Schatten einer Frau © aijiro / stock.adobe.com
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Wer ist‘s gewesen?

DER MANN MIT DER TWEEDMÜTZE

Weil seine Praxis nicht besonders lief, verfasste ein schottischer Arzt kurze Krimis, die er an Zeitungen verkaufte. Und schuf so ganz nebenbei einen der berühmtesten Detektive der Welt.

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Der Autor wurde 1859 im schottischen Edinburgh geboren; sein Vater, ein Beamter, ließ den Jungen Medizin studieren. Als Arzt sollte er nur mäßig erfolgreich sein, doch als Publizist und Schriftsteller kannte ihn bald die ganze Welt. Das lag an zwei Dingen: Zum einen erfand er in seinen Geschichten nicht nur den skurrilen Haupthelden und dessen Begleiter, zum anderen führte er kriminalanalytische Methoden ein, die auf Beobachtungsgabe, Allgemeinbildung und Kombinationsfähigkeit basieren. Der Held ist der erste Masterbrain der Kriminologie; nicht mal die echte Polizei konnte das leisten. Deshalb ist wohl auch der überforderte (fiktive) Inspektor Lestrade ein regelmäßiger Gast in der Baker Street 221b – wenn er nicht mehr weiter weiß, geht er zum Mann mit der Tweedmütze.

Abgeschaut Vorbild für den Detektiv war des Autors ehemaliger Medizinprofessor Dr. Joseph Bell, ein berühmter schottischer Chirurg. Der konnte wildfremden Menschen auf den Kopf zusagen, woher sie stammten und was sie beruflich taten. Dazu sah er sich beispielsweise deren Schuhe an, lauschte ihrer Sprachfärbung und beobachtete ihre Bewegungen. Der Autor schreibt sich selbst die Rolle des Begleiters auf den Leib: Der ist Arzt, wie er, und sieht und hört genau dieselben Dinge wie der Detektiv. Nie gelingt es ihm, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen – den Fall löst allein sein hagerer Freund mit der Pfeife. Mit „A Study in Scarlet“ eröffnet der Autor die Reihe; es sollen 54 Kurzgeschichten und vier Romane folgen.

Koks und Kampfsport Der Detektiv besitzt einige echt britische, weil ziemlich exzentrische Eigenschaften. Er beherrscht Boxen, Fechten und die asiatische Technik baritsu. Zu Hause trägt er gern einen Morgenmantel und macht aus dem Ohrenbackensessel hinaus Schießübungen, indem er Buchstaben per Einschusslöcher in die Wand schreibt. Er experimentiert hingebungsvoll mit den übelriechenden Substanzen der organischen Chemie und verfasst Bücher über die 140 unterschiedlichen Erscheinungsformen von Zigaretten- und Zigarrenasche. Außerdem hat der Kriminalist ein Laster, das sein Freund, der Doktor, aber nicht so schlimm findet: „Von gelegentlichem Genuss von Kokain abgesehen, frönte er keinerlei Leidenschaft, und auch zu diesem Mittel griff er nur, wenn gar kein Fall und keine interessante Zeitungsnachricht die öde Gleichförmigkeit der Tage unterbrechen wollte.“

Nur ein saftiges, ungelöstes Verbrechen kann ihn von seiner Schnupferei ablenken, und gottseidank passieren diese zuhauf. Was den Kriminalisten, der auch mal von Scotland Yard hinzugezogen wird, so erfolgreich macht, ist unter anderem sein breites Wissen aus allen möglichen Bereichen. Kein Ding, kein Ereignis ist zu banal, um von ihm betrachtet zu werden: Auch dem kleinsten Detail muss Aufmerksamkeit geschenkt werden. Und: Er zieht seine Schlüsse erst, wenn er sich ein akkurates Bild der Lage gemacht hat.

Die Auflösung vom Februar: Klausjürgen Wussow

Als „Charismatiker im weißen Kittel“ verkörperte Klausjürgen Wussow den Chefarzt Dr. Brinkmann in Deutschlands erster Krankenhausserie „Die Schwarzwaldklinik“. Traumhafte Einschaltquoten begleiteten die über Jahre laufende Serie und machten die Hauptdarsteller berühmt: Gaby Dohm als seine Ehefrau Christa, Sascha Hehn als Arztsohn Udo. Doch nach der Serie begann der private Abstieg des einstigen Publikumslieblings: Wussow starb verarmt und an Demenz leidend in einem Berliner Seniorenheim.

Weltberühmtes Duo Wer war das aus einem britischen Exzentriker plus einem pensionierten Militärarzt bestehende Duo, das jeden Kriminalfall im Vereinigten Königreich löste? Dessen Held stets Wissen, Beobachtung und Schlussfolgerung miteinander vereinte und sich nicht scheute, auch mal mit der Lupe über Teppiche zu kriechen und Fasern zu sammeln? Dessen berühmteste filmische Verkörperungen von Christopher Lee und Benedict Cumberbatch gespielt wurden – und nach dem sogar eine Kopfbedeckung aus Tweed benannt wurde?

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/18 auf Seite 108.

Alexandra Regner, PTA/Redaktion

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Die Gewinner werden von uns benachrichtigt, die Auflösung gibt’s im nächsten Heft!

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