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Top im Job

GEFAHR AUS DEM NETZ

Schnäppchenjäger, die Arzneimittel billig übers Internet im Ausland kaufen, müssen damit rechnen, statt des erwarteten Medikaments eine Fälschung zu erhalten. Angeboten wird dort alles, was Profit verspricht.

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Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind in den Entwicklungsländern bis zu 50 Prozent aller Arzneimittel gefälscht. Aber auch bei uns steigt das Risiko, Betrügern auf den Leim zu gehen. Denn die Bereitschaft, Medikamente über das Internet zu beziehen, wächst, und eine Kontrolle dieses Vertriebswegs ist schwierig. Laut einer Definition der WHO sind Arzneimittelfälschungen alle Medikamente mit vorsätzlich falschen Angaben zu Zusammensetzung, Gehalt, Herkunft oder Vertriebsweg.

Und tatsächlich, die Palette von Betrügereien ist groß. Es gibt Arzneimittel, die überhaupt keinen Wirkstoff enthalten und solche mit falschen Wirkstoffmengen, aber auch solche mit einem anderen als dem deklarierten Wirkstoff. Erstere machen etwa 60 Prozent aus. Dies kann fatale Folgen haben, wie man an zahlreichen Todesfällen durch gefälschte Antibiotika, die keinen Wirkstoff oder eine zu geringe Menge enthalten haben, schon gesehen hat.

Lifestyle-Produkte sind besonders beliebt Medikamente werden gefälscht, weil damit eine Menge Geld zu verdienen ist, teilweise mehr als mit Drogen wie Heroin oder Kokain. Entsprechend werden häufig Markenprodukte, die überall auf der Welt bekannt sind, imitiert. Oder aber Arzneimittel, die dringend gebraucht werden, wie eben Antibiotika oder Mittel gegen Aids und Krebs.

Sehr lukrativ ist es auch, gefälschte Lifestyle-Präparate, wie Potenz- und Haarwuchsmittel sowie Mittel zum Abnehmen, zu produzieren. In den Entwicklungsländern sind die Opfer meist Menschen, die keinen Zugang zu einer seriösen Versorgung haben, bei uns sind es oft ahnungslose Schnäppchenjäger. Die Arzneimittelsicherheit ist in deutschen Apotheken sehr hoch. Manch einer vertraut blind darauf, dass dies überall so ist. Dazu kommt, dass man im Internet anonym bleibt, dies erklärt jedenfalls den hohen Umsatz an Potenzmitteln. Und sicher spielt auch die Schnäppchenmentalität eine große Rolle.

Es ist zweifellos schwierig, unseriöse von seriösen Händlern zu unterscheiden. Der bei uns übliche Weg über den Großhandel und die Apotheke oder über einen legalen Versandhandel aus Deutschland ist sehr sicher. Hier sind bisher nur einzelne Fälle von Fälschungen bekannt geworden. Wenn jedoch schon nicht zu erkennen ist, wer hinter einem Versandhandel steckt, kann man davon ausgehen, dass etwas faul ist. Gefährlich wird es auch, wenn verschreibungspflichtige Medikamente einfach ohne Rezept bezogen werden können.

Mitarbeiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker (ZL) untersuchten ein verschreibungspflichtiges Haarwuchsmittel, das sie zuvor ohne Rezept von verschiedenen Internetanbietern aus dem Ausland erhalten hatten. Knapp die Hälfte der getesteten Produkte war gefälscht. Wer sich diesem Risiko nicht aussetzen will, sollte Medikamente am besten in „seiner” Apotheke vor Ort beziehen und keinesfalls online im Ausland bestellen– sagen Sie das auch Ihren Kunden!

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/12 auf Seite 82.

Sabine Bender, Redaktion

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