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Hexenschuss

STECHEN IM KREUZ

Zack – und plötzlich ist man wie gelähmt. Betroffene nehmen unwillkürlich eine Schonhaltung ein und verharren häufig mit gebücktem Körper, bis die Schmerzen endlich abnehmen.

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Eine einzige falsche Bewegung, starke Schmerzen im Lendenwirbelbereich des Rückens und plötzlich geht nichts mehr: Das Aufrichten ist, wenn überhaupt, nur noch unter großen Schmerzen möglich. In der Fachsprache nennt man den Hexenschuss Lumbago oder Lumbalgie. Dieser kann sehr unangenehm sein, ist aber in der Regel nicht dramatisch, weil die Beschwerden meist nach ein paar Tagen wieder vorbei sind. Alarmsignale sind jedoch Begleiterscheinungen wie ausstrahlende Schmerzen, die sich bis in die Füße erstrecken, Taubheitsgefühle oder „Ameisenlaufen“ in den Beinen. In diesen Fällen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Deutliche Zeichen Oft erkennt man sie schon an ihrer gebeugten Haltung. Blicken Sie als PTA und Apotheker dann noch in schmerzverzerrte Gesichter und sehen, dass der Kunde sich den Rücken hält, wissen Sie bereits, was los ist. Um sicher zu sein, dass es sich tatsächlich um eine Lumbalgie handelt, sollten Sie die genaue Schmerzquelle erfragen und herausfinden, wie lange der Betroffene bereits unter den Symptomen leidet.

Schicken Sie Patienten, die zusätzliche Beschwerden aufweisen, stets zum Arzt. Der Mediziner diagnostiziert eine Lumbalgie normalerweise anhand der typischen Symptome und führt eine körperliche Untersuchung durch, bei der auch die Reflexe überprüft werden. Durch bildgebende Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografien oder Computertomografien (CT) können weitere Ursachen wie ein Bandscheibenvorfall ausgeschlossen werden.

Anatomie Die Wirbelsäule ist ein Phänomen, denn als zentraler Träger ermöglicht sie eine aufrechte Körperhaltung, fängt Stöße ab und ist gleichzeitig beweglich, sodass auch Drehungen und Beugebewegungen ausgeführt werden können. Es handelt sich bei den Funktionen um ein komplexes Zusammenspiel von Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern und Bandscheiben. Die „knöcherne Mitte“, wie die Wirbelsäule auch genannt wird, besteht aus 33 Wirbeln, die sich wiederum aus einem Wirbelkörper und einem -bogen mit Wirbelloch zusammensetzen. Dadurch bildet sich ein Kanal, der das Rückenmark umfasst.

Zwischen zwei Wirbelbögen treten die Spinalnerven aus dem Rückenmark aus und verzweigen sich im Körper. Die Wirbelsäule erscheint von der Seite betrachtet als doppelt S-förmig gebogen, da sie im Hals- und Lendenbereich nach vorne verformt ist (Hals- und Lendenlordose). Der Hexenschuss vollzieht sich in ihrem unteren Bereich, der Lendenwirbelsäule, welche aus fünf Lendenwirbeln besteht. Dieser Abschnitt wird durch den aufrechten Gang stark belastet, sodass die schmerzhaften Reizzustände häufig hier lokalisiert sind.

Aus heiterem Himmel Ein Hexenschuss ist ein akuter Kreuzschmerz, der entsteht, wenn Muskeln und Bänder überstrapaziert werden. Kommt dann eine zusätzliche Belastung hinzu, reicht dies oft aus, um die Rückenbeschwerden auszulösen. Ursache ist eine Quetschung der schmerzleitenden Nervenfasern, woraufhin die Rückenmuskulatur urplötzlich angespannt wird, um den Lendenwirbelbereich zu schützen. Betroffene leiden unter erheblichen Schmerzen, können sich oft nicht mehr aufrichten und sind vorübergehend außer Gefecht gesetzt.

TIPPS FÜR IHRE KUNDEN
Wer Bauch- und Rückenmuskulatur im Fitnessstudio trainiert, stabilisiert die Wirbelsäule und kann Schmerzen vorbeugen. Während sitzender Tätigkeiten bei der Arbeit sollte man für einen Ausgleich sorgen, denn bei Bewegung wechseln die Muskeln zwischen Ent- und Anspannung, sodass sich Verkrampfungen lockern. Generell sind ruckartige Bewegungen zu vermeiden und schwere Gegenstände mit geradem Rücken zu heben. Dazu geht man in die Knie und richtet sich langsam auf, ohne den Rücken zu beugen. Auch Methoden zum Stressabbau haben sich bei Rückenschmerzen bewährt, weil Stress Verspannungen verursachen kann. Dazu gehören zum Beispiel Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Bei einer typischen Lumbalgie klingen die Beschwerden nach wenigen Tagen wieder ab. Strahlt der Schmerz jedoch in die Beine aus oder geht mit Taubheitsgefühlen oder gar Lähmungserscheinungen einher, liegt unter Umständen ein Bandscheibenvorfall vor. In diesem Fall ist der Ischiasnerv möglicherweise gereizt, eingeklemmt oder es liegen andere Erkrankungen des Bewegungssystems zugrunde.

Therapie: aktiv bleiben Hat die Hexe zugeschlagen, kann der Patient im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst einen Teil zur Heilung beitragen. Früher war es üblich, eine mehrtägige Bettruhe anzuordnen. Heutzutage raten Ärzte davon ab, denn durch Bewegung wird die Muskulatur durchblutet, was für den Heilungsprozess bedeutsam ist. Selbstverständlich sollte man den Körper dabei nicht überanstrengen. Spaziergänge beispielsweise lockern die Muskeln und sorgen dafür, dass der Schmerz möglichst schnell wieder verschwindet.

Bei akuten Schmerzen empfinden viele Kunden Wärme als angenehm. Ein Heizkissen, eine Wärmflasche, durchblutungsfördernde Salben oder ein wärmendes Pflaster entspannen die Muskeln ebenfalls. Auch heiße Bäder oder Duschen tun dem Rücken gut. Manche Menschen bevorzugen im Falle einer Lumbalgie die Anwendung von Kälte durch ein Kühlpack oder ein kühlendes Gel.

Ob man Kälte oder Wärme präferiert, liegt im individuellen Ermessen. Nützlich ist darüber hinaus die Einnahme von Schmerzmitteln, da sie aus dem Teufelskreis zwischen Schonhaltung und Verspannung herausführen. Empfehlen Sie Ihren Kunden ein Medikament mit dem Wirkstoff Paracetamol, Ibuprofen oder ASS. Auch Diclofenac ist zur Behandlung der Lumbalgie geeignet. Vorsicht ist jedoch bei Patienten, die magenempfindlich sind, geboten. Manchmal helfen auch lokale Schmerzsalben.

Wer seine Rückenschmerzen mit Schüßler Salzen behandeln möchte, sollte zum Mineralstoff Magnesium phosphoricum D6 greifen, der aufgrund seiner entspannenden Wirkung beliebt ist. Besonders die „Heiße Sieben“ hat sich bewährt: Dazu werden ein Mal täglich zehn Tabletten mit heißem Wasser übergossen und in kleinen Schlucken getrunken.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 06/14 ab Seite 64.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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