© Die PTA in der Apotheke
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Tatort Apotheke

DIABETIKER

Wenn Diabetiker systemische Kortikoide erhalten, sollte der Blutzuckerspiegel engmaschig kontrolliert werden, damit Entgleisungen der Stoffwechsellage früh genug entdeckt werden.

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Frau Müller ist eine langjährige Stammkundin der Apotheke. Die PTA weiß, dass sie eine Typ-2-Diabetikerin ist. Heute möchte sie ein Rezept über Prednisolon 10 Milligramm einlösen. Die PTA ruft ihre Kundenkarte auf und entdeckt, dass sie schon seit langem Metformin 1000 Milligramm zur Behandlung ihres Diabetes bekommt.

Sie fragt Frau Müller, ob sie ihren Blutzuckerspiegel gut im Griff habe und erkundigt sich nach der Indikation der Prednisolonverordnung. Sie erfährt, dass sie seit einiger Zeit Schmerzen in den Gelenken habe, die sich akut verschlimmert haben. Deshalb habe ihr Hausarzt nun Kortisontabletten verordnet. Der Zuckerspiegel sei immer etwas erhöht und schwanke je nachdem, was sie am Tage esse. Aber die Metformintabletten vertrage sie gut und hoffe, nicht so schnell Insulin spritzen zu müssen.

Pharmakologischer Hintergrund Glukokortikoide haben dosisabhängig diabetogene Effekte. Sie vermindern die Insulinsensitivität des Gewebes, regen die Glukoneogenese an und reduzieren die Glukoseverwertung. Dieser Effekt ist bei den verschiedenen Glukokortikoiden unterschiedlich ausgeprägt. Prednisolon scheint diese Wirkung am stärksten auszulösen. Bei Nicht-Diabetikern stellt sich auch unter längerer Fortführung einer systemischen Therapie mit Glukokortikoiden relativ rasch wieder eine normale Glukosetoleranz ein.

Bei Diabetikern können Glukokortikoide auch langfristig den Blutzuckerspiegel erhöhen und zur Entgleisung der Stoffwechsellage führen. Nach dem Absetzen ist dieser Effekt in der Regel reversibel. Diese Interaktion kann schon in den ersten Tagen nach Therapiebeginn, aber auch verzögert eintreten. Als mögliche Maßnahmen empfehlen Interaktionschecks ein Blutzuckermonitoring mit eventueller Anpassung der antidiabetischen Therapie.

Zurück zum Fall Die PTA befragt Frau Müller, wie lange die Kortisontherapie geplant sei und ob der Arzt den Blutzucker engmaschig kontrolliert. Frau Müller erzählt, dass die Glukokortikoidbehandlung auf jeden Fall mehrere Wochen erfolgen soll. Wirkungen der Behandlung auf den Zuckerspiegel habe der Arzt jedoch nicht erwähnt.

Die PTA informiert Frau Müller, dass die Kortisontabletten den Blutzuckerspiegel erhöhen können. Sie empfiehlt ihr besonders zu Therapiebeginn, regelmäßig den Blutzucker zu messen oder hier in der Apotheke bestimmen zu lassen und die Werte beim nächsten Arztbesuch zu zeigen. Sie gibt ihr zur Dokumentation ein Tagebuch mit. Möglicherweise ist eine Dosisanpassung der Metformingabe notwendig, um physiologische Blutzuckerspiegel zu gewährleisten.

Voller Sorge fragt Frau Müller, ob sie dann vielleicht sogar Insulin spritzen müsse. Der Arzt habe ihr das nämlich schon angedroht, falls die Blutzuckerwerte weiter anstiegen. Die PTA versucht die Kundin zu beruhigen und ihr die positiven Wirkungen des Insulins zu erklären. Außerdem weist sie die übergewichtige Dame darauf hin, dass sie auch selber etwas für niedrige Blutzuckerwerte tun könne, indem sie mehr auf die Ernährung und vermehrte Bewegung achtet. Sie gibt ihr eine Informationsbroschüre zu Diabetes Typ 2 und eine Einladung zum nächsten „Ernährungskurs” der Apotheke mit.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/12 auf Seite 72.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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