Mann sitzt traurig am Fenster© Marjan_Apostolovic / iStock / Getty Images Plus
Wenn ein Mensch Vertrauensbrüche, Enttäuschungen oder Herabwürdigungen erfährt, kann dies eine Verbitterungsstörung auslösen.

Psychologie | Therapie

VERBITTERUNGSSTÖRUNG KANN LANGE ANDAUERN

Kränkungen und Enttäuschungen graben sich manchmal tief ins Gedächtnis ein. Mitunter setzen sie den Menschen so sehr zu, dass ihre Verbitterung über das Erlebte chronisch wird.

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Herabwürdigungen, Vertrauensbrüche und Ungerechtigkeiten können eine Verbitterungsstörung auslösen. Im Zentrum steht das subjektive Empfinden, dass man um etwas betrogen oder beraubt wurde - und dass man nicht die Möglichkeit hatte, etwas dagegen zu unternehmen oder das Unrecht anders zu bewältigen. Das beschreibt der Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP).

Eine innerliche Verbitterung könne insbesondere dann vorkommen, wenn schmerzliche Enttäuschungen in jenen Bereichen passieren, die einem Menschen besonders viel bedeuten, sagt die BVDP-Vorsitzende Christa Roth-Sackenheim.
 

Was die Verbitterungsstörung kennzeichnet

Fachleute sprechen konkret von einer Posttraumatischen Verbitterungsstörung. Sie ist laut dem Berufsverband von der Posttraumatischen Belastungsstörung abzugrenzen, auch wenn sie mit ihr einige Aspekte gemeinsam hat. Aber bei der Verbitterungsstörung ist kein lebensbedrohliches Ereignis der Auslöser, sondern ein «eher lebensübliches Kränkungs- oder Ungerechtigkeitserlebnis», bei dem Verbitterung und nicht Angst die vorherrschende Emotion sei.

Menschen mit einer Verbitterungsstörung haben oft Gefühle von Zorn, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Resignation. Sie schämen sich und machen sich Vorwürfe, dass sie das Geschehene nicht verhindern konnten. Angesprochen auf das Ereignis werden sie laut dem Verband in der Regel emotional. Die Störung kann auch körperliche Beschwerden auslösen, darunter Schlafstörungen, Appetitverlust und Schmerzen.
 

Therapie zur Verarbeitung

Großteils werde die Störung im Kontext beruflicher oder privater Konflikte beobachtet. Sie könne sich aber auch als Reaktion auf andere schwerwiegende negative Lebensereignisse wie eine schwere Erkrankung oder einen Unfall entwickeln. Die Verbitterung dringt in der Folge meist durch sämtliche Lebensbereiche.

Betroffene erinnern sich immer wieder an die Situation. Mitunter sei es ihnen auch wichtig, das Ereignis im Detail nicht zu vergessen, so Roth-Sackenheim. Weil sie sich davon erhoffen, das Erlebte so besser zu bewältigen. Eine Therapie kann bei der Verarbeitung des Ereignisses und der erlittenen Kränkung helfen. (www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org)

Quelle: dpa
 

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