© konradbak / fotolia.com

Kinderkrankheiten | Impfung

GELBE BABYS

Die Neugeborenen-Gelbsucht ist eine Anpassungsstörung der Leber in den ersten Lebenstagen. Eltern müssen sich erst einmal keine Sorgen machen, da sie in der Regel harmlos verläuft.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Der Start ins Leben geht bei etwa 60 Prozent der Säuglinge nach wenigen Lebenstagen mit einer Gelbfärbung des Augapfels und der Haut einher. Es handelt sich hierbei um die Neugeborenengelbsucht, auch Ikterus neonatorum oder Neugeborenenikterus genannt. Bis zu einem gewissen Grad ist die Erscheinung ungefährlich – sie ist lediglich ein Anzeichen dafür, dass sich der kindliche Organismus auf die Situation außerhalb des Mutterleibs einstellt.

Denn das während der Schwangerschaft relevante Hämoglobin F wird allmählich abgebaut und durch Hämoglobin A (adultes Hämoglobin) ersetzt. Bei diesem Prozess wird Bilirubin freigesetzt, das sich sowohl in der Haut als auch im Blut anreichert. Da die Leberfunktion der Säuglinge noch nicht vollständig entwickelt ist, gelingt es dem Organismus noch nicht, das Abbauprodukt in eine wasserlösliche Form umzuwandeln, um es über die Galle auszuscheiden. Nach etwa 10 bis 14 Tagen sinkt die Bilirubin-Konzentration dann wieder, sodass auch die Gelbfärbung verschwindet.

Weitere Ursachen Durch bestimmte Medikamente, bei Frühgeburten, Stoffwechselstörungen oder Krankheiten der Gallenwege ist es möglich, dass der Leber die Umwandlung des Bilirubins in eine wasserlösliche Form nicht gelingt und eine Gelbsucht entsteht. Auch beim sogenannten Crigler- Najjar-Syndrom, einer seltenen Erbkrankheit, die sich unmittelbar nach der Geburt manifestiert, ist der Bilirubin-Stoffwechsel beeinträchtigt, sodass ein Ikterus resultiert.

Meist harmlos Befinden sich bis zu fünf Milligramm pro Deziliter Bilirubin im Serum, besteht keine Gefahr für das Neugeborene. Steigt der Spiegel jedoch weiter an, spricht man von einer Hyperbilirubinämie. Diese birgt das Risiko einer Bilirubinintoxikation, bei der die zytotoxisch wirkende Substanz die Hirnschranke passiert und sich in den Nervenzellen des Stammhirns ansammelt (Kernikterus). Bei dieser sogenannten Bilirubinenzephalopathie kommt es zu Taubheit sowie zu neurologischen Schäden. Glücklicherweise ist diese schwere Komplikation selten: Eine Neugeborenengelbsucht hinterlässt in der Regel keine bleibenden Schäden.

Alarmzeichen Das Maximum der Einlagerungen bei einem Neugeborenen-Ikterus tritt im Alter von vier bis fünf Tagen auf, wenn Mutter und Kind bereits aus dem Krankenhaus entlassen sind. Eltern erkennen die Gelbfärbung oft mit bloßem Auge. Vorsicht ist geboten, wenn der Säugling zusätzlich schläfrig ist, viel gähnt und wenig trinkt. Zeigen sich darüber hinaus Auffälligkeiten wie Erbrechen, Krämpfe, Lethargie, Trinkschwäche und schrilles Schreien, sollte man unbedingt einen Pädiater aufsuchen. Ein Arztbesuch ist außerdem angezeigt, wenn der Ikterus jenseits der zweiten Lebenswoche noch besteht.

Therapie Handelt es sich um eine gewöhnliche, physiologische Neugeborenengelbsucht, ist meistens keine Behandlung notwendig. Bei gesunden Kindern treten in der Regel keine Komplikationen auf, die Bilirubinwerte werden allerdings zur Sicherheit kontrolliert. Steigen sie auf 15 bis 20 Milligramm pro Deziliter Bilirubin, ist eine Therapie erforderlich, um einen drohenden Kernikterus sowie Gehirnschäden zu verhindern.

Die kleinen Patienten erhalten dann eine Phototherapie mit blauem Licht, die bewirkt, dass der gelbe Farbstoff in eine wasserlösliche Substanz umgewandelt wird. Diese kann schließlich über den Urin ausgeschieden werden. Während der Säugling auf der Leuchtmatte oder unter einer speziellen Lampe liegt, trägt er lediglich eine Schutzbrille und eine Windel. Eltern sollten während der Therapie darauf achten, dass ihr Baby ausreichend trinkt, da durch das Schwitzen unter dem warmen Licht Flüssigkeitsverluste auftreten. Gelegentlich zeigt sich bei einigen Betroffenen durch die Phototherapie ein harmloses, nicht juckendes Exanthem.

»Handelt es sich um eine gewöhnliche, physiologische Neugeborenengelbsucht, ist meistens keine Behandlung notwendig.«

Die Behandlung wird durchgeführt, bis die Werte unter eine Grenze fallen, bei der eine Schädigung der Zellen ausgeschlossen werden kann. In der folgenden Zeit sind regelmäßige Blutkontrollen nötig, um einen erneuten Anstieg in einen bedrohlichen Bereich nicht zu übersehen.

Vorsicht bei Frühchen Nimmt die Konzentration des Bilirubins sehr stark zu (25 bis 30 mg/dl), handelt es sich um einen Notfall. Der Säugling ist dann in eine Klinik einzuweisen, wo ein Blutaustausch stattfindet. Bei frühgeborenen Kindern, die unter einer Gelbsucht leiden, ist die Gefahr von Komplikationen größer. Der Übergang des Bilirubins von den Gefäßen in das Hirngewebe ist leichter möglich, außerdem ist der Organismus weniger fähig, die Substanz abzubauen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/15 ab Seite 74.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

×