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Impfungen – Teil 2

EMPFEHLUNGEN FÜR JEDES ALTER

Die Ständige Impfkommission rät, nicht nur Säuglinge und Kinder zu impfen. Zum Beispiel gegen Tetanus, denn auch Erwachsene benötigen gegen bestimmte Erreger bis ins hohe Alter einen ausreichenden Immunschutz.

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Hier zu Lande existiert keine Impfpflicht. Jeder kann individuell entscheiden, ob er eine Impfung durchführen lassen möchte. Ausnahmen kann es bei bestimmten Reiseimpfungen geben, die aufgrund internationaler Gesundheitsvorschriften eine Impfpflicht erfordern .

Empfehlungen der STIKO Impfungen werden von den obersten Gesundheitsbehörden der Länder auf Grundlage der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) öffentlich empfohlen. Die STIKO des Robert Koch-Instituts in Berlin besteht aus einem Expertengremium, das Impfempfehlungen regelmäßig den epidemiologischen Entwicklungen anpasst.

Die aktualisierte Version wird jedes Jahr in Form eines Impfkalenders und in einer gesonderten Tabelle der Indikations- und Auffrischimpfungen mit Erläuterungen im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht (letzter Stand: Juli 2011):

  • Pertussis 2009 wurde die Empfehlung ausgesprochen, dass Erwachsene die nächste fällige Diphtheriebzw. Tetanusimpfung einmalig als Kombinationsimpfung mit Pertussis erhalten sollten.
  • Polio Bis vor wenigen Jahren gehörte die alle zehn Jahre notwendige Auffrischimpfung mit dazu. Heute ist sie nach dem vollendeten 18. Lebensjahr nicht mehr routinemäßig erforderlich, wenn zuvor vier Mal gegen Polio geimpft worden ist.
  • Pneumokokken Seit 2009 gilt für alle Personen über 60 Jahren der Rat, eine einmalige Impfung mit einem Polysaccharidimpfstoff vorzunehmen.
  • Varizellen Im gleichen Jahr wurde von der STIKO eine zweite Varizellenimpfung eingeführt. Die zweite Dosis sollte in einem Alter von 15 bis 23 Lebensmonaten oder bei älteren Kindern und Jugendlichen als Nachholimpfung verabreicht werden.
  • Röteln Eine zweimalige Impfung wird von der STIKO für alle Frauen im gebärfähigen Alter seit 2010 angeraten.
  • Masern Seitdem ist auch diese Impfung für die nach 1970 Geborenen mit unzureichendem Impfschutz vorgesehen.
  • Influenza Seit 2010 existiert die erweiterte Indikation für alle Schwangeren ab dem zweiten Trimenon.

Impfkalender Die aktuelle Fassung ist unter www.rki.de abrufbar. Er umfasst Impfungen zum Schutz vor Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Poliomyelitis (Polio), Hepatitis B, Pneumokokken, Meningokokken, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen (Windpocken) sowie gegen humane Papillomviren und Influenza. In den aktuellen Impfempfehlungen sind im Vergleich zum Vorjahr keine Änderungen aufgenommen worden, lediglich ihre Darstellung im Impfkalender wurde übersichtlicher gestaltet.

Es existieren jetzt zwei Übersichten: eine über die Standardimpfungen für Säuglinge und Kleinkinder bis zwei Jahre, eine andere führt die Standardimpfungen für Kinder ab fünf Jahren, Jugendliche und Erwachsene auf. Die zweite Auflistung macht deutlich, dass Impfungen nicht nur für die Kleinen, sondern auch für Große notwendig sind. So sollte nicht nur eine Grundimmunisierung erfolgt sein, die im Erwachsenenalter aufrechtzuerhalten ist. Zudem werden einige Standardimpfungen ergänzt.

Andere Impfungen sind bei einer besonderen epidemiologischen Situation oder Gefährdung indiziert (Indikationsimpfungen). Dazu zählen auch Impfungen aufgrund beruflicher Risiken oder Reisen. Sie sind in der Tabelle der Indikations- und Auffrischimpfungen mit genauer Indikation beziehungsweise Reiseziel sowie mit Anwendungshinweisen aufgelistet.

Frühzeitig beginnen, zeitgerecht abschließen Grundsätzlich sind den empfohlenen Impfungen im Impfkalender bestimmte Termine zugeordnet. Prinzipiell sollten die Impfungen möglichst frühzeitig erfolgen, um eine Erkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern zu vermeiden. Daher wird die aus vier Impfungen bestehende Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib, Polio, Hepatits B und Pneumokokken möglichst ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat begonnen und spätestens bis zum Alter von 14 Monaten abgeschlossen.

Gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und Varizellen kann erst mit 11 bis 14 Monaten geimpft werden. Vorher ist dies nicht möglich, da der Säugling von der Mutter schützende Antikörper erhalten hat, welche die Impfviren neutralisieren könnten. Vor dem zweiten Geburtstag soll auch die zweite Dosis verabreicht sein. Außerdem ist für alle Kinder im zweiten Lebensjahr zum frühestmöglichen Zeitpunkt eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C vorgesehen.

Sechs auf einen Streich Die STIKO empfiehlt die Verwendung von Kombinationsimpfstoffen, um die Zahl der Injektionen möglichst gering zu halten. Mehrfachimpfstoffe überfordern nicht das Immunsystem der Kinder, denn die gespritzten Antigene stellen nur einen Bruchteil der Belastung dar, mit der sich das kindliche Immunsystem täglich auseinandersetzt. Inzwischen sind Impfstoffe mit sechs Einzelkomponenten erhältlich, sodass gleichzeitig ein Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Polio, Hib, Pertussis und Hepatitis B aufgebaut werden kann. Die zum gleichen Zeitpunkt erforderliche Pneumokokkenimpfung erfolgt mit einem monovalenten Impfstoff. Die MMR-Impfung kann mit einem Dreifach- und die Varizellenimpfung mit einem Vierfachimpfstoff in Kombination mit MMR durchgeführt werden.

Auffrischen und Ergänzen nicht vergessen Auffrischimpfungen sind gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis im Alter von 5 und 6 Jahren notwendig. Eine weitere erfolgt gegen die drei Infektionen im Alter von 9 bis 17 Jahren, wobei zum gleichen Zeitpunkt auch die Polioimpfung wiederholt werden sollte. Im etwa gleichen Zeitrahmen ist für Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren eine Impfung mit drei Dosen gegen humane Papillomviren vorgesehen. Außerdem besteht die generelle Empfehlung, alle im Kleinkindalter verpassten Impfungen vor dem 18. Geburtstag nachzuholen.

Erwachsene sollten sich alle zehn Jahre erneut gegen Tetanus und Diphtherie impfen lassen. Einmalig ist zudem eine Auffrischung gegen Pertussis erforderlich. Eine Impfung gegen Masern ist für alle nach 1970 Geborenen mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit nur einer Impfung in der Kindheit indiziert. An eine Impfung gegen Pneumokokken müssen Erwachsene erst ab 60 Jahren wieder denken. Ab diesem Alter wird auch empfohlen, sich standardmäßig jedes Jahr gegen Influenza impfen zu lassen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/12 ab Seite 50.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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