Seifen © martingaal / stock.adobe.com
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Haare

HAARPFLEGE EN BLOC

Weniger Verpackungsmüll und eine übersichtliche Menge an Inhaltstoffen – so präsentieren sich Haarpflegeprodukte als festes Shampoo und Haarseife. Was können die umweltfreundlichen Produkte?

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Weniger Müll zu produzieren ist eine gute Sache. Im Schnitt erzeugt jeder Bundebürger tagtäglich 1,7 Kilogramm und damit aufs Jahr gerechnet über 600 Kilo Haushalts- und Verpackungsabfälle. Damit zählt Deutschland in Europa zu den Spitzenreitern in punkto Müllerzeugung. Doch wie kann Abfall vermieden werden? Im Hinblick auf Umverpackungen bei Kosmetik gibt es gute Ansätze. Beispielsweise bei der Haarwäsche. Im Trend liegen hier festes Shampoo und Haarseifen, die entweder nur mit einer Papierbanderole oder hauchdünn in Folie oder Papier eingewickelt sind. Doch was können solche Produkte noch, außer die Müllmenge zu reduzieren und damit zur Schonung der Umwelt beizutragen? Tun sie Haar und Kopfhaut wirklich gut?

Seife zum Haare waschen Solche Produkte sind keine Erfindung der Neuzeit. Seit Jahren werden sie in südlichen Ländern wie Spanien, Südfrankreich, der Türkei oder in Syrien zum Haarewaschen verwendet. Im Zuge der Zero-​Waste-Bewegung und einem stärkeren Bewusstsein für Produkte mit möglichst wenig unnötigen Zusätzen werden Haarseifen auch bei uns immer beliebter. Bei Seifenstücken, die zum Haarewaschen konzipiert sind, handelt es sich tatsächlich um gesiedete Seife. Manche Hersteller geben auf ihren Verpackungen an, dass sie auch zum Säubern des gesamten Körpers geeignet sind.

Bei der Herstellung werden Fette mit Lauge, üblicherweise Natronlauge, verseift. Es entstehen die Natriumsalze der Fettsäuren, die für den wenig hautfreundlichen, stark alkalischen pH-Wert des Endproduktes verantwortlich sind. Dazu kommen noch ätherische Öle, Pflanzenauszüge oder Parfumöle. Nach der Verseifung bleibt dabei ein unterschiedlicher hoher Fettanteil in der Seife zurück. Das wird in der Seifenherstellung Überfettung genannt. Je nachdem ist dann die Haarseife unterschiedlich stark rückfettend. Solche Seifen werden oft in kleinen Manufakturen hergestellt und reifen bis zu sechs Wochen, bis sie in den Verkauf kommen.

Für krause und trockene Schöpfe Je nach Überfettungsgrad der Seife bleiben dabei mehr oder weniger fetthaltige Bestandteile wie Oliven-, Mandel-, Hanf-, Avocado-, Traubenkern- oder Kokosöl zur Pflege im Haar zurück. Je höher der Fettanteil, beispielsweise bei einem Produkt mit mehr als fünf Prozent reinem Fett, desto besser ist es für trockenes Haar geeignet. Kundinnen mit starken Locken, die diese lieber glatt oder gewellt wünschen, können die fetthaltigeren Produkte anwenden. Oft sind dann keine zusätzlichen Anti-Frizz Seren oder Styling-Produkte zum Glätten nötig. Es reicht ein Föhn und die Rundbürste. Im Umkehrschluss sind Exemplare mit niedrigeren Fettgehalten für normales oder fettiges Haar sinnvoll. Welches Produkt individuell infrage kommt, ist auf den Verpackungen angegeben.

Mainstream „Festes Shampoo“ Spätestens wenn es im Drogeriemarkt beworben wird, hat es den Massengeschmack erreicht. So ist es seit einiger Zeit mit festen Shampoos. Diese werden vom Endverbraucher oft mit Haarseife gleich gesetzt. Doch es gibt entscheidende Unterschiede. Erklären Sie Ihren Kunden die Vor- und Nachteile der beiden alternativen Haarshampoos. Bei Produkten, die als festes Shampoo im Angebot sind, dreht es sich um klassische Formulierungen, denen Wasser entzogen wurde. Im Gegensatz zu seifigen Produkten werden sie nicht mit Lauge gesiedet. Sie enthalten meist synthetische Tenside wie Natriumlaurylsulfat (Sodium Laureth Sulfat) und sind daher hautneutral.

Das heißt, ihr pH-Wert liegt im schwach Sauren, angepasst an den physiologischen pH-Wert der Haut. Das schont den Säureschutzmantel. Dazu kommen, wie bei Haarseife auch, pflanzliche Fette und Öle und je nach Sorte Pflanzenauszüge. Alles wird miteinander vermischt und in eine Form gepresst. Beide Kategorien, also Seife und Shampoostück kommen mit weit weniger Zutaten aus als herkömmliche Shampoos. Meist eignen sie sich auch für Veganer. Sie enthalten oftmals keine Konservierungsstoffe wie Parabene und auch keine Silikone oder Palmöl. Allerdings können die Produkte Mineralöle wie Paraffin enthalten, es lohnt also der Blick auf die INCI-Deklaration.

Die Praxis Erklären Sie Kunden beim Kauf solcher Produkte, wie sie am besten angewendet werden. Dazu die Haare komplett nass machen, das feste Stück entweder mit den Händen aufschäumen und von der Kopfhaut bis zu den Spitzen verteilen. Besser klappt es die Seife zu befeuchten und damit direkt übers Haar zu gleiten. Seifige Produkte schäumen dabei weniger als festes Shampoo. Letztlich ist es eine Gewohnheitssache, denn weniger Schaum heißt nicht automatisch weniger sauber. Anschließend mit den Händen emulgieren und gründlich auswaschen: Die Haare fühlen sich im nassen Zustand etwas stumpf an, lassen sich aber mit einer Entwirrbürste problemlos bürsten.

Ganz gleich, ob Seife oder festes Shampoo: Empfehlen Sie im Anschluss keine herkömmliche Pflegespülung zu verwenden, schon gar nicht Produkte mit Silikonen oder anderen Filmbildnern. Sie können das Haar strähnig und auf Dauer schlechter frisierbar machen. Je kalkhaltiger das Wasser, desto eher bilden sich mit Seifen übrigens schwerlösliche Kalkseifen, also die Calcium- und Magnesiumsalze der Fettsäuren, die sich auf dem Haar ablagern und einen Grauschleier bilden. Um dem entgegenzuwirken, raten Sie nach der Haarwäsche zur „sauren Rinse“.

Dazu werden drei Esslöffel Obstessig oder Zitronensaft mit einem Liter Wasser gemischt und die Haare damit gespült. Das verleiht Glanz und entfernt seifige Rückstände. Die Wasserhärte in Ihrer Region finden Sie auf den Internetseiten des heimischen Wasserwerks. Wichtig für die festen Stücke ist es, sie nach der Anwendung komplett trocknen zu lassen, sonst werden sie matschig und lösen sich auf.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/18 ab Seite 68.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

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