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Politik

CORONA IM RÜCKBLICK

Das erste Corona-Jahr ist zu Ende. Und viele werden mit einem zum Himmel gerichteten Stoßseufzer hoffen, dass 2021 alles wieder besser wird und wir eine gewisse Normalität zurückerlangen.

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Zu Jahresbeginn 2020 konnte noch niemand ahnen, was auf uns, die Gesellschaft, die Wirtschaft und nicht zuletzt die Apotheken zukommen würde. Da standen auf einmal Begriffe im Raum, die uns bis dato völlig unbekannt waren: Lockdown und Shutdown: Auf gutdeutsch „Nichts geht mehr“. Schuld daran war und ist immer noch ein kleines gemeines und äußerst ansteckendes Virus namens Corona.

Das ist der Vorname, der Nachname ist COVID-19, er steht für Corona Virus Disease, sprich: Corona-Virus-Krankheit. Die Zahl 19 steht für 2019, also das Jahr, in dem die Krankheit ausgebrochen ist. Mit COVID-19 bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dementsprechend die Infektionskrankheit, die das neu entdeckte Coronavirus SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2) auslöst. Das bedeutet „Schweres akutes Atemwegssyndrom Coronavirus 2“. Sie brach im Dezember 2019 in Wuhan, China, aus.

Was ist geschehen? War es zunächst nur eine überschaubare Zahl Infizierter, so hatte sich das Ganze rasch zu einer weltweiten Pandemie mit Hunderttausenden Erkrankten und Verstorbenen entwickelt. Das war dann auch die Stunde einer Berufsgruppe, die bis dahin eher unscheinbar war. Die Rede ist von den Virologen wie etwa Christian Drosten, Jonas Schmidt-Chanasit oder Hendrik Streeck, die seitdem durch jede Talkshow im Fernsehen tingeln. Schließlich meldete sich noch Lothar Wieler vom Robert Koch-Institut (RKI) zu Wort und erzählt der Nation regelmäßig, wie sich die Pandemie aktuell entwickelt.

Forschung läuft auf Hochtouren Die Frage wie die Pandemie zu stoppen oder zumindest einzudämmen sei, wird immer drängender. Es wurde und wird fieberhaft geforscht und entwickelt. Die deutsch-amerikanische BioNTech-Pfizer Kooperation hat mit BNT162b2 einen Impfstoff entwickelt, der in einigen Ländern, unter anderem den USA, Kanada, den Niederlanden und der Schweiz per Notfallzulassung zum Einsatz kommt. Inzwischen hat die amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) einen weiteren Impfstoff zugelassen, der vom US-Konzern Moderna produziert wird. Die FDA erteilt der Moderna-Vakzine mRNA-1273 ebenfalls die Notfallzulassung. Logistisch bringt mRNA-1273 Vorteile, da die Vakzine auch 30 Tage lang im Kühlschrank stabil ist, während BNT162b2 bei -70 °C transportiert und gelagert werden muss.

Deutschland im Dornröschen-Schlaf Und was passiert bei uns? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wollte auf jeden Fall ein ordentliches Zulassungsverfahren für den BioNTech-Pfizer Impfstoff abwarten, um – wie er betonte – eine breite Akzeptanz der Bevölkerung zu erreichen. Die European Medicines Agency (EMA) hat ihr OK zum Beginn der Impfungen hierzulande gegeben. Am 27. Dezember 2020 ging es dann los. Die damit verbundene Frage lautet: Wer ist zuerst dran? Und ein weiteres Wortungetüm ist da: Priorisierung – also die Einteilung in verschiedene Gruppen mit unterschiedlicher Dringlichkeit zum Impfen.

Will heißen, dass eine Ethik-Kommission festlegt, welche Menschen bei uns als Erste den heiß ersehnten Nadelpiks bekommen. Zurzeit gehören wohl die über 80-Jährigen, die Pflegekräfte, die Polizeibeamten oder auch die Mitarbeiter von Gesundheitsämtern dazu. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble rechnet allerdings noch mit Änderungen der Impfreihenfolge. Er plädiert dafür, Menschen, die mit Infizierten arbeiten müssen oder mit Alten und Kranken zu tun haben, an der ersten Stelle zu priorisieren. Diese Diskussion wird noch anhalten.

„Hinter den Kulissen kursieren Gerüchte, dass tatsächlich wesentlich weniger Impfdosen zur Verfügung stehen, als ursprünglich angenommen. Fast schon skandalös. Da entwickelt ein deutsches Unternehmen einen Impfstoff und die ganze Welt profitiert davon, nur wir hier gucken in die Röhre.“

Berechtigte Kritik Angesichts des schleppenden Corona-Impfstarts werden der Bundesregierung schwere Versäumnisse bei der Beschaffung von Impfstoff vorgeworfen. Die Frage lautet: Warum hat man im Sommer nicht viel mehr Impfstoff auf Risiko bestellt. In Deutschland kann bei genügend verfügbarem Impfstoff eine Durchimpfung von 60 Prozent der Bevölkerung in zwei bis drei Monaten gelingen. Am Beispiel Israels und anderer Länder sehen wir, dass es durchaus möglich ist, schneller zu impfen.

In Deutschland sind nach den Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen mehr als eine Million Menschen (Stand: Ende Januar) gegen eine Infektion mit dem Coronavirus geimpft worden. Impfungen haben – bei allen Vorteilen, die sie mit sich bringen – leider auch einen entscheidenden Nachteil: Es dauert meist einige Zeit, bis sie wirken, manchmal werden gar mehrere Impfungen benötigt, um den vollen Impfschutz aufzubauen.

Ein neues Medikament macht Hoffnung Bei einem neuen Corona-Medikament, das vom University College London Hospitals NHS Foundation Trust (UCLH) derzeit getestet wird, soll das anders sein. Dieses neue Corona-Medikament ist die Antikörper-Kombination AZD7442, die von AstraZeneca entwickelt wurde. Dabei handelt es sich nicht um Antikörper, die im Körper gebildet werden, um gegen eine Infektion zu kämpfen, sondern um Antikörper, die im Labor hergestellt wurden.

Diese Antikörper können Menschen, die dem Coronavirus direkt ausgesetzt waren, wahrscheinlich davor schützen, die Krankheit COVID-19 zu entwickeln und so viele Leben retten. Wirkt das Medikament tatsächlich sofort gegen Corona, könnte es eine Lücke füllen, die Impfstoffe nicht ausfüllen können: Das Corona-Medikament von AstraZeneca und UCLH könnte als Notfall-Medikament bei Menschen, die dem Coronavirus ausgesetzt waren und denen ein schwerer Verlauf droht, eingesetzt werden.

Das größte Ärgernis: Die „Querdenker“Die Corona-bedingten Probleme sind beileibe schon groß genug. Und dann das: Die Bewegung der Querdenker machte von sich reden. Es ist ein Sammelbecken für Corona-Leugner, Impfgegner, Impfverweigerer, Spinnern mit Aluminium-Hüten und – besonders schlimm – Rechtsradikalen und Neonazis. Dieser kunterbunte Haufen wird zu allem Überfluss auch noch von der AfD toleriert, ja zum Teil sogar gefeiert. Und das Resultat: In den Ländern, in denen die AfD in der Regierungsverantwortung steht, schießen die Corona-Infektionen in die Höhe.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2021 ab Seite 84.

Werner Hilbig, Apotheker und freier Journalist

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