Frau beim Arzt © Malkovstock / iStock / Getty Images
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Medizinische Fachrichtungen

HALS-NASEN-OHRENHEILKUNDE

Klagen Kunden über Probleme beim Hören, Riechen, Schmecken oder beim Gleichgewicht halten, sollten PTA und Apotheker sie an einen HNO-Arzt verweisen. Er ist der Spezialist für alles, was sich im Bereich von Ohren, Nase und Kehle abspielt.

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Im Winter haben Infektionen im HNO-Bereich Hochsaison – Ohren- und Halsschmerzen sowie eine laufende oder verstopfte Nase gehören zu den typischen Beschwerden, mit denen Kunden nicht nur den Hausarzt, sondern auch den Hals-Nasen-Ohren-Arzt konsultieren. Doch die HNO-​Medizin beinhaltet noch viel mehr, denn sie beschäftigt sich mit den vier Sinnen Geruch, Geschmack, Gehör und Gleichgewicht. Entsprechende Fachärzte sind wahre Multi-​Spezialisten, schließlich sind die zu behandelnden Beschwerden vielschichtig. Welche Körperteile gehören eigentlich genau zur Hals-Nasen-Ohren- Heilkunde?

Das Hörsystem Das Ohr ist dreiteilig angelegt und besteht aus dem Außenohr, dem Mittelohr sowie dem Innenohr. Das Außenohr umfasst die Ohrmuschel und reicht bis zum Trommelfell. Hier ist das Mittelohr mit seinen drei Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) lokalisiert, welche am Trommelfell ankommende Schallwellen an das Innenohr weiterleiten. Der Steigbügel mündet im sogenannten ovalen Fenster, wo das Innenohr, bestehend aus dem Vestibularorgan und der Hörschnecke (Cochlea), beginnt. Cochlea und Vestibularorgan bilden zusammen das Labyrinth des Innenohres. In den Ohren sind gleich zwei Sinne, das Hören sowie der Gleichgewichtssinn, verortet.

Das Atmungsorgan Im Bereich der Nase ist der Geruchssinn angelegt, anatomisch gesehen handelt es sich um die oberen Luftwege. Hier sind alle Strukturen doppelt vorhanden und durch die in der Mitte liegende Nasenscheidewand getrennt. Der Eingang des Riechorgans wird als Nasenvorhof bezeichnet, dieser endet an der Nasenklappe, der engsten Stelle in der Nase. Die beiden Nasenhöhlen sind mit je drei Nasenmuscheln ausgekleidet, die aus einem Knochenkern mit Schleimhautmantel zusammengesetzt sind. Besonders bedeutsam ist die untere Nasenmuschel, da sie die Luftdurchgängigkeit in der Nase reguliert. Neben den Nasenhöhlen befinden sich luftgefüllte Räume, die Nasennebenhöhlen (NNH), welche an die Schädelbasis und die Augenhöhle angrenzen. Auf jeder Seite gibt es je vier NNH und zwar das Siebbeinzellsystem, die Keilbein-, Stirn-und die Kieferhöhle.

Blick in den Hals Die unteren Luftwege bestehen für den HNO-Arzt aus dem Kehlkopf und der Luftröhre. Der Rachen (Pharynx) stellt eine Verbindung zwischen Mund, Nase, Ohr, Speise- und Luftröhre dar und ist darüber hinaus für die Immunabwehr von Bedeutung. Auch die Mundhöhle mitsamt Zunge, Gaumenmandeln, Speicheldrüsen und Zunge sind ein wichtiges anatomisches Gebiet der HNO-Fachrichtung.

Zahlreiche Beschwerden – eine Fachrichtung Die medizinische Fachbezeichnung für die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde lautet Oto-Rhino-Laryngologie. Sie umfasst die Prophylaxe, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen der Ohren, der Nase, der Nasennebenhöhlen, der Mundhöhle sowie des Larynx und Pharynx. Betroffene suchen einen HNO-Arzt beispielsweise auf, wenn sie unter Funktionsstörungen der Sinnesorgane wie Schluck-, Stimm-, Schmeck-, Geruchs-, Gleichgewichts- oder Hörstörungen leiden. Weitere typische Beschwerden, die Patienten zum HNO-Arzt führen, sind Nasennebenhöhlenentzündungen, Mittelohrentzündungen, Keuchhusten, Angina, Hörminderung, Polypen, Scharlach, Speicheldrüsenentzündungen, Tinnitus, Pfeiffersches Drüsenfieber, Schnarchen, Mandelentzündungen, Ohrendruck oder Kehlkopfentzündungen.

Was geschieht beim HNO? Zunächst erhebt der Mediziner im Patientengespräch die damit verbundene Anamnese und erfährt auf diese Weise relevante Informationen zu den aktuellen gesundheitlichen Problemen. Bei der darauffolgenden Palpation werden die Ohren, die Nase, die Nebenhöhlen, der Hals, der Kehlkopf, die Mundhöhle und der Rachen auf schmerzhafte Stellen oder Schwellungen überprüft. Außerdem führt der HNO-Arzt Sinnesfunktions-, Allergie- und apparative Hörtests durch. Auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgenuntersuchungen kommen häufig zum Einsatz.

Desweiteren spielen endoskopische Untersuchungen in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde eine wichtige Rolle, da sich der Arzt auf diese Weise Zugang zu den kleinen und meist schwer zugänglichen Körperöffnungen verschafft. Mit Hilfe einer Rhinoskopie betrachtet er das Innere der Nase und macht sich einen Eindruck von der Anatomie, vom Zustand der Nasenschleimhaut sowie von der Beschaffenheit des Nasensekretes. Die Nasenspiegelung bezieht sich auf den vorderen, den mittleren oder den hinteren Teil der Nase: Bei der vorderen Rhinoskopie wird über ein zangenförmiges Gerät ein Trichter in die Nasenöffnung eingeführt, sodass sich der Arzt die Nasengänge und die Nasenhöhle ansehen kann.

Die mittlere Rhinoskopie findet mit Hilfe einer flexiblen Plastikröhre oder mit einem starren Nasenendoskop statt. Bei der hinteren Rhinoskopie kommt ein abgewinkelter Spiegel zum Einsatz, der durch die Mundhöhle geführt wird. Der Arzt sucht nach dem Ursprung des eitrigen Nasensekrets, das aus der Keilbeinhöhle, der Kieferhöhle oder den Siebbeinzellen stammen kann. Durch die Untersuchungsmethode gelingt es auch, Tumoren, vergrößerte Rachenmandeln oder Polypen aufzudecken. Reichen die beschriebenen Verfahren zur Diagnostik nicht aus, greift der Facharzt auf aufwändigere Maßnahmen wie die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie zurück.

Bei Patienten mit Schwindel steht eine Gleichgewichtsprüfung an, um herauszufinden, ob der Schwindel auf Störungen des Vestibularapparates zurückzuführen ist. Einfache Varianten sind der Romberg-Test (Patient steht mit geschlossenen Augen auf beiden Beinen), der Tretversuch nach Unterberger (Patient muss mit geschlossenen Augen bis zu drei Minuten möglichst auf einer Stelle marschieren) oder der Zeige-Test, bei dem Betroffene mit geschlossenen Augen den Zeigefinger an die Nasenspitze führen sollen. Zur weiteren Diagnostik sind Untersuchungen des Nystagmus (unwillkürliche, rhythmische Augenzuckungen) möglich, die Hinweise auf den Ursprung des Schwindels liefern können. Zur Vestibularprüfung eignet sich auch der Drehstuhl-Test: Der Patient sitzt mit einer Video-Brille 20 bis 30 Sekunden auf einem sich drehenden Stuhl, wobei die Nystagmen registriert werden. Der Vorgang wird in beide Richtungen ausgeführt und die Ergebnisse miteinander verglichen.

Vielfältige Therapiemethoden Neben der medikamentösen Behandlung arbeitet der HNO-Arzt mit Lasertechnik oder führt chirurgische Eingriffe wie etwa die Entfernung von Polypen, Begradigungen der Nasenscheidewand sowie Mandelverkleinerungen durch. Darüber hinaus verordnet er Hilfsmittel (zum Beispiel Hörgeräte) oder begleitende Therapien (Logopädie, Akkupunktur oder Chirotherapie).

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/19 ab Seite 132.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

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