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Update Norovirus

GEFÜRCHTETE AUSBRÜCHE

Die Mehrzahl der Fälle tritt in den Wintermonaten auf. Die Infektion mit dem hochansteckenden Erreger führt bei den Betroffenen zu einer akuten Gastroenteritis mit Durchfall und Erbrechen.

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Noroviren sind für einen erheblichen Anteil aller akuten Magen-Darm-Infektionen verantwortlich: Laut Robert Koch-Institut sind sie in bis zu 50 Prozent aller nicht bakteriell bedingten Gastroenteritiden bei Erwachsenen und rund 30 Prozent bei Kindern ursächlich. Betroffen sind ganz überwiegend ältere Personen über 70 und Kinder unter fünf Jahren. Bei Kindern verursacht nur das Rotavirus noch häufiger „Magen-Darm“.

Jährlich werden in Deutschland mehr als 100 000 Norovirus-Erkrankungen gemeldet. Besonders Ausbrüche von akuten Magen-Darm-Erkrankungen in Altersheimen und Krankenhäusern gehen mehrheitlich auf das Konto dieses Erregers. Aber auch auf Kreuzfahrtschiffen kommt es immer wieder zu Norovirus-Ausbrüchen, bei denen innerhalb weniger Tage mehr als 100 Menschen erkranken können. Schlagzeilen hat 2012 zudem ein Ausbruch mit fast 11 000 Fällen an mehreren Schulen und Betreuungseinrichtungen in einigen östlichen Bundesländern gemacht. Damals konnte eine Charge mit Noroviren kontaminierter Tiefkühlerdbeeren als Verursacher identifiziert werden, die ein Catering-Unternehmen an die betroffenen Einrichtungen geliefert hatte.

Kurz und heftig Eine Norovirus-Gastroenteritis äußert sich durch schwallartiges Erbrechen und starke Durchfälle mit abdominalen Schmerzen. Zusätzlich zu den gastrointestinalen Symptomen treten Kopf- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit auf. Hohes Fieber ist selten. Die Symptome beginnen plötzlich 6 bis 50 Stunden nach Ansteckung und sind nach 12 bis 48 Stunden meist wieder ausgestanden. Allerdings kann es in dieser Zeit zu einem hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust kommen. Erkrankte können bis zu zwei Wochen nach Abklingen der Symptome weiterhin Viren mit dem Stuhl ausscheiden und ansteckend sein.

Weitergabe Sowohl der Stuhl als auch das Erbrochene von akut erkrankten Menschen enthalten hohe Konzentrationen von kontagiösen Viruspartikeln. Die Übertragung erfolgt durch Schmierinfektion. Wenn kleinste Mengen Stuhl oder Erbrochenes an die Hände gelangen, können sie entweder beim Händeschütteln direkt weiter übertragen werden. Oder sie bleiben an Gegenständen wie Türgriffen haften und finden von dort aus den Weg zu weiteren Personen.

LABOR
Der Nachweis von Noroviren erfolgt über die Vervielfältigung von viraler Nukleinsäure über PCR. Der Nachweis von viralen Proteinen scheint dagegen weniger zuverlässig zu sein.

Von den Händen gelangen die Viren dann leicht wieder in den Mund und lösen neue Infektionen aus. Außerdem können bei schwallartigem Erbrechen virushaltige Aerosole entstehen, die bei Einatmung hochansteckend sind. Auch Lebensmittel können – wie im Fall der Erdbeeren – mit Noroviren kontaminiert sein.

Viel trinken! Bei einer Norovirus-Infektion ist eine hohe Trinkmenge entscheidend, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Gegebenenfalls können in der Apotheke erhältliche Elektrolytersatzlösungen dem Salzverlust entgegenwirken. Besonders bei Kleinkindern und älteren Personen kann eine vorrübergehende Behandlung im Krankenhaus notwendig werden. Eine spezifische antivirale Therapie oder eine Impfung existieren nicht.

Schutz durch Hygiene Eine umso größere Rolle bei der Prävention und Bekämpfung von Infektionen spielen Hygienemaßnahmen. Ein Erkrankter sollte den körperlichen Kontakt zu anderen Personen vermeiden und, falls möglich, eine eigene Toilette benutzen. Eigene Hygieneartikel und Handtücher sind auf jeden Fall angesagt. Erbrochenes sollte zügig beseitigt werden, am besten unter Verwendung von Einwegmaterial und Einmalhandschuhen.

Regelmäßiges Reinigen von Flächen im Umfeld des Erkrankten, das heißt Waschbecken, Türgriffe, Tische und Böden, ist sinnvoll. Bett- und Leibwäsche sollte häufiger gewechselt und bei mindestens 60 °C gewaschen werden. Regelmäßiges Stoßlüften hilft, die Konzentration von Viruspartikeln in der Luft zu verringern.

ZUSATZINFORMATIONEN
Hände waschen!!!
Weil die Schmierinfektion den wichtigsten Übertragungsweg darstellt, steht über allem die konsequente und regelmäßige Händehygiene. Das gilt für den Erkrankten selbst genauso wie für pflegende Personen und umfasst im häuslichen Umfeld gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife. Danach sollte die Hände mit einem sauberen Tuch vollständig abgetrocknet werden. Ganz besonders wichtig ist die Händehygiene nach dem Toilettengang sowie vor dem Zubereiten von Speisen und vor dem Essen.

Nach Infektionsschutzgesetz dürfen Kinder unter sechs Jahren, die an einer Norovirus-Infektion erkrankt sind oder bei denen ein Verdacht darauf besteht, bis zwei Tage nach Abklingen der Symptome keine Gemeinschaftseinrichtung besuchen. Außerdem dürfen erkrankte Menschen ebenso lange nicht in Lebensmittelberufen arbeiten. Bei Ausbrüchen in Krankenhäusern und Altersheimen gelten besondere Maßnahmen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/15 ab Seite 80.

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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