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Blutspenden

LEBENSRETTER GESUCHT!

Das Spenden von Blut ist Ehrensache – für Spender risikolos, aber für Schwerstkranke lebensrettend. Weshalb auch Sie und Ihre Kunden mitmachen sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Beim Stichwort „Blutkonserve” denken viele Menschen automatisch an Unfallopfer, die aufgrund hoher Blutverluste auf Spenderblut angewiesen sind. Doch Statistiken zeigen, dass lediglich rund ein Achtel der aus Blutspenden gewonnenen Konserven in der Notfallmedizin für die Versorgung Unfallverletzter eingesetzt wird. Ein Großteil des wertvollen Körpersaftes wird vielmehr für Menschen mit schweren Krankheiten benötigt, vor allem für Krebspatienten, Herzkranke sowie für Menschen mit Magen- und Darmerkrankungen.

Darüber hinaus sind Bluttransfusionen beispielsweise auch bei Blutarmut, Blutkrankheiten sowie Geburtskomplikationen erforderlich. Es mag zunächst paradox klingen, dass der hohe Bedarf an Blut in erster Linie auf den medizinischen Fortschritt zurückzuführen ist. Fakt ist aber, dass viele Operationen, Organübertragungen und die Behandlung vieler bösartiger Tumore erst durch die moderne Transfusionsmedizin möglich geworden sind.

Durch nichts zu ersetzen Vieles lässt sich heute synthetisch herstellen – Blut jedoch nicht! Um den Bedarf von rund 15 000 Vollblutspenden, die täglich in deutschen Kliniken und Arztpraxen benötigt werden, zu decken, werden jährlich rund fünf Millionen Blutspenden benötigt. Obwohl bereits zahlreiche Menschen aktive Blutspender sind, kann es leider immer noch zu Versorgungsengpässen kommen.

Beispielsweise in den Ferienmonaten oder an Feiertagen, wenn die Zahl der Spender sinkt. Um dies zu verhindern, rufen Blutspendedienste – wie das Deutsche Rote Kreuz und staatlich-kommunale Bluttransfusionsdienste (www.stkb.de) – die Bevölkerung immer wieder zum Blutspenden auf.

Fast jeder kann’s Mitmachen und helfen kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 68 Jahren, die zudem keiner Risikogruppe angehören (z. B. Drogenkonsumenten, homo- und bisexuelle Männer oder Gefängnisinsassen). Erstspender dürfen jedoch nicht älter als 60 Jahre sein. Weitere Voraussetzungen sind ein Körpergewicht von über 50 Kilogramm sowie ein fester Wohnsitz.

WAS BRINGT DER ADERLASS?
Umgangssprachlich wird Blutspenden oft auch als „Aderlass” bezeichnet. Dahinter verbirgt sich ein uraltes, schon seit der Antike bekanntes Heilverfahren, bei dem den Patienten eine mitunter erhebliche Menge Blut entnommen wurde – was viele aufgrund der verheerenden hygienischen Bedingungen nicht überlebten. Im Mittelalter wurde der Aderlass beinahe als Universalheilmittel eingesetzt. Heilkundige glaubten an die Lehre der vier Säfte – Blut, schwarze Galle, gelbe Galle und Schleim.

Der Aderlass sollte das Gleichgewicht dieser Säfte wiederherstellen und „schlechtes Blut” aus dem Körper entfernen. Heute ist er weitgehend aus der modernen Schulmedizin verschwunden und wird nur noch bei wenigen Krankheiten eingesetzt. Beispielsweise bei der Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) oder bei Polycythaemia vera, einer seltenen Erkrankung, die vor allem zu einer chronischen Überproduktion von Erythrozyten führt. In der Alternativmedizin spielt der Aderlass allerdings bis heute eine gewisse Rolle und zählt hier zu den ausleitenden und entgiftenden Verfahren.

Vollblut können Männer bis zu sechs Mal jährlich spenden, Frauen bis zu vier Mal. Das Spenden selbst ist einfach und viel unkomplizierter, als viele Menschen glauben: Nach einer Voruntersuchung wird das Blut von einem Arzt oder einer ausgebildeten Krankenschwester aus einer Armvene entnommen. Dafür ist nur ein kleiner „Pieks” erforderlich. Sind rund 500 Milliliter Blut im Beutel, wird die Nadel schmerzfrei entfernt. Nach einer kurzen Ruhephase ist die Prozedur beendet. Die Entnahme selbst dauert nur etwa zehn Minuten, doch sollten Spender insgesamt etwa eine Stunde Zeit einplanen.

Plus für die eigene Gesundheit Immer wieder stellen besorgte Verbraucher die Frage, ob Blutspenden denn nicht riskant oder gar gesundheitsschädlich sei. Nein, sagen Experten. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Vier Fakten:

  • Die gespendete Blutmenge ist im Verhältnis zur Gesamtblutmenge so gering, dass der Organismus den Verlust rasch wieder kompensieren kann. Die Kreislaufregulation findet innerhalb von etwa 20 Minuten statt, der Flüssigkeitsausgleich binnen zwei Stunden. Der Plasmaeiweißersatz verläuft innerhalb von zwei Tagen, der Ersatz von Blutzellen binnen zwei Wochen. Lediglich der Ausgleich des Eisenverlustes dauert länger.
  • Blutspenden kann nicht nur Leben retten, sondern hat auch Vorteile für die eigene Gesundheit: Es regt das Knochenmark zur Blutbildung und den Kreislauf an. Neuere Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass Blutspenden den Blutdruck sowie das Herzinfarktrisiko senken kann.
  • Da ausschließlich sterile Einwegspritzen verwendet werden, besteht für den Spender keine Gefahr, sich mit Krankheiten zu infizieren. Im Gegenteil: Jede Blutspende wird im Labor gründlich untersucht. Weichen die Werte „von der Norm” ab, wird der Spender umgehend informiert.
  • In aller Regel kommt es durch die Blutspende nicht zu Komplikationen. Möglich ist es jedoch, dass an der Einstichstelle ein kleiner Bluterguss entsteht. Nervenverletzungen oder Schäden an den Blutgefäßen sind sehr, sehr selten.

Vom Vollblut zum Konzentrat Um das Spenderblut optimal nutzen zu können, wird das gespendete Vollblut heute in seine einzelnen Bestandteile zerlegt, nämlich in Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Plasma, Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen). Mithilfe eines speziellen Filters werden zunächst die Leuko- und die Thrombozyten aus dem Vollblut entnommen. Anschließend werden die Erythrozyten und das Blutplasma durch Zentrifugieren voneinander getrennt.

Die drei Endprodukte der Vollblut-Weiterverarbeitung sind Blutplasma-, Thrombozyten- und Erythrozytenkonzentrat. Letztgenanntes ist das wichtigste Blutprodukt und wird heute dort eingesetzt, wo früher Vollblut verwendet wurde – beispielsweise bei Blutarmut oder Krebserkrankungen. Thrombozytenkonzentrat wird benötigt, um einen Mangel an Blutplättchen auszugleichen, was nach einem Unfall oder chirurgischen Eingriff erforderlich sein kann.

Der überwiegende Teil des Blutplasmas wird durch die Pharmaindustrie weiterverarbeitet, ein Teil jedoch auch für die Übertragung für Patienten verwendet. Unumstritten ist: Wer Blut spendet, erweist der Gesellschaft einen großen Nutzen und trägt dazu bei, Menschenleben zu retten. Und für seinen Einsatz wird der Spender auch noch reich belohnt: Mit einem Profit für die eigene Gesundheit und mit dem guten Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles geleistet zu haben.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/13 ab Seite 103.

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

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