© Die PTA in der Apotheke
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Interview

DIE PTA DER ZUKUNFT

Der BVpta ist die größte Interessenvertretung für PTA. Er setzt sich seit langem für eine Weiterentwicklung des PTA-Berufes ein. Bernadette Linnertz erklärt, warum dies wichtig ist und was bisher erreicht wurde.

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Der BVpta fordert seit Jahren eine Verlängerung der PTA-Ausbildung auf drei Jahre. Wieso ist das aus Ihrer Sicht nötig?
Der Beruf der Pharmazeutisch-technischen AssistentInnen ist neben 17 anderen Gesundheitsberufen, wie zum Beispiel Medizinisch-technische AssistentInnen, Physiotherapeuten, Hebammen, Logopäden, usw. ein bundesrechtlich geregelter Beruf. Seit circa 20 Jahren ist die Ausbildungsdauer dieser Berufe auf drei Jahre angehoben. Nur die Berufe der PTA und des Rettungsassistenten wurden nicht berücksichtigt. Während das Berufs-und Ausbildungsgesetz der Rettungsassistenten voraussichtlich im nächsten Jahr geändert wird, bleiben die PTA auf der Strecke.

Aber auch die PTA haben in dieser Zeit den Wandel im Gesundheitswesen mitgetragen und ihr Tätigkeitsfeld hat sich in den vergangenen Jahren sehr geändert. Das Berufsgesetz und die Ausbildungsverordnung sind aber noch aus dem Jahr 1968. Eine dreijährige Ausbildung mit entsprechenden Änderungen bezüglich der Ergänzung der Ausbildungsinhalte ist nicht nur im Bezug auf die praktische Ausübung, sondern auch im Vergleich zu anderen Gesundheitsberufen unausweichlich.

Gab es auf dem Apothekertag in Düsseldorf von Seiten der Politik Signale in Richtung Ausbildungsverlängerung?
Bei den politisch Verantwortlichen haben wir in unseren Gesprächen außerhalb des Apothekertages schon vor einiger Zeit ein offenes Ohr gefunden. Die Gleichbehandlung der verschiedenen Berufe im Gesundheitssystem ist immer wieder Inhalt der Gespräche auf den verschiedenen politischen Ebenen. Einige Politiker in den Diskussionsrunden des Apothekertages haben wir aktiv angesprochen und es wird bald weitere Gespräche geben. Die Tatsache, dass PTA innerhalb des BMG einem anderen Referat zugeordnet sind als alle anderen Gesundheitsberufe hat die Arbeit bisher nicht erleichtert. Aber unsere enge Zusammenarbeit mit anderen Berufsverbänden bringt uns auch hier voran.

VITA
Bernadette Linnertz ist seit 2008 die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes PTA e.V. Sie absolvierte eine PTA-Ausbildung an der PTA-Schule in Köln. Bis heute arbeitet sie in der öffentlichen Apotheke. Daneben leitet sie seit 2003 eine kleine Firma zur QM-Beratung, auch in Apotheken. Seit einigen Jahren ist sie auch als freie Referentin tätig, unter anderem an PTA-Schulen. Von der Apothekerkammer Nordrhein hat sie die Anerkennung als empfohlene Beraterin für QM-Systeme erhalten. Zurzeit müssen allerdings einige Teile ihrer Arbeit zurückgestellt werden, denn die spannende berufspolitische Tätigkeit liegt ihr besonders am Herzen und hier gibt es viel zu tun.

Würde der PTA-Beruf dadurch auch im übrigen Europa anerkannt?
Zurzeit werden die Ausbildungen in Deutschland innerhalb eines Qualifikationsrahmens eingeteilt und bewertet. Dieser Rahmen hat acht Level und für die Gesundheitsberufe wird aufgrund der Ausbildungszeit und der erworbenen Kompetenz eine Einordnung in Level fünf diskutiert. Unser Beruf darf nicht innerhalb dieser Qualifizierung „untergehen“, da im nächsten Schritt die Einstufung in den europäischen Qualifikationsrahmen geplant ist.

Darauf bezieht sich auch das diesen Juni erschienene Grünbuch der EU Kommission. Es enthält Richtlinien über Berufsqualifikationen zur automatischen internationalen Anerkennung der Berufsausbildung in den verschiedenen europäischen Ländern. Wir müssen uns heute aufstellen, um den zukünftigen Anforderungen in Europa gerecht zu werden. Schon jetzt erreichen uns viele Anfragen von KollegInnen, die ins europäische Ausland ziehen oder in die Bundesrepublik kommen möchten.

Besteht nicht die Gefahr, dass weniger junge Menschen den Beruf ergreifen, wenn sich die ohnehin nicht gerade preiswerte Ausbildung verlängert?
Erstaunlicherweise erfahren die Gesundheitsberufe mit zum Teil erheblich höherem Schulgeld zurzeit ein sehr großes Interesse. Das sind allerdings Berufe mit klar beschriebenen Kompetenzen und einer Möglichkeit der Weiterentwicklung innerhalb des Berufes. Das genau ist unsere Forderung. Junge Menschen entscheiden sich aller Erfahrung nach für einen Beruf der ihnen interessant erscheint und in dem sie sich entfalten können. Wenn das im neuen Berufsgesetz für PTA klar geregelt ist und in die Öffentlichkeit getragen wird, habe ich keine Sorge um den Nachwuchs in unserem Beruf. Viele PTA-Schulen versuchen außerdem das Schulgeld innerhalb der staatlichen Förderung zu halten.

Haben sich auf dem Apothekertag weitere Veränderungen für die PTA abgezeichnet?
Der Apothekerverband Westfalen-Lippe hat in diesem Jahr auf dem Apothekertag zwei Anträge zur Ausbildung und dem Berufsbild der PTA gestellt. Der Antrag zur Ermöglichung einer weiterhin qualitativ hochwertigen Ausbildung wurde mit großer Mehrheit angenommen. Der Antrag auf eine Kompetenzbeschreibung und eine dreijährige Ausbildung wurde in den Ausschuss verwiesen.

Dieser Ausschuss wird nun aus Mitgliedern verschiedener Apothekerkammern gebildet und wir sind zuversichtlich, dass die Beratungen Apotheker und PTA zusammenführen wird. Wir haben einen kompetenten, eigenständigen Beruf dessen Mitglieder die größte Anzahl der Apothekenmitarbeiter in öffentlichen Apotheken darstellt. Aber auch in vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens sind PTA als gute Mitarbeiter gefragt. Die erforderlichen Veränderungen um den Beruf voran zu bringen werden wir begleiten und jeder Zeit für Gespräche zur Verfügung stehen.

Die Interessenvertretung Der Bundesverband der Pharmazeutischtechnischen Assistenten ist die mitgliederstärkste berufspolitische Interessenvertretung aller, die eine Ausbildung zum/zur PTA abgeschlossen haben oder sich in der Ausbildung befinden. Der BVpta setzt sich seit seiner Gründung 1980 für die Interessen der PTA ein. Die Initiativen richten sich dabei auf alle gegenwärtigen und künftigen Tätigkeitsfelder innerhalb des Gesundheitswesens und auf die Förderung der PTA in fachlicher und beruflicher Hinsicht.

Aufgaben und Ziele des Verbands ganz konkret sind die berufspolitische Absicherung und Förderung des Berufsbildes und des beruflichen Selbstverständnisses, die Berufsvertretung gegenüber allen relevanten gesundheitspolitischen Interessengruppen, die Beratung und Unterstützung der Mitglieder in allen beruflichen Belangen, die aktuelle Information über verbandseigene Medien, die Schaffung und Beteiligung an Foren zum beruflichen Austausch, die Vertretung der PTA gegenüber der Öffentlichkeit durch politische Lobbyarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Präsenz auf relevanten Fachveranstaltungen und Messen, ein Angebot zur Altersvorsorge und sonstige Absicherung durch das BVpta-eigene Versorgungswerk sowie ein qualifiziertes und zertifiziertes Fortbildungsangebot über die verbandseigene Bildungsgesellschaft.

Alle diese Aufgaben werden durch den Vorstand und die Geschäftsstelle, aber auch durch viele Mitglieder in ehrenamtlicher Funktion wahrgenommen. Mittlerweile zählt der BVpta über 8 000 Mitglieder, die von den Leistungen profitieren. Weitere Informationen finden Sie unter www.bvpta.de.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/11 ab Seite 116.

Das Interview führte Sabine Bender, Apothekerin, Redaktion

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