Auf einem Metalltablett liegt eine Maske zur nichtinvasiven Beatmung, im Hintergrund erkennt man ein Krankenhauszimmer.
Beatmung ist bei schweren Verläufen von Covid-19 eine notwendige therapeutische Maßnahme - aber was noch? © PatrikSlezak / iStock / Getty Images Plus

Intensivmedizin | Corona

WIE THERAPIERT MAN COVID-19?

Ein Arzneimittel gegen das Coronavirus gibt es noch nicht. Die Anzahl der vorhandenen Beatmungsgeräte gilt als kritischer Faktor für die Versorgungslage in Deutschland. Wie behandelt man SARS-CoV-2 derzeit in Krankenhäusern?

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Nach einem wirksamen Präparat gegen Covid-19 wird noch immer gesucht. "Eine speziell antiviral wirksame Standardtherapie gibt es noch nicht. Daher geben wir im UKE im Moment auch keinen dieser Wirkstoffe wie Remdesivir, Hydroxychloroquin oder Lopinavir/Ritonavir standardmäßig, sondern bevorzugt im Rahmen klinischer Studien", bestätigt auch Professor Dr. Stefan Kluge, Internist und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Gleichzeitig ist Covid-19 keine reine Lungenkrankheit, sondern befällt auch andere Organsysteme, wie sich nach und nach herausstellt. Entsprechend schwierig ist die Behandlung schwerer Verlaufsformen. Aus den Nachrichten wissen wir, dass Beatmung eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Doch die Ärzte unserer Krankenhäuser und Intensivstationen ergreifen noch weitere Maßnahmen.

Heparin gehört zu den Standardtherapeutika der Infektion. Zusätzlich zum gesteigerten Thromboserisiko durch die Immobilisation während des Krankenhausaufenthalts hat auch SARS-CoV-2 selbst scheinbar einen Effekt auf die Blutgerinnung. "Wir haben in unserem klinischen Alltag bereits festgestellt, dass es bei vielen Covid-19-Erkrankten zu Thrombosen und Lungenembolien kommt", so Kluge. In einer rechtsmedizinischen Untersuchung zeigte sich, dass von zwölf Verstorbenen mehr als die Hälfte beidseitige Beinvenenthrombosen hatten. Ein Drittel verstarb an einer Lungenembolie. Auch von den Behandelten, die die Infektion überlebt haben, kam es bei 20 bis 40 Prozent zu Thromboembolien.

Sauerstoffgabe kann in invasiver und nichtinvasiver Form erfolgen, invasiv durch Intubieren oder ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) oder nichtinvasiv mit einer Nasensonde oder Atemmaske. Teilweise ist die Beatmung über zwei bis drei Wochen notwendig. Dann kann eine schrittweise Gewöhnung an das selbstständige Atmen notwendig sein.

Je nach individuellem Verlauf der Covid-19-Erkrankung kommen auch Physiotherapie, Pflege und Ernährungsmaßnahmen hinzu. Cortison setzen die Ärzte nicht standardmäßig ein, auch Antibiotika nicht. "Wir haben bereits im März eine S1-Empfehlung zur intensivmedizinischen Therapie von Patienten mit Covid-19 herausgegeben. Darin raten wir ausdrücklich von einer routinemäßigen Gabe von Steroiden ab", erläutert Kluge. "Solange eine rein virale Lungenentzündung vorliegt, ergibt die Gabe von Azithromycin oder anderen Antibiotika keinen Sinn".

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-ist-die-aktuelle-standardbehandlung-bei-covid-19-117614/seite/alle/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/welche-beatmungs-moeglichkeiten-gibt-es-117014/

×