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PKA-Fortbildung 03/12

SÄUGLINGSBEDARF

Milchpumpen, Schnuller, Sterilisatoren, Saug- und Trinkbecher für Kleinkinder und Co. – dies ist alles nach § 25 Apothekenbetriebsordnung erlaubtes Apothekensortiment, das von PKA beraten und verkauft werden darf.

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Gerade Mütter von Erstgeborenen sind noch unwissend, aber auch besonders kritisch, wenn es um Säuglingsernährung und -pflege ihres Nachwuchses geht.” Dies sagte neulich eine befreundete PKA. Bleibt hinzuzufügen: Wurden diese Mütter gut beraten und haben die gegebenen Tipps geholfen, werden diese Neukunden zufriedene, dankbare Stammkunden. Tatsächlich gibt es seit geraumer Zeit einen Trend zu Mutter-Kind-Apotheken, also Apotheken, die besonders kinderfreundlich und auf Babys und Kleinkinder eingestellt sein wollen.

Entspanntes Einkaufen, während das Kind in der Spielecke verweilt, Wickelplatz mit Stillecke, ein breites Sortiment an speziellem Säuglings- und Kleinkinderbedarf, Aktionen wie Baby-Mess- und Wiegetage beziehungsweise Vortragsreihen zu Ernährung und Pflege zeichnen viele dieser Apotheken aus. Häufig ist hierfür ein Kompetenznetzwerk mit Hebammen, Kinderärzten, Still- und Krabbelgruppen sinnvoll. Fertige Mutter-Kind-Konzepte, die – wie alle Marketingstrategien – natürlich noch individuell mit Leben gefüllt werden müssen, bieten einige Apothekenkooperationen und Großhandlungen. An dieser Stelle sollen PKA Einblick in das spezielle Sortiment gewährt werden.

Es ist wichtig, sich mit den Vorteilen des angebotenen Apothekensortiments im Vergleich zu Drogeriemärkten, Kaufhäusern & Co. auseinanderzusetzen. Nur so kann Eltern der Mehrwert beim Apothekeneinkauf deutlich werden.

Die Schwangere im Blick Schon vor der Geburt hilft es, Schwangere auf eine nährstoffreiche, ausgewogene Ernährung anzusprechen . Speziell konzipierte unterstützende Nahrungsergänzungsmittel können in Einzelfällen hilfreich sein. Auch auf Möglichkeiten zur Minderung von Dehnungsstreifen lohnt es sich hinzuweisen. Diese sind in der Regel durch Gewichtszunahme, hormonelle Einflüsse und eine latente Bindegewebsschwäche mitbedingt.

Elastizitätsfördernde Hautpflegeprodukte hat jede Apotheke in ihrem Kosmetiksortiment. Zusätzlich sollte auf eine noch gründlichere Zahnpflege eingegangen werden, damit der bekannte Satz „Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn” nicht zur Wahrheit wird. Weiche Bürsten mit abgerundeten Borsten, regelmäßig Zahnseide und blutstillende, festigende Mundwässer gegen häufigeres Zahnfleischbluten sind zu empfehlen.

Breites Sortiment für Stillende Ist das Kind erst einmal da: Säuglingswaagen, meist Tischwaagen mit fester Waagschale, können für die ersten Lebenswochen eines Kindes in den meisten Apotheken gegen Gebühr ausgeliehen werden. Gerade wenn stillende Mütter Zweifel am Saugverhalten ihres Kindes haben oder bei noch schwächelnden Frühgeborenen, kann durch Vorher-Nachher-Wiegen das Trinkverhalten und insgesamt die Gewichtszunahme gut registriert werden. Der Verleih von Intervallmilchpumpen zum Abpumpen von Muttermilch, auch von Klinikmodellen mit Doppelbrustpumpe, ist hingegen nicht in jeder Apotheke üblich.

Stillhilfsmittel wie Brusthütchen, zum Schutz der mütterlichen Brustwarzen beziehungsweise bei Senkwarzen notwendig, Stilleinlagen aus Vlies, Baumwolle, Seide oder Milchauffangschalen, um unkontrolliert aus der Brust auslaufende Milch aufzunehmen, Lanolinsalbe für wunde Brüste oder einfache Pumpen zum Anregen des Milchflusses, sollten bekannt sein.

Schnulleralarm Nuckeln ist für viele Babys und Kleinkinder schön und beruhigend. Entsprechende Sauger aus Naturkautschuk, Latex oder Silikon gibt es in verschiedensten Varianten, je nach Monatsalter in unterschiedlichen Größen und mit einer vielfältigen Farbpalette, mit bunten Kindermotiven und für die Nacht sogar leuchtend. Meist wird zwischen Kirsch- und kieferorthopädischer Form unterschieden, wobei aus medizinischer Sicht nicht gesagt werden kann, dass die eine oder andere Form wirklich eindeutig besser für den kindlichen Kiefer ist.

Viele Eltern achten mittlerweile darauf, dass die Schnuller nicht mit der hormonell wirksamen Chemikalie Bisphenol A belastet sind. Diese Substanz steht im Verdacht, Unfruchtbarkeit, Schädigungen der Gehirnentwicklung und Brustkrebs hervorzurufen. Um Babys flüssige Arzneimittel oder aufgelöste Tabletten, etwa täglich die sinnvollen Vitamin-D-Tabletten zu verabreichen, existieren spezielle Medikamentenschnuller. Das Arzneimittel wird in der verschriebenen Dosierung in die Medikamentenkammer gefüllt und vom Säugling oder Kleinkind aus dem perforierten Saugerteil aufgenommen. Auch Inhalationssauger mit perforierter Vorratskammer, aus der beispielsweise auf einen Wattebausch getropftes ätherisches Öl wie Kiefer- oder Eukalyptusöl entweicht, sind im Handel. Ebenso gibt es Fieberthermometer in Schnullerform.

Den Säugling ernähren Stillen ist zwar in den ersten vier bis sechs Babymonaten das Beste für Mutter und Kind, dennoch gibt es immer wieder Gründe, die dies nicht ermöglichen. Für diese Fälle existieren spezielle Fertigprodukte. Säuglingsanfangsnahrung enthält die Silbe „Pre” beziehungsweise die Ziffer „1” im Namen. Während „Pre”-Nahrung der Muttermilch am besten angepasst (adaptiert) ist, wird „1”er-Nahrung nur teiladaptiert. Sie enthält unter anderem weniger Milchzucker, aber mehr Eiweiß, zusätzlich Stärke und wird dadurch sämiger und sättigender.

INDUSTRIE IST AKTIV
Informationsmaterial wie Zeitschriften, Fachbücher und Industriebroschüren rund ums Baby dürfen natürlich nicht fehlen. Es gibt Apotheken, die sogar eigene Infodienste erstellen: „Hilfe, ich habe zu wenig Milch”, „Behandlung von Milchstau und Brustentzündung”, „Ernährung in der Stillzeit”, „Blähungen beim Baby – was tun?”, „Essen mit dem Löffel” oder „Hurra, der erste Zahn!” sind nur wenige Themenbeispiele, die Ihre Kompetenz schriftlich signalisieren und zudem den Zusatzverkauf unterstützend ankurbeln. Auch die Industrie hat in der Zielgruppe Mutter eine gewinnbringende Käuferschicht erkannt.

Folgemilch mit der Ziffer „2” im Namen dürfen frühestens ab dem fünften, sechsten Lebensmonat gegeben werden. Etwa ab dem achten Monat erfolgt der Wechsel zu „3”er-Folgemilch. Sie enthalten oft mehr Eisen, Kalzium und Kalorien. Spezielle hypoallergene „HA”-Nahrungen wurden extra für allergiegefährdete Kinder entwickelt. Zwar sind sie ebenfalls meist aus Kuhmilch hergestellt, das Eiweiß wurde aber speziell aufgespalten, sodass es nicht mehr so stark allergieauslösend wirkt. „HA”-Nahrungen schmecken eher leicht bitter. Haben Säuglinge noch keinen süßen Geschmack kennengelernt, akzeptieren sie diese Produkte dennoch gut.

Domäne der Apotheken ist jedoch eher Spezialnahrung für Säuglinge mit Verdauungsproblemen, wie Spucken, starken Blähungen, Durchfall oder Milcheiweiß- oder Milchzuckerunverträglichkeit. Bei Verdacht auf eine Ernährungsstörung im Säuglingsalter muss allerdings immer zum Kin - derarztbesuch geraten werden. Zur Gabe von Nahrung sind Trinkflaschen aus Glas oder Polypropylen (Bisphosphenol-frei) mit unterschiedlichsten Dekoren, Füllvolumen und altersgerechten Flaschensaugern für Tee, Milch, Brei, mit oder ohne Ventil auf dem Markt. Ebenso existieren dafür geeignete kleine Sterilisatoren. Für Kleinkinder gibt es extra auslaufsichere und mit hygienischer Schutzkappe versehene Trinklernbecher. Auch für Kinderhände ergonomisch geformtes Esslernbesteck, mikrowellen- und spülmaschinenfestes Esslerngeschirr halten manche Apotheken im Angebot.

Das Baby pflegen Zum Fiebermessen gibt es neben dem Schnullerthermometer normale digitale Thermometer mit flexibler Spitze, sprechende Thermometer, aber auch Ohr- und Schläfenthermometer beziehungsweise Infrarot-Stirnthermometer. Nichtdigitale quecksilberfreie Thermometer sind zwar auch noch auf dem Markt, aber für kleine Kinder nicht empfehlenswert.

Da das Badewasser für Babys und Kleinkinder wohltemperiert, aber nicht zu heiß sein sollte, ist ein Kunststoffbadethermometer für jeden Säuglings-/Kleinkinderhaushalt sehr empfehlenswert. Es gibt sie in digitaler und analoger Ausführung, ansonsten existieren farblich und in der auf Kinder zugeschnittenen Motivauswahl keine Grenzen. Um Babys das Atmen, Schlafen und Essen während einer Erkältung zu erleichtern, sind Nasensekretabsauger hilfreich.

Zur Hautpflege sind speziell auf die Bedürfnisse des Babys abgestimmte Produkte, die den erhöhten Feuchtigkeitsbedarf und die geringere Talgdrüsenproduktion der jungen Haut ausgleichen, dabei möglichst wenig Duftstoffe und Konservierungsmittel enthalten, sinnvoll. Kinderpflaster, Babynagelscheren, Wärmflaschen oder Kirschkernkissen in Kuscheltieren, selbst kleines Babyspielzeug kann das Sortiment abrunden.

Zahnungsbeschwerden Beißringe sind mit Glukoselösung gefüllte Weichgummiringe, die in gekühltem Zustand Kleinkindern mit Zahnungsbeschwerden Erleichterung bringen sollen. Auch einfache Kunststoffringe werden angeboten. Immer wieder mal nachgefragt wird Veilchenwurzel (Rhizoma iridis). Allerdings sollte hiervon aus hygienischen Gründen abgeraten werden.

Wie Veilchenwurzel sind auch alle anderen Mittel gegen Zahnungsbeschwerden wie Zahnungsgele oder homöopathische Mischungen vollwertige Arzneimittel und in der Beratung damit dem pharmazeuti - schen Personal vorbehalten. Das gilt auch für die gern nachgefragte gesamte „Homöopathische Hausapotheke” für Kinder. Babyzahnbürsten, meist aus Silikon, zum Überstülpen über den Finger, lustige Zahnpflegecenter mit Zahnbürste, - bürstenhalter und -putzuhr und speziell für die Kleinkindermilchzähne geeignete Putzmittel helfen die ersten Zähne lange gesund zu halten.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/12 ab Seite 96.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

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