Kätzchen schnuppert an Blume. © Olga Novikova / iStock / Getty Images
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Tierheilpraxis

DUFTE – AUCH FÜR TIERE!

Die Aromatherapie kann auch bei unseren tierischen Begleitern eingesetzt werden. Seit etwa drei Jahren arbeite ich mit hochreinen ätherischen Öle in meiner Praxis. Sie wirken auf mehreren Ebenen, nämlich auf Körper, Seele und Geist.

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Schon lange ist bekannt, dass ätherische Öle hemmend auf Mikroorganismen, wie Viren, Bakterien und Pilze wirken. Über das Riechen feinster Duftmoleküle werden allerdings auch bestimmte Gehirnareale aktiviert. Tiere haben bekanntermaßen einen wesentlich besseren Geruchssinn als wir Menschen. Deshalb mache ich mir bei sehr ängstlichen Tieren die beruhigende und ausgleichende Wirkung zunutze. Die Wirkung tritt sehr schnell ein. Es dauert 22 Sekunden bis die Duftmoleküle das limbische System erreichen, es dauert 2 Minuten bis sie im Blutkreislauf ankommen und nach 20 Minuten haben sie bereits die Zellen erreicht.

Nicht jedes Öl ist geeignet Ich verwende die ätherischen Öle auch zur sanften Massage der Vierbeiner. Es ist wichtig, die Öle je nach Tierart und Größe des Tieres zu verdünnen. Vor der Anwendung lasse ich die Tiere immer zuerst an den Fläschchen riechen und verwende zur Therapie nur die Öle, die für den Patienten angenehm sind. Zum Beispiel haben Katzen eine sogenannte “Glucuronidierungsschwäche”. Das heißt, dass ihnen in der Leber ein Enzym fehlt, das Stoffe, die zur Ausscheidung glucuronidiert werden müssen, verstoffwechselt. Zu diesen Stoffen zählen auch einige Inhaltsstoffe von ätherischen Ölen.

Wenn diese im Körper nicht verstoffwechselt werden können, dann führen sie gegebenenfalls zu Vergiftungen. Zum Beispiel sind Teebaumöl oder Zitrusöle nur bedingt und sehr stark verdünnt für Katzen geeignet. Ätherische Öle können auf verschiedene Art und Weise beim Tier angewendet werden. So ist es sehr beliebt diese über einen Ultraschalldiffuser im Raum zu vernebeln. Dabei sollte das Tier die Möglichkeit haben, den Raum zu verlassen, wenn es ihm zu viel wird. Die Öle können auch auf das Fell oder die Haut aufgetragen werden.

Einige Öle sind auch zur oralen Verabreichung geeignet. Ebenso verwende ich sie zur Akupunkturbehandlung, indem ich vor dem Einstechen der Nadel diese kurz in das ausgewählte ätherische Öl eintauche. Dadurch erziele ich eine stärkere Wirkung des zu stimulierenden Akupunkturpunktes. Eine weitere Möglichkeit ist das Auftragen der ätherischen Öle auf die Chakren (Energiezentren). Dadurch ist es möglich, verschiedene Blockaden zu lösen, die sowohl emotional, als auch auf organischer Ebene zum Therapieerfolg führen.

Lavendel beruhigt Wenn ich zu Patienten fahre, trage ich auf meine Handgelenke fast immer Lavendelöl auf, denn ich sehe ihn als einen „Türöffner“ zu meinen tierischen Patienten an. Gerade wenn die Tiere unschöne Erfahrungen gemacht haben oder lange Zeit Schmerzen ertragen mussten, ist die beruhigende Wirkung von Lavendel Gold wert. Auch Besitzer, die bei der Behandlung ihrer Tiere dabei sind und in meine Arbeit eingebunden werden, profitieren von der Wirkung des Lavendelduftes. Die Anspannung lässt binnen kurzer Zeit nach und ich kann mit meiner Therapie starten. Lavendel hat nicht nur auf den Geist eine starke beruhigende Wirkung, es kann auch bei allen Hautirritationen und starkem Juckreiz aufgetragen werden. Auch zur Behandlung von Wunden kann es verwendet werden.

Ein besonderes Erlebnis Für meinen Besuch bei einem neuen Patienten, einem Tierschutzhund, der sehr schlechte Erfahrungen gemacht hatte, hatte ich mich dieses Mal allerdings nicht für Lavendel, sondern für eine Ölmischung aus Mandarine, Orange, Ylang Ylang, Patschuli und Blauer Rainfarn entschieden Die Reaktion des Hundes und auch die der Menschen war ganz erstaunlich. Schon beim ersten Telefonat mit den Patientenbesitzern war klar, dass sehr viel Hektik, aber auch Unsicherheit in der Familie vorherrscht. So hatte dann auch der Vor-Ort-Termin äußerst hektisch begonnen.

Nach kurzer Zeit wandelte sich dann aber die Stimmung und die Energie so ins Positive, dass ich sprachlos war. Der Hund kuschelte sich entspannt auf seine Decke und schlief während der Behandlung ein. Auch die Besitzer waren plötzlich ruhig und für die Informationen rund um die Therapie zugänglich. Zur Orange, die für mich in dieser Mischung vorherrschend ist, gibt es einen Spruch, den ich sehr passend finde: „Orange macht Appetit – Appetit aufs Leben“. Für diesen Patienten und seine Familie war das die perfekte Wahl.

Massage mit ätherischen Ölen Einer meiner Lieblingsbehandlungen mit ätherischen Ölen ist eine sanfte Massage, die bei Hunden und Pferden als ganzheitliche Therapie angewendet wird. Die Behandlung wirkt sich auf das komplette Körpersystem aus. Bei Hunden ist es wichtig, die Öle stark zu verdünnen. Bei Pferden darf die Mischung etwas stärker sein. Zum Verdünnen der Öle nehme ich fraktioniertes Kokosöl. Die ätherische Ölmischung besteht aus Schwarzfichte, Rosenholz, Blauem Rainfarn, Weihrauch und Geranie. Damit leite ich die Behandlung ein. Um das Tier in eine Tiefenentspannung zu bringen, trage ich zwei bis drei Tropfen der Ölmischung auf meine Handflächen auf, verreibe dreimal im Uhrzeigersinn und lege meine Hände auf den Rücken der Tiere.

Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell sich eine Entspannung einstellt. Anschließend werden nacheinander Oregano-, Thymian-, Basilikum-, Zypresse-, Wintergrün-, Majoran- und Pfefferminzöl, je vier bis sechs Tropfen, von hinten nach vorne auf das Fell entlang der Wirbelsäule aufgetropft. Jedes Öl wird mit sanften Federstrichen gegen die Fellrichtung eingearbeitet. Nach dem Auftragen aller Öle erfolgt eine kreisförmige Massage rechts und links der Wirbelsäule. Zum Abschluss der Behandlung verwende ich die zu Beginn angewendete Ölmischung in gleicher Weise, um die Behandlung abzuschließen. Gerade bei älteren Tieren ist bei regelmäßiger Behandlung deutlich zu erkennen, dass sie wieder mehr Spaß an der Bewegung haben, die Vitalität zunimmt und sich das allgemeine Wohlbefinden verbessert.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2021 ab Seite 100.

Elvi Scheffler, PTA und Tierheilpraktikerin

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