© Aycatcher / fotolia.com

Update Ebola

GRENZENLOS

Als Folge des Ausbruchs in Afrika rechnen Experten mit weiteren vereinzelten Ebola-Fällen in Europa, auch Deutschland kann es treffen. Wie gut vorbereitet ist unser Gesundheitssystem?

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Der derzeitige Ebola-Ausbruch in Westafrika ist der größte bislang und stellt für die betroffenen Länder und Menschen eine Katastrophe dar. Darüber waren sich die Experten auf dem Symposium „Ebola in Afrika – Ebola in Deutschland“ am 22. Oktober in Frankfurt am Main einig.

Weil die Welt den Ernst der Lage zu lange unterschätzt hat und die Seuche nicht frühzeitig eingedämmt wurde, konnte sich das Virus in Liberia, Guinea und Sierra Leone ausbreiten. Bislang haben sich dort offiziellen Zahlen zufolge 10 000 Menschen infiziert, 4800 sind gestorben. Bis Dezember rechnet die WHO mit 5 000 bis 10 000 Neuansteckungen – und zwar pro Woche.

Dabei trifft der Ausbruch Länder, die schon davor wegen langjähriger Bürgerkriege zu den ärmsten der Welt zählten. Nicht nur brechen die mit unseren ohnehin nicht vergleichbaren Gesundheitssysteme nun völlig zusammen. Es werden auch Warnungen vor einer Hungerskatastrophe laut, weil die Felder nicht mehr bestellt und die Ernten nicht mehr eingefahren werden. Auch andere Wirtschaftsbereiche liegen brach – die Gesellschaften insgesamt stehen am Rande eines Kollapses. Dass die Welt helfen muss, auch darüber herrschte in Frankfurt Konsens.

Schulung für Helfer vor Ort Doch anders als bei einer Flutkatastrophe, bei der jeder sofort anfangen könne Sandsäcke zu stapeln, benötigen freiwillige Helfer für ihre Arbeit in Ebola-Ausbruchsgebieten ein fundiertes und spezialisiertes Training. Denn „Ebola verzeiht keine Fehler“, sagt Prof. Dr. August Stich von der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg, wo jetzt deutsche Freiwillige für ihre Arbeit in Afrika ausgebildet werden.

Anschuldigungen, dass Ebola durch die Trainingsprogramme und Entsendungen von Helfern erst nach Deutschland eingeschleppt werde, widerspricht er vehement: „Durch die Bekämpfung vor Ort leisten wir die beste Prävention!“

Sieben spezialisierte Behandlungszentren Trotzdem ist damit zu rechnen, dass weltweit, also auch in Deutschland, einzelne Ebola-Fälle auftreten können. Weil die Inkubationszeit mit bis zu 21 Tagen vergleichsweise lang ist, können Infizierte – selbst wenn die Körpertemperatur an den Flughäfen gemessen wird – noch gesund nach Deutschland einreisen und später hier erkranken. Für die Behandlung von hochansteckenden und lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten steht hier zu Lande ein Netzwerk aus insgesamt sieben Spezialzentren mit professionellen Teams bereit.

Im Rahmen des aktuellen Ausbruchs wurden bereits drei an Ebola erkrankte Mitarbeiter von Hilfsorganisationen nach Deutschland gebracht und in Frankfurt, Leipzig und Hamburg behandelt.

Information der Ärzte Doch was passiert eigentlich, wenn ein Mensch erst irgendwo hier in Deutschland erkrankt? Hysterie angesichts von Ebola hält Prof. Dr. Dr. René Gottschalk vom Gesundheitsamt Frankfurt am Main für unangebracht. Gerade seien die Angehörigen des in den USA an Ebola erkrankten und später im Krankenhaus verstorbenen Patienten nach Ablauf der Inkubationszeit aus der Quarantäne entlassen worden. Obwohl sie sich mehrere Tage um den Patienten gekümmert hatten, hatten sie sich nicht angesteckt.

NIGERIA WIEDER EBOLA-FREI
Mittlerweile ist Nigeria, wo im Juli ein an Ebola erkrankter Mann aus Liberia mit dem Flugzeug gelandet und am Flughafen zusammen gebrochen war, offiziell wieder Ebola-frei. Zwar hatten sich insgesamt 20 Menschen angesteckt, von denen acht gestorben sind. Indem aber sie und ihre Kontaktpersonen sofort unter Beobachtung gestellt wurden, konnte eine weitere Ausbreitung verhindert werden.

Daraus folge, dass das Risiko für das erstaufnehmende Personal nicht null sei, aber auch nicht hoch, informiert Gottschalk. Auf der Homepage des Robert Koch-Instituts ist ein Flussschema abrufbar, das Ärzten eine Hilfestellung zur Abklärung bietet, ob bei einem Patienten ein Ebola-Verdacht besteht oder nicht. Dort finden sich auch umfangreiche Informationen, wie in diesem Fall weiter vorzugehen ist. Laut Dr. Thomas Grünewald, Klinikum St. Georg, Leipzig, ebenfalls hilfreich: eine Landkarte von Afrika, denn nur ein kleiner Ausschnitt des Kontinents ist von dem Ausbruch betroffen. Fieber und dunkle Hautfarbe begründeten daher noch keinen Ebola-Verdacht.

Infektionsschutz ist Ländersache Laut Gottschalk befindet sich das Gesundheitsamt Frankfurt in Gesprächen mit den umliegenden Kliniken, um dort entsprechende Arbeitsabläufe zu etablieren. Auch die anderen Gesundheitsämter in Hessen würden geschult. Nichtsdestotrotz sei die Information des öffentlichen Gesundheitsdienstes noch verbesserungsfähig. Prof. Dr. Reinhard Burger vom Robert Koch-Institut, Berlin, bemerkte, dass auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung und andere Institutionen Informationen an ihre Mitglieder herantrügen. Er betonte aber auch, dass seitens der Arztpraxen eine Holpflicht bestünde. Die Informationen über Ebola seien verfügbar, sie müssten auch abgerufen werden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/14 ab Seite 120.

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

×