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Tipps für Vitamin-D-Unterversorgte

RAUS IN DIE SONNE?

Etwa 60 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einem Vitamin-D-Mangel. Über die Haut kann es zwar gebildet werden – doch reichen in unseren Breiten Sonnenbäder von April bis Oktober aus?

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Die Liste der Vitamin-D-reichen Lebensmittel ist nicht sehr lang: Lebertran, fetter Fisch , Avocados, Pilze (Shiitake, Steinpilze, Champignons, Pfifferlinge), Eigelb, Kalbfleisch und Käse (Edamer, Emmentaler) – alle enthalten Vitamin D3, Cholecalciferol.

Eigensynthese Interessanterweise kann Vitamin D auch in unserer Haut gebildet werden – und zwar bewirkt die UV-B-Strahlung, dass sich das körpereigene 7-Dehydrocholesterol schließlich zu Cholecalciferol umwandelt. Dieser Syntheseweg ist auch der bedeutendere im Vergleich zur Nahrungsaufnahme: Etwa 80 bis 90 Prozent des Vitamins D3 werden so gebildet. In der Leber entsteht im Weiteren zunächst Calcidiol. Diese Substanz gilt als wichtiger Serummarker für die Vitamin-D-Versorgung. Die eigentlich biologisch aktive Vitamin-D-Form ist allerdings Calcitriol, das überwiegend in der Niere aus seiner Vorstufe Calcidiol entsteht.

Aufgaben Da das Vitamin im Körper selbst gebildet werden kann und von seiner Struktur den Steroidhormonen ähnelt, wird es mittlerweile auch als Hormon eingestuft. Wichtigste Funktion im Stoffwechsel: die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm. Daraus resultieren auch die typischen Mangelerscheinungen. Im Kindesalter führt eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung zu Rachitis und/oder Osteomalazie; letztere kann ebenfalls Erwachsene betreffen, aber auch eine Osteoporose kann sich daraus entwickeln. Vermutet wird zudem ein Zusammenhang zwischen einem Mangel und einem erhöhtem Risiko für Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten und Infektionen.

Neue Empfehlungen Experten zufolge gilt ein Serumspiegel des Calcidiols von 50 Nanomol/Liter (nmol/l) als wünschenswert für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung. Da die tägliche Aufnahme etwa zwei bis vier Mikrogramm über die Nahrung beträgt, müsste über die Haut/im Körper die fehlende Menge synthetisiert werden, um diesen Serumspiegel aufrecht zu erhalten beziehungswiese überhaupt zu erreichen.

Unter Annahme einer fehlenden endogenen Synthese hat die DGE für Kinder, Jugendliche und Erwachsene den Schätzwert für Vitamin D von bislang 5 Mikrogramm dieses Jahr auf 20 angehoben. Risikogruppen sind insbesondere gestillte Säuglinge ohne Vitamin-D-Prophylaxe, strikt vegan ernährte Kinder sowie Personen mit limitierter Sonnenlichtexposition (z. B. Pflegeheimbewohner) – diesen wird zu einer Supplementierung geraten.

Dilemma Wer sich, wie empfohlen, mit Sonnenschutz nach draußen begibt, reduziert zwar sein Risiko für Hautkrebs, aber auch die endogene Vitamin-D-Bildung – um bis zu 98 Prozent bei einer Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 30. Die „suboptimale geografische Lage” Deutschlands führt zudem sowieso laut Experten dazu, dass auch in den Sommermonaten nicht genügend Vitamin D über die Haut synthetisiert werden kann. Hier sind laut medizinischer Fachgesellschaften Tabletten eine geeignete Wahl, wenn ein Vitamin-D-Mangel vorliegt. Als sicher für Erwachsene gilt eine Einnahme von 800 bis 2000 I.E. pro Tag, wobei 1000 Internationale Einheiten 25 Mikrogramm entsprechen. Von einer Supplementierung profitieren besonders Ältere: Bereits 800 I.E. senken das Sturz- und Frakturrisiko um 20 Prozent.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/12 auf Seite 26.

Dr. Petra Kreuter, Redaktion

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