertes (HbA1c-Wertes) auf unter 6,5 Prozent. Patienten in Remission müssen oft gar kein oder zumindest weniger Insulin spritzen. Dies ist ein Argument, dass für viele Diabetiker und Diabetologen sehr für eine bariatrische Operation spricht.

Es hängt vom langfristigen Verhalten ab

Die Zahl der Adipositas-Patienten steigt und diese Patientengruppe hat ein hohes Risiko, an einer Insulinresistenz oder einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Die Folgen sind häufig koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall, arterielle Verschlusskrankheit und Erkrankungen der Augen sowie Nieren, was eine dringende Behandlung des Diabetes notwendig macht. Daher sollen bariatrische Operationen auch zur Remission des Diabetes beitragen.

Verfahren Remission < 2 Jahre  Remission > 2 bis < 5 Jahre  Remission > 5 Jahre 
Schlauchmagen 53,3 - 86 %64,7 %58,2 %
Magenbypass83 - 84 %71,6 - 85,3 %75 %

Diabetesremission im Zeitverlauf nach Schlauchmagen- und Magenbypass-Operation. (S3-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischen Erkrankungen“) (Werte variieren je nach Studie)

Da die bariatrischen Operationen also eine wirksame Methode zur Remission des Diabetes mellitus sind, können laut S3-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischen Erkrankungen“ auch schon Menschen operiert werden, die einen BMI zwischen 35 und 40 haben und an Diabetes mellitus erkrankt sind.

Jedoch wird nicht jeder Patient geheilt und die Remissionswerte können sich mit der Zeit auch wieder verschlechtern. Dabei hat das langfristige Ess- und Bewegungsverhalten einen entscheidenden Einfluss. Wer langfristig wieder kalorienreicher und kohlenhydratreicher isst sowie weniger Bewegung praktiziert, kann erneut schlechte Blutzuckerwerte entwickeln. Außerdem konnte beobachtet werden: Je länger ein Patient vor der Operation an Diabetes erkrankt war, desto schlechter sind die Remissionswerte nach der Operation.

Auch Hormone spielen eine Rolle

Bei bariatrischen Operationen werden Magen und Darm verändert, um die Nährstoffaufnahme zu reduzieren. Das wirkt sich wiederum auf den Blutzuckerspiegel und die Insulinproduktion aus. Bei der Magenbypass-Operation wird der Magen verkleinert und ein Teil des Verdauungstrakts umgangen. Dies führt dazu, dass weniger Nahrung resorbiert und damit auch weniger Kalorien aufgenommen werden. Dadurch kann sich das Körpergewicht reduzieren, was wiederum zu einer Verbesserung des Blutzuckerspiegels bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 führen kann. 

Durch die Adipositas-Chirurgie wird aber auch der Hormonhaushalt verändert. Es kommt zu einer veränderten Ausschüttung gastrointestinaler Hormone. So wird unter anderem die Produktion des Hormons GLP-1 (Glucagon-like Peptide 1) im Magen-Darm-Trakt stimuliert. Dies führt zur Erhöhung der Insulinproduktion, was wiederum den Blutzuckerspiegel senkt und damit ganz allgemein die Blutzuckerregulation verbessern kann. Bisher konnten die Effekte auf das GLP-1 besonders nach der Magenbypass-Operation festgestellt werden, in verringerter Form aber auch beim Schlauchmagen.

Ein Fallbeispiel

Das folgende Beispiel zeigt, wie eine Diabeteseinstellung vor und nach der Operation möglich ist: Frau Behrens (Name geändert; Diabetes mellitus Typ 2) wurde in einer Klinik behandelt, die sich auf bariatrische Chirurgie spezialisiert hat und auch sehr erfahren in der Diabeteseinstellung ist. Sie ist 50 Jahre alt und hatte vor dem Eingriff einen BMI von 44. Als Operationsmethode wurde der Omega-Loop-Bypass gewählt.

14 Tage vor der Operation wurde eine eiweißreiche Diätphase mit wenig Kohlenhydraten empfohlen. Sie führt zur Verkleinerung der Leber, Reduzierung des Bauchfettgewebes, Verkürzung der Operationszeit und ein verbessertes chirurgisches Arbeiten im Bauchraum. Frau Behrens war bisher auf ein orales Antidiabetikum eingestellt. Da in der Diätphase die Kohlenhydrate fehlen, setzte sie ihr Medikament komplett ab. 

Nach der Operation erfolgte der Kostaufbau mit sehr wenigen Kalorien und Kohlenhydraten. Nach sechs bis acht Wochen wurde Frau Behrens bestätigt, dass sich eine Diabetes-Remission eingestellt hat und dass ihr HbA1c-Wert inzwischen bei 5,8 Prozent liegt. Sie benötigt vorerst keine Medikation mehr.


Für alle magenoperierten Menschen, die vorher am Diabetes erkrankt waren, gilt: Es gibt keine Garantie für eine lebenslange Heilung! Kontinuierliche medizinische Betreuung und Überwachung sind nach der Operation weiterhin erforderlich. Darüber hinaus ist die effektivste Methode für eine dauerhafte Remission eine langfristig angelegte Ernährungs- und Verhaltensumstellung mit viel Bewegung.

Autorin Sabrina Thaden ist Ernährungstherapeutin. Mehr zu ihrer Person und ihrem fachlichen Hintergrund finden Sie unter www.nutrition-master.de.

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