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Erkältung oder Grippe?

NICHT DURCHEINANDER WERFEN

Erkältung und Grippe – das sind zwei völlig verschiedene Erkrankungen. Warum das vielen Kunden nicht klar ist, welches die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind und was Sie erkrankten Kunden raten können? Hier sind die wichtigsten Fakten.

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Ich habe die Grippe“ – diesen Satz hört das Apothekenteam in diesen Wochen sicher häufig. Doch leiden die meisten Menschen mit verschnupfter Nase, Halsweh und Husten glücklicherweise nicht wirklich unter der gefürchteten echten Grippe, sondern schlichtweg unter einer Erkältung. Warum die beiden Virusinfektionen – die sich nicht nur in Hinblick auf die Erreger voneinander unterscheiden – so oft durcheinander gebracht werden, liegt zum Teil am Namenswirrwarr: Die Erkältung wird in der medizinischen Fachsprache grippaler Infekt genannt.

Sprechen Arzt, Apotheker oder medizinisches Personal von einem grippalen Infekt, schlussfolgert manch ein Patient irrtümlicherweise, er habe sich die Grippe eingefangen. Auch die Symptome beider Erkrankungen weisen Parallelen auf, wodurch es leicht zu Verwechslungen kommen kann: Schließlich gehen sowohl Erkältung als auch Grippe mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Husten, Schnupfen und Abgeschlagenheit einher. Allerdings unterscheiden sich die Beschwerden bezüglich ihrer Intensität und ihrer Folgen für betroffene Patienten ganz erheblich.

Grippe: Schlagartig schwer krank Wer von der echten Grippe, medizinisch Influenza genannt, geplagt wird, ist auf einen Schlag so krank und schwach, dass er sich vermutlich sofort ins Bett begeben und dort, abgesehen von einem obligatorischen Arztbesuch, auch die kommenden Tage bleiben wird. Typisch für die Grippe sind eine kurze Inkubationszeit von meist nur ein bis zwei Tagen und ein plötzlicher, sehr heftiger Krankheitsbeginn – quasi ohne Vorwarnung setzen die Beschwerden ein. Betroffene leiden unter Fieber zwischen 38 und 40 Grad Celsius, mitunter klettert die Körpertemperatur sogar noch höher.

Hinzu kommen Schüttelfrost, Muskel- und Gelenkschmerzen im ganzen Körper, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Trockener Husten ohne Schleimbildung sowie Schnupfen – entweder läuft die Nase oder sie ist verstopft – gehören ebenfalls zur Symptomatik. Die Auflistung zeigt: Eine Grippe betrifft nicht nur die Atemwege, sondern setzt den ganzen Körper schachmatt. Die starken Beschwerden lassen meist innerhalb von sieben Tage wieder nach. Bei vielen Patienten dauert es aber wochenlang, bis sie sich wieder vollständig erholt haben.

Erkältung: Symptome eher unspektakulär Im Gegensatz zur Grippe beginnt ein grippaler Infekt klassischerweise langsam und eher unspektakulär – die Symptome entwickeln sich meist über Tage, während derer sich der Gesundheitszustand allmählich verschlechtert, und lösen einander ab. Los geht die Infektion oft mit Beschwerden wie Kribbeln in der Nase, Niesattacken und Halsschmerzen. Dann fängt die Nase zu laufen an oder schwillt zu, was die Nasenatmung deutlich beeinträchtigt und von Betroffenen als besonders unangenehm erlebt wird.

Zu Beginn der Erkältung tritt häufig ein trockener Reizhusten auf, der nach einigen Tagen von einem produktiven Husten mit Schleimbildung und Auswurf abgelöst wird. Mitunter geht ein grippaler Infekt auch mit leichtem Fieber, Mattigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen einher. Innerhalb von etwa einer Woche ist das Schlimmste in der Regel überstanden, lediglich der recht hartnäckige Erkältungshusten hält sich oft noch länger. Nicht selten dauert es drei Wochen, bis er wieder vollständig abgeklungen ist.

Erkältungserreger: Über 200 Virentypen Auslöser einer Erkältung sind Viren – mehr als 200 Virentypen kommen als Übeltäter infrage. Dabei handelt es sich überwiegend um Rhinoviren, aber auch um Erreger wie Corona- und Adenoviren. Die Vielzahl der potenziellen Verursacher erklärt, warum der Mensch meist mehrmals im Jahr von einem grippalen Infekt geplagt wird. Übertragen werden Erkältungsviren per Tröpfchen- oder Schmierinfektion – also entweder direkt beim Sprechen, Husten und Niesen von Mensch zu Mensch oder über kontaminierte Gegenstände. Egal ob auf Türklinken, Haltegriffen in Bussen oder Handläufen von Rolltreppen – überall können die hartnäckigen Erreger eine Zeitlang überleben und vom nächsten Passanten mit der Hand abgestreift werden.

Wer nun mit der virenbelasteten Hand ins eigene Gesicht fasst – und sei es nur, um sich an der Nase zu kratzen oder eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen – ermöglicht es den Viren, über die Schleimhäute von Nase und Mund in den Körper zu gelangen. Erkältungsviren sind das ganze Jahr über aktiv, Erkältungen mitten im Sommer sind keine Seltenheit. Diese oft von Coxsackieviren hervorgerufenen Infekte werden auch als „Sommergrippe“ bezeichnet – was ebenfalls zur Verwirrung beiträgt und manch einen Betroffenen glauben lässt, er habe sich mit der echten Grippe angesteckt.

Doch auch hier kann Entwarnung gegeben werden: Mit der gefürchteten Influenza hat die Sommergrippe nichts zu tun. Trotz der Tatsache, dass Erkältungsviren keine Sommerpause einlegen, ist das Winterhalbjahr die Hochsaison der grippalen Infekte. Ein Grund: Kalte Winterluft und trockene Heizungsluft trocknen die Schleimhäute aus, sodass die Erreger leichter in den Körper gelangen und sich hier ausbreiten können.

Ansteckung verhindern!

Nur keine Infektion mit Erkältungs- oder gar Influenzaviren riskieren, heißt die Devise im Winter. Wer diese Tipps beherzigt, kann sich und andere vor Ansteckung schützen:
+ Hände regelmäßig gründlich mit Seife unter fließendem Wasser waschen und danach sorgfältig mit einem sauberen Handtuch abtrocknen.
+ Hände vom Gesicht fern halten – denn Viren tummeln sich bevorzugt an den Händen. Wer die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase mit den Händen berührt, läuft deshalb Gefahr, sich zu infizieren.
+ Vor allem während einer Grippewelle besser aufs Händeschütteln verzichten.
+ Grundsätzlich Abstand zu niesenden und hustenden Mitmenschen halten.
+ Wer selbst erkrankt ist, sollte anderen nicht die Hand geben und auf Umarmungen verzichten.
+ Benutzte Papiertaschentücher nie herumliegen lassen, sondern gleich in einem Mülleimer mit Deckel entsorgen.
+ Nase und Mund beim Husten und Niesen bedecken – aber bitte nicht mit der Hand, sondern besser in die Armbeuge husten und niesen.

Grippeerreger: Tückische Influenzaviren Auch die Grippe wird von Viren ausgelöst, und zwar von Influenzaviren. Die Ansteckung erfolgt ebenfalls durch Tröpfchen- und Schmierinfektion. Die Grippewelle rollt hierzulande alljährlich in den Wintermonaten heran, Schwerpunkte bilden meist die ersten Monate des Jahres. Ein Grund dafür: Die Grippeerreger sind bei niedrigen Temperaturen und trockener Luft stabiler.

Außerdem wird vermutet, dass die Schleimhaut der oberen Atemwege bei trockener Luft, wie sie im Winter herrscht, anfälliger für eine Infektion ist und das Immunsystem im Winter weniger schlagkräftig ist als in den wärmeren Jahreszeiten. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass man sich im Winter längere Zeit zusammen mit andern Menschen in weniger belüfteten Räumen aufhält. Die Grippewelle beginnt in Europa häufig in den südwestlichen Ländern wie Spanien und Portugal und setzt sich dann über Mittel- nach Osteuropa fort.

Impfschutz: Nur bei Grippe möglich Einen Schutz vor der gefürchteten Infektion, die vor allem bei älteren, chronisch kranken und immungeschwächten Menschen oft schwer verläuft und Komplikationen wie Lungenentzündungen zur Folge haben kann, bietet eine Impfung. Sie muss alljährlich wiederholt werden, im Idealfall im Herbst – also bevor die Grippesaison losgeht. Der Grund: Nach der Impfung dauert es ungefähr zwei Wochen, bis der Körper ausreichend Antikörper produziert hat. Wichtig zu wissen: Kein Grippeimpfstoff bietet einen 100-prozentigen Schutz.

Denn obwohl die Zusammensetzung des Impfstoffs jährlich aktualisiert und an die Influenzaerreger angepasst wird, ist es möglich, dass in der folgenden Saison hauptsächlich auftretende Grippeviren nicht optimal mit den im Impfstoff enthaltenen Virusstämmen übereinstimmen. Beobachtet wurde bei guter Übereinstimmung der zirkulierenden Influenzaviren mit dem Impfstoff bei jungen Erwachsenen eine Schutzwirkung von bis zu 80 Prozent. Ältere Menschen haben oft eine eingeschränkte Immunantwort, sodass die Impfung bei Senioren weniger zuverlässig wirkt.

„Dennoch können auch ältere Menschen ihr persönliches Risiko, an Grippe zu erkranken, durch die Impfung in etwa halbieren“, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Für die Grippeimpfung spricht auch die Beobachtung, dass eine Infektion bei geimpften Personen meist deutlich milder verläuft als bei ungeimpften. Während man sich a a gegen die Grippe impfen lassen kann, gibt es keine Impfung gegen grippale Infekte. Das liegt an der Vielzahl der möglichen Erreger. Einen gewissen Schutz vor beiden Infektionen bietet allerdings eine gute Hygiene, insbesondere häufiges, gründliches Händewaschen.

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut rät folgenden Personengruppen zur jährlichen Grippeschutzimpfung:
+ Menschen über 60 Jahren,
+ Schwangeren ab dem zweiten Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab ersten Trimenon,
+ Personen mit Grunderkrankungen wie z. B. chronischen Krankheiten der Atmungsorgane, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und HIV,
+ Personen mit erhöhter Gefährdung wie z. B. medizinischem Personal in Kranken- und Pflegeeinrichtungen und Personen mit umfangreichem Publikumsverkehr,
+ Menschen mit erhöhter Gefährdung durch direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln.

Antibiotika: Nicht sinnvoll Eine Gemeinsamkeit beider Erkrankungen: Da sowohl Grippe als auch Erkältung von Viren hervorgerufen werden, ist der Einsatz von Antibiotika sinnlos. Denn bekanntlich können diese Medikamente lediglich gegen Bakterien etwas ausrichten, während sie gegen Viren machtlos sind. Auf diesen Zusammenhang können Sie Ihre Kunden im Beratungsgespräch gar nicht oft genug hinweisen, denn viele Menschen sind nach wie vor davon überzeugt, Erkältungs- und Grippebeschwerden ließen sich am besten mit Antibiotika bekämpfen.

Ein gewaltiger Irrtum! „Studien bestätigen, dass Antibiotika die Dauer einer einfachen Erkältung nicht verkürzen“, bestätigt auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Richtig ist jedoch: Haben sich zusätzlich zur Virusinfektion Bakterien in den Atemwegen angesiedelt, ist der Einsatz von Antibiotika gerechtfertigt oder sogar dringend erforderlich.

Im Rahmen einer Erkältung können diese Symptome auf eine bakterielle Entzündung hinweisen:

  • über mehrere Tage anhaltender grünlich verfärbter Nasenschleim oder Auswurf,
  • anhaltend starke Halsschmerzen und eitrige Gaumenmandeln,
  • hartnäckig verstopfte Nase und starke Kopfschmerzen im Bereich der Stirnhöhle,
  • Fieber, Brustschmerzen und Probleme beim Luftholen.

Von selbst versteht sich, dass alle diese, teilweise schweren Krankheitssymptome Anlass für einen Arztbesuch sein sollten. Für die Grippe typische Beschwerden wie hohes Fieber und ausgeprägtes Krankheitsgefühl gehören ebenfalls in ärztliche Hände. Doch auch für die Influenza gilt: Solange keine Komplikationen auftreten, die auf eine bakterielle Zweitinfektion hinweisen, sind Antibiotika sinnlos.

Eventuell wird der Arzt seinen Patienten jedoch Virustatika mit dem Wirkstoff Oseltamivir verordnen. Dabei handelt es sich um einen Neuraminidasehemmer, der die Krankheitsdauer verkürzen und vor Komplikationen schützen soll. „Oseltamivir-Tabletten müssen innerhalb von 48 Stunden nach Erkrankungsbeginn eingenommen werden“, erläutert das IQWiG. Bestehen die Symptome länger, habe der Wirkstoff auf den Verlauf der Grippe keinen Einfluss mehr.

Erkältung: Behandlung in Eigenregie Während eine Influenza eine sehr schwerwiegende Erkrankung ist, die jährlich Todesopfer fordert, handelt es sich bei einem grippalen Infekt um eine vergleichsweise harmlose Virusinfektion, die nicht unbedingt einen Arztbesuch erfordert. Menschen, die weder einer besonderen Risikogruppe angehören und deshalb von der Selbstmedikation ausgeschlossen sind, noch unter ungewöhnlich starken Erkältungsbeschwerden leiden, entscheiden sich häufig, die lästigen Symptome in Eigenregie zu behandeln – mit Hausmitteln und geeigneten rezeptfreien Präparaten aus der Apotheke.

Und das bedeutet auch: Die Apotheke ist bei Husten und Schnupfen oft die erste und einzige Anlaufstelle für Betroffene, weshalb eine kompetente und umfassende Beratung durch das Apothekenteam von größter Bedeutung ist. Um Erkältungsbeschwerden zu lindern und den Genesungsprozess zu unterstützen, steht eine unglaubliche Vielfalt an Präparaten für die Selbstmedikation zur Verfügung – pflanzliche und chemisch-synthetische, homöopathische und anthroposophische, daneben Arzneimittel, die speziell gegen ein Symptom gerichtet sind und Kombinationspräparate, die gegen verschiedene erkältungstypische Beschwerden gleichzeitig mobil machen.

Um erkältete Kunden mit individuell geeigneter und bestmöglicher Medizin zu versorgen, müssen Sie also nachfragen – sich beispielsweise erkundigen, ob die Medikamente für einen Erwachsenen oder ein Kind benötigt werden, ob bestimmte Vorerkrankungen vorliegen und welche Beschwerden vorherrschen. Auch die persönlichen Vorlieben des Kunden spielen bei der Selbstmedikation eine entscheidende Rolle. So möchten viele Kunden den vergleichsweise harmlosen Symptomen am liebsten mit „sanften“ natürlichen Präparaten zu Leibe rücken, während andere stark wirksame Medikamente bevorzugen, die es ihnen ermöglichen, ihren Alltag trotz Erkältung mehr oder weniger uneingeschränkt zu meistern.

Erkältung: Zahlen und Fakten

+ 2 bis 4 Erkältungen bekommt der durchschnittliche Erwachsene pro Jahr. Kinder leiden wesentlich häufiger unter grippalen Infekten.
+ Über 200 Virentypen kommen als Auslöser einer Erkältung infrage.
+ 7 bis 9 Tage dauert eine Erkältung im Schnitt.
+ 80 Prozent der Erkälteten werden von Schnupfen geplagt, der das häufigste Erkältungssymptom ist.
+ Ein 75-Jähriger hat rund 4 Jahre seines Lebens hustend und schniefend verbracht.

Beschwerden: Zuverlässig lindern Gegen erkältungsbedingte Halsschmerzen, die oft in den ersten Tagen der Infektion auftreten, gibt es Rachensprays und Lutschtabletten mit unterschiedlichen Wirkstoffen, die lokalanästhetisch, analgetisch, antiphlogistisch und/oder antiseptisch wirken. Lutschtabletten haben den Vorteil, dass sie den Speichelfluss anregen, was die Rachenschleimhaut wohltuend befeuchtet und das Schlucken erleichtert. Natürliche Helfer für den rauen, entzündeten Rachen sind Lutschtabletten und Halsbonbons mit pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Salbei, Isländisch Moos, Kamille, Malve oder mit Mineralsalzen.

Lokaltherapeutika gegen Halsschmerzen sollten Erkältungsgeplagte langsam im Mund zergehen lassen, um eine möglichst lange Einwirkzeit zu erreichen. Klassischerweise bessern sich erkältungsbedingte Halsschmerzen bereits nach etwa zwei Tagen wieder und sind nach drei bis fünf Tagen vergessen. Schnupfen wird von Betroffenen vor allem dann als sehr störend empfunden, wenn die Nasenschleimhaut infolge einer verstärkten Durchblutung anschwillt und die Nase verstopft. Um die Nasenatmung wieder zu ermöglichen, leisten abschwellende Nasensprays gute Dienste.

Sie sind für die kurzzeitige Anwendung gedacht. Als Faustregel gilt: Präparate mit lokal wirkenden Alpha-Sympathomimetika wie Xylometazolin, Oxymetazolin und Tramazolin dürfen maximal drei Mal täglich und nicht länger als maximal sieben Tage hintereinander angewendet werden. Einige abschwellende Nasensprays verfügen zusätzlich über pflegende, befeuchtende und wohltuende Inhaltsstoffe wie Dexpanthenol, Meerwasser oder ätherische Öle. Um die Nasenschleimhaut bei Schnupfen zu befeuchten, kommen isotonische salzhaltige Nasensprays oder auch Nasenspülungen infrage. Hypertone Nasensprays haben durch den osmotischen Effekt eine leicht abschwellende Wirkung.

Bei der Abgabe von Hustenpräparaten für die Selbstmedikation ist es wichtig nachzufragen, unter welcher Art von Erkältungshusten der Kunde leidet. Hier gilt: Der „nutzlose“ trockene Reizhusten ohne Schleimbildung darf mit Antitussiva wie Pentoxyverin und Dextromethorphan unterdrückt werden, während produktiver Husten ein Fall für schleimlösende Medikamente mit Wirkstoffen wie Ambroxol oder Acetylcystein ist. Zu den pflanzlichen Hustenlösern zählen zum Beispiel Extrakte aus Efeublättern und Thymiankraut, während Schleimstoffdrogen wie Eibischwurzel und Spitzwegerichblätter bei trockenem Reizhusten indiziert sind. Eine gute Empfehlung bei stärkerer Sekretbildung sind pflanzliche Schleimlöser mit Wirkstoffen wie Cineol, Eukalyptus- und Myrtenöl oder eine Kombination aus Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten, Sauerampferkraut, Holunderblüten und Eisenkraut.

In hoher Dosierung findet man die Kombination auch als Empfehlung in den Rhinosinusitis-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Die Kombination aus Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl, auch bekannt als ELOM-080, hat als einziges Produkt eine Zulassung sowohl für die Behandlung der oberen als auch der unteren Atemwege. Erkältungsbedingte Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber können falls erforderlich mit Analgetika wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen gesenkt werden.

Diese Wirkstoffe sind – oft zusammen mit einem systemisch wirkenden Alpha-Sympathomimetikum wie Pseudoephedrin oder Phenylephrin zum Abschwellen der Nasenschleimhaut – auch in speziellen Kombinationspräparaten zur Linderung mehrerer Erkältungsbeschwerden mit nur einem Arzneimittel enthalten. Wichtig ist es im Beratungsgespräch, solche Kombinationsmittel auszuwählen, die zum individuellen Beschwerdebild des Patienten passen. Erkältungs- und Hustentees in Arzneiqualität sowie Erkältungsbalsame zum Einreiben und Inhalieren können die Erkältungstherapie sinnvoll ergänzen.

Ausbruch: Vorbeugen Seit dieser Erkältungssaison ist es auch möglich, die Eintrittspforten Hals- und Nasenschleimhaut vor dem Eindringen der Erkältungsviren zu schützen. Zwei neue, prophylaktisch einzusetzende Halssprays arbeiten mit Filmbildnern, die sich schützend über die Halsschleimhaut legen, ein neues Nasenspray baut auf ein Makromolekül aus Rotalgen, das die Viren abfangen soll, ehe sie in die Schleimhautzellen gelangen. Auch eine Stärkung des Immunsystems hat schon vielen Menschen geholfen. Pflanzliche, homöopathische oder anthroposophische Mittel können den Körper so unterstützen, dass der Infekt nicht voll ausbricht oder zumindest milder verläuft.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/18 ab Seite 14.

Andrea Neuen, Freie Journalistin

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