© Fotofred / fotolia.com

Giftpflanzen

KROKUSHAFTE SCHÖNHEIT

Die Herbstzeitlose gehört in Europa zu den giftigsten Pflanzen. Sie wächst bei uns vor allem auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und Weiden.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Colchicum autumnale ist eine seit altersher bekannte Giftpflanze. Ihre Giftigkeit kommt bereits im Gattungsnamen Colchicum zum Ausdruck. Er nimmt auf die Landschaft Colchis am Schwarzen Meer Bezug, die in der Antike als Heimat der Giftmischer galt. Aus dieser Region stammte die in der griechischen Mythologie bekannte Zauberin und Hexe Medea, deren Gift weithin gefürchtet war.

Achtung giftig! Schon der griechische Arzt Dioskurides kannte verschiedene Colchicumarten unter dem Namen Colchicon und warnte vor dem innerlichen Gebrauch der toxischen Wurzel. Auch im Mittelalter, in dem man sich bereits die Heilkraft der Herbstzeitlosen bei Gicht und Gelenkschmerzen zunutze machte, war die Giftigkeit der Pflanze gefürchtet. Hieronymus Bock riet zu einem vorsichtigen Gebrauch und Tabernaemontanus (1522 bis 1590) berichtet von Verwechslungen mit tödlichem Ausgang. Bezeichnungen wie Leichen- oder Giftblume, Teufelsbrot sowie Hennegift rühren von den giftigen Eigenschaften der Pflanze.

Außerhalb der Zeit Der Artname autumnale leitet sich vom lateinischen Wort autumnus = Herbst ab. Er benennt damit die ungewöhnliche Blütezeit der in Mittel-, West- und Südeuropa vorkommenden 8 bis 25 Zentimeter hohen, ausdauernd-krautigen Pflanze, die zur Familie der Colchicaceae (Zeitlosengewächse) gehört. Die kleinen blassrosa bis violetten Blüten zeigen sich erst von September bis Oktober, worauf sich auch der volkstümliche Name Herbstzeitlose und andere Synonyme wie Herbstvergessene oder Herbstblume beziehen.

Laubblattlose Blüte Trivialnamen wie Nackte Jungfer, Nacktarsch oder Nackte Hur heben die blattlose Blüte hervor. Während im Frühling aus der unterirdischen Knolle lediglich eine grundständige Laubblattrosette zusammen mit dem Fruchtstand austreiben, erscheinen erst Monate später trichterförmige Blüten ohne Laubblätter. Sie thronen auf einer langen schmalen Röhre, die aus verwachsenen Blütenhüllblättern (Perigonblätter) bestehen. Auch andere Synonyme wie Giftkrokus, Butterwecken oder Mönchskappen greifen das Aussehen der Pflanze beziehungsweise ihres Fruchtstandes (dreifächrige, vielsamige Kapselfrüchte) auf.

Verwechslungen möglich Da man Blätter und Blüten der Herbstzeitlosen nie gleichzeitig sieht, kommt es immer wieder zu fatalen Verwechslungen mit Bärlauch (Allium ursinum), die tödlich enden können (50 bis 60 Gramm Blätter gelten für einen Erwachsenen als letale Dosis). Die jungen Blätter der genießbaren Alliumart ähneln den Laubblättern der Herbstzeitlosen, sodass Sammler im Frühjahr fälschlicherweise den giftigen Doppelgänger für die Kräuterküche pflücken.

Beim genauen Betrachten fallen allerdings charakteristische Unterscheidungsmerkmale auf: Während die nach Knoblauch riechenden Bärlauchblätter einzeln aus dem Boden treiben und einen dünnen Blattstiel aufweisen, wachsen die grundständigen, lanzettförmigen Blätter der Herbstzeitlosen in Büscheln. Zudem besitzen die geruchlosen Colchicumblätter eine weißliche Blattscheide.

Tödliches Gift Aber nicht nur die Blätter sind toxisch. Alle Pflanzenteile enthalten das stark giftige Alkaloid Colchicin. Der höchste Gehalt des Kapillar- und Mitosegiftes findet sich in der Samenschale. Besonders Kinder sind durch Spielen mit der klappernden Fruchtkapsel gefährdet: Breits 1 bis 1,5 Gramm gelten bei den Kleinen als letale Dosis, beim Erwachsenen wirken 5 Gramm der Samen tödlich. Erste Vergiftungssymptome treten verzögert nach zwei bis sechs Stunden auf.

DIE DOSIS MACHT DAS GIFT
Therapeutisch waren die Samen der Herbstzeitlosen lange Zeit Mittel der Wahl bei akuten Gichtanfällen. Colchicin wirkt entzündungshemmend, indem es die Beweglichkeit und Funktion der neutrophilen Granulozyten hemmt und so die Reaktionskette unterbricht, die zu einem Gichtanfall führt. Aufgrund der geringen therapeutischen Breite werden sie aber inzwischen nicht mehr standardmäßig eingesetzt. Rezepturen sind obsolet. Es kommen nur noch rezeptpflichtige Fertigarzneimittel mit einem exakt eingestellten Colchicingehalt zur Anwendung. Alternativen sind homöopathische Zubereitungen, die bis einschließlich D3 verschreibungspflichtig sind.

Zuerst fällt das Schlucken schwer, Mund und Rachen brennen und kratzen. Später treten Übelkeit und Erbrechen hinzu, gefolgt von schleimig-wässrigen, zum Teil blutigen Durchfällen. Schließlich bricht der Kreislauf zusammen und der Tod tritt durch Atemlähmung ein. Eine rechtzeitige Hilfe kommt aufgrund der langen Latenzzeit meist zu spät. Bei den ersten Verdachtsfällen sollte der Betroffene in die Klinik eingeliefert werden, damit ein Flüssigkeit- und Elektrolytausgleich, eine Atropingabe gegen die Darmspasmen und gegebenenfalls eine künstliche Atmung eingeleitet werden kann. Ein Antidot ist bislang nicht vorhanden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/13 ab Seite 64.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

×