Ist die Einnahme von Fluorchinolone immer direkt angezeigt? © Kirill Ryzhov /123rf.com

Antibiotika | Umstrittener Einsatz

IST CIPROFLOXACIN SO SCHLECHT WIE SEIN RUF?

Anfang des Monats schockierte die ARD mit einer Reportage über eine junge Frau, die durch die Einnahme des Antibiotikums Ciprofloxacin schweren, dauerhaften unerwünschten Wirkungen (UAW) ausgesetzt wurde. Unter dem Titel „Ciprofloxacin - eine unterschätzte Gefahr“ ist die Diskussion über den Einsatz von Fluorchinolonen nun wieder entfacht.

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Aus der Gruppe der Fluorchinolone werden in Deutschland neben Ciprofloxacin auch Norfloxacin, Levofloxacin, Ofloxacin, Moxifloxacin und Enoxacin eingesetzt. Die Verbindungen gehören zu den Gyrasehemmern. Sie blockieren das für die DNA-Replikation notwendige Enzym Gyrase, wodurch die Bakterien in ihrer Vermehrung gestoppt werden. Dieser recht unspezifische Wirkungsmechanismus erlaubt ein großes Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, was ihren Einsatz als Breitbandantibiotika erklärt. Hauptsächlich werden sie bei Patienten mit Harnwegsinfekten oder Erkrankungen aus dem HNO-Bereich (z.B. Nebenhöhlen-, Mittelohrentzündung) verschrieben, in diesen Bereichen gehören sie allerdings zu den Top Vier der Verordnungen.

Das amerikanische Analogon zu unserem BfArM, die FDA, empfiehlt den Einsatz der Fluorchinolone gerade in diesen Gebieten nur als Mittel der letzten Wahl, das heißt als Reserve-Antibiotikum. Die USA drucken speziell für diese als kritisch eingestuften Arzneitmittel ein Black-Box-Warning in die Produktinformation, also den Beipackzettel. Mögliche Gefahren, die von diesen Verbindungen ausgehen, etwa schwerste unerwünschte Wirkungen, sollen dadurch direkt erkannt werden. Die Arzneimittelkomission der Deutschen Apotheker (AMK) warnte ebenfalls bereits letztes Jahr vor den potenziell andauernden, irreversiblen UAW der Fluorchinolone und empfahl die orale Anwendung nur noch bei fehlender Therapieoption. Die Wirkungen betreffen am häufigsten Sehnen, Muskeln, Gelenke sowie das periphere und zentrale Nervensystem. Da die unerwünschte Arzneimittelwirkung sowohl wenige Stunden nach der Einnahme als auch bis zu vier Wochen nach Therapieende auftreten kann, ist ein Zusammenhang nicht immer direkt erkennbar und die Dunkelziffer der Häufigkeiten wird daher entsprechend höher vermutet. Betroffene leiden unter anderem an Symptomen wie Kribbeln, Taubheit, Schwindel, Verwirrtheit und chronischen Schmerzen. Das BfArm reagierte und stieß im Februar dieses Jahres ein europäisches Risikobewertungsverfahren an. Erste Ergebnisse und Empfehlungen werden dementsprechend nächstes Jahr erwartet.

Zurzeit wird im Beipackzettel eines Ciprofloxacin-Präparats mit Wahrhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen vor und während der Behandlung über die Sehnenproblematik (bis hin zur Gefahr des Sehnenabrisses auch mehrere Monate nach Abschluss der Therapie), Gelenkbeschwerden mit Entzündungen und neurologische Beschwerden aufgeklärt mit Verweis auf Information an den behandelnden Arzt. Bei den Nebenwirkungen finden sich Gelenkbeschwerden, Muskel- und Knochenschmerz mit einer Häufigkeit von 1 bis 10 Behandelten von 1000 (gelegentlich), neurologische Beschwerden und Sehstörungen betreffen 1 bis 10 von 10 000 Behandelten (selten), Sehnenentzündungen und Abrisse sind mit weniger als einem Behandelten von 10 000 sehr selten und unspezifische Beschwerden des Nervensystems wie Brennen, Kribbeln oder Schmerz in der Häufigkeit unbekannt. Dass in diesem Fall allerdings nicht die Häufigkeit, sondern vielmehr das Verhältnis der Regelmäßigkeit der Verschreibung zu der Heftigkeit der unerwünschten Wirkungen eine Rolle spielt, zeigt die brisante Diskussion in den Medien. Die Message ist klar: Zum Wohle des Patienten sollte die Indikation enger begrenzt und eine bessere Aufklärung stattfinden. Letztlich sei allerdings zu sagen, dass die Verschreibung eines Antibiotikums immer unter einer individuellen Risikoabwägung des behandelnden Arztes erfolgen sollte.

Farina Haase, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc

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