Ein Kind liegt auf der Untersuchungsliege beim Zahnarzt zur Kontrolle
Sogenannte Kreidezähne sind bei zehn bis fünfzehn Prozent der Kinder in Deutschland bereits im Kiefer angelegt, wenn sie auf die Welt kommen. ©GeorgeRudy / iStock / Getty Images Plus

Zahngesundheit | Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation

KREIDEZÄHNE: KINDERZAHNÄRZTE SCHLAGEN ALARM

Eine neue Krankheit verdrängt die Karies bei Kindern: Von „Kreidezähnen“ ist mittlerweile jeder dritte Zwölfjährige betroffen.

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Einige haben nur gelbliche Flecken auf den Backenzähnen. Andere leiden zusätzlich unter schmerzhafter Hitze- und Berührungsempfindlichkeit. Und im schlimmsten Fall sind die Zähne so porös und bröckelig, dass ein Teil bereits beim Durchdringen des Kiefers abbricht: „Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation“ (MIH) ist der Name für die erstmals 1987 beschriebene Krankheit. „Allgegenwärtig“ nennt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin, Professor Norbert Krämer, das Auftreten dieser Mineralisationsstörung und schlägt Alarm: „Es müsste dringend geforscht werden.“

Denn die Ursache der porösen Zähne gibt immer noch Rätsel auf. Eine wesentliche Rolle scheinen Weichmacher aus Kunststoff zu sein, die mit der Nahrung aufgenommen werden: „Jüngste Untersuchungen deuten darauf hin, dass Bisphenol A bei der Entstehung eine große Rolle spielt“, sagt Krämer. Jedenfalls tut es das bei Tierversuchen. Bisphenol A steckt als Weichmacher in Plastik (beispielsweise in Getränkeflaschen); in Babyflaschen ist es erst seit 2016 verboten. Krämer hält es als Auslöser für sehr plausibel.

Als weitere potenzielle Ursachen für MIH kommen Probleme während der Schwangerschaft, Infektionskrankheiten, Antibiotikagaben, Windpocken, Einflüsse durch Dioxine sowie Erkrankungen der oberen Luftwege in Betracht. Dennoch gilt die präzise Ursache wissenschaftlich weiterhin als ungeklärt. Da die Schmelzentwicklung der ersten Backenzähne (Molaren) eines Kindes und der Inzisivi (Schneidezähne) zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr stattfindet, muss die Störung auch in dieser Zeitspanne auftreten. Auch hier deuten jüngste Untersuchungen darauf hin, dass aufgenommenes Bisphenol A bei der Entstehung eine große Rolle spielt.

Bis die genauen Ursachen feststehen, bleibt den Zahnärzten nur übrig, intensive Prophylaxe zu betreiben – eine wirksame Prävention gegen MIH ist (noch) nicht möglich. Da sich Bakterien in dem zerklüfteten, porösen Zahnschmelz äußerst wohlfühlen, sind sie auch besonders kariesanfällig. Krämer rät besonders zu Fluorid – auch zuhause. Es kann in Form von Zahnpasta und –gel, angereichertem Speisesalz oder Mundspülungen zugeführt werden. Die gute Nachricht: Regelmäßige Untersuchungen beim Zahnarzt, die Behandlung mit Fluoridlack und der Aufbau der Zähne mittels verschiedenen ärztlicher Techniken können dazu beitragen, auch von MIH befallene Zähne ein Leben lang zu erhalten.

Alexandra Regner                                                                                                PTA/Redaktion

Quellen: Spiegel online                                                                                                                    Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK)

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