Obst und Gemüse in einer Schale, eine Person mit Kittel hält Zuckerwürfel und einen Apfel in je einer Hand© Prostock-Studio / iStock / Getty Images
Der bevorzugte Verzehr von Obst und Gemüse wirkt sich positiv auf den Blutzuckerspiegel aus.

Diabetes mellitus

DIE ERSTEN SCHRITTE NACH DER DIAGNOSE

Täglich erhalten etwa 1600 Menschen irgendwo in Deutschland die Diagnose Diabetes. In 95 Prozent der Fälle handelt es sich um einen Typ-2-Diabetes. Auf einmal kommt eine Menge an Infos auf Betroffene zu.

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Zunächst sind viele Betroffene schockiert und oft auch verunsichert, was sie denn nach dem Bekanntwerden ihres Typ-2-Diabetes überhaupt noch essen können. Gibt es jetzt keine Süßigkeiten mehr und was hat es allgemein mit Kohlenhydraten auf sich?

Für so gut wie alle Menschen mit einem frisch diagnostizierten Typ-2-Diabetes stellt sich zudem die Frage, auf welchem Weg sie ihre lästigen und überflüssigen Kilos auf Dauer loswerden können.  

Niemand muss ohne Aufklärung damit leben

Die gute Nachricht zuerst: Keine Kundin und kein Kunde ist nach der Diagnose auf sich alleine gestellt und muss sich selbst in das komplexe und große Thema einarbeiten. Je besser Betroffene aufgeklärt werden, desto mehr schwindet die Unsicherheit vor einem Leben mit Typ-2-Diabetes.


Diabetes – und jetzt? Checkliste im Überblick
● Essgewohnheiten langsam und stetig verändern, nicht alles auf einmal
● Bestehendes Übergewicht nicht durch Crash-Diäten verändern. Besser ist es langsamer und dafür dauerhafter abzunehmen  
● Ballaststoffreich essen: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Rohkost, Salat
● Täglich ballaststoffreiche Kohlehydrate wie Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte essen 
● Täglich 30 g Nüsse (ohne Zusätze) knabbern
● Drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst, ohne Zusätze täglich
● Fettreiches wie Sahne, Speck, Wurst und Käse gegen fettfreundliche Alternativen tauschen
● Mindestens 1,5 bis 2 Liter kalorienfreie Getränke jeden Tag wählen 
● Alkoholgenuss in Maßen, nach Rücksprache mit dem Diabetes behandelnden Arzt

 

Erste Anlaufstelle ist deshalb die Arztpraxis. Im Rahmen der Disease Management Programme (DMP) werden in Arztpraxen oder diabetologischen Schwerpunktpraxen entsprechende Schulungen angeboten. Ebenso bieten Diabetes-Selbsthilfegruppen aktive Hilfe an. Außerdem gibt es, beispielsweise von den Diabetes-Landesverbänden, Vorträge und Workshops. Mittlerweile werden auch digitale Formate wie Praxisseminare für Menschen mit Diabetes angeboten. Fachmagazine wie der Diabetiker Ratgeber aus der Apotheke und das Diabetes Journal, Bücher oder Podcasts helfen aktiv dabei, den Diabetes in all seinen Facetten besser zu verstehen.

Insulin spritzen ist meist nicht nötig 

Die Angst vor der Insulinspritze schwebt gedanklich oft mit, wenn die Diagnose des Typ-2-Diabetes gestellt wird. Doch in den meisten Fällen ist Spritzen (zunächst einmal) nicht nötig. Es lässt sich einiges über die Feinjustierung des Lebensstils verändern. Deshalb wird Typ-2-Diabetes auch gerne als Lifestyle Diabetes bezeichnet.

Dabei spielen Alltagsbewegung, Nichtrauchen sowie bewusstes Essen und Trinken eine zentrale Rolle. Meistens wird mit dieser Therapie gestartet oder es kommen zunächst orale Diabetes-Medikamente dazu. Die meisten Betroffenen hören dabei von den Ärzten, dass sie abnehmen sollen. Bereits ein Verlust von zehn Prozent des Ausgangsgewichts kann aktiv dazu beitragen, dass sich Blutzuckerwerte deutlich verbessern.

Kleine Schritte führen schneller und erfolgreicher zum Ziel.

Wichtig ist es jetzt nicht alles auf einmal verändern zu wollen. Das wird auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt sein.

Keine Angst vorm Verlassen der Komfortzone  
Veränderungen bringen Erfolge. Nur leider sind sie auch mit Arbeit, Durchhaltevermögen und Disziplin verbunden. Aber es lohnt sich. Denn wer ein aktiveres Leben mit seinem Diabetes führt, ein paar Kilos abnimmt und auch beim Essen gesünder auswählt, wird sich sehr schnell deutlich fitter und gesünder fühlen. Und auch die Blutzuckerwerte danken es und wandern wieder in Richtung grünem Bereich. Erklären Sie, dass es rund sechs Wochen dauert, bis sich Kopf und Herz an neue Dinge gewöhnt haben und sie in Fleisch und Blut übergehen.

Jeder in der Familie kann mitessen

Eine Extrawurst bei Diabetes zu kochen ist Schnee von gestern. Essen für Menschen mit Diabetes ist so gesund und abwechslungsreich, dass jeder in der Familie mitessen kann. Eintöpfe, Aufläufe, Pastagerichte oder Bolognese, Frikadellen und vieles mehr sind auch bei Diabetes möglich. Es kommt auf Menge, Zutaten und Zubereitung an: Braten ist zum Beispiel besser als Frittieren. Alternativ bieten sich Backofen, Wok und Heißluftfritteuse an.

Essen bei Diabetes ist abwechslungsreich, fettfreundlich, gespickt mit viel Gemüse und Salat.

Gemüse und Salat sollten zu jeder Hauptmahlzeit dazu gehören. Dazu ein bis zwei Portionen frisches Obst sowie öfter mal Hülsenfrüchte. Beliebt sind hier zum Beispiel Linsen- oder Erbseneintopf mit viel Gemüse. Dafür bleiben der Speck und Extrafett aus dem Topf und es gibt zum Beispiel Geflügel- oder Veggie-Würstchen. Die können inzwischen geschmacklich mit herkömmlichen Bockwürstchen mithalten.

Bei Brot und Brötchen empfiehlt es sich die Körnervarianten zu wählen. Getreide wie Haferflocken gerne als kernige oder mit Kleie. Milch und Milchprodukte bieten sich mit Fettgehalten bis zwei Prozent an. Am besten ohne Zusätze. Etwas frisch geschnittenes Obst oder ein Klecks Marmelade mit weniger Zucker verwandelt zum Beispiel den fettarmen, griechischen Naturjoghurt in ein leckeres Dessert. Wer keine herkömmlichen Milchprodukte verträgt, kann vegane Alternativen ohne Zuckerzusatz verwenden. Auch ein paar Nüsse zum Knabbern sollten es täglich sein. Eine Menge von 30 Gramm wird von den Fachgesellschaften täglich empfohlen.   

Weißes Fleisch statt Rind und Schwein

Mittlerweile ist bekannt, dass rotes Fleisch und Wurstprodukte das Risiko für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes erhöhen. Auch bei bereits bestehendem Diabetes wird abgeraten zu viel davon zu essen. Wer gerne solche Produkte isst, muss aber nicht komplett darauf verzichten. Allerdings empfehlen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Mengen bewusst niedrig zu halten. Praktisch empfiehlt es sich deshalb mindestens drei bis vier Tage in der Woche bevorzugt vegetarisch zu essen.


Tipps zu veganer und vegetarischer Ernährung bei Diabetes mellitus
Unsere Autorin Frau Metternich von Wolff gibt in Ihrem aktuellen Vortrag Praxistipps und Hintergrundinformationen rund um das Thema pflanzliche Ernährung bei Diabetes mellitus. 
 

An einem bis zwei Tagen in der Woche bietet sich Fisch wie Makrele, Lachs, Hering oder Thunfisch sowie Seelachs und Kabeljau an. Fette Fische liefern lebenswichtige, gesunde Fette. Allen voran Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Der Körper kann sie nicht selbst herstellen und ist auf Lebensmittel angewiesen, die diese Fette enthalten. Dazu zählen neben fetten Seefischen Pflanzenöle wie Raps- und Olivenöl, für die kalte Zubereitung Lein- oder Walnussöl sowie Nüsse. Neben Fisch empfiehlt sich zudem statt rotem, besser weißes Fleisch, also Geflügel.


Bewusste Planung statt Verbote
Bei sämtlichen Empfehlungen ist es wichtig, persönliche Vorlieben bei der Essenplanung zu berücksichtigen. Gehören beispielsweise Pommes Frites oder ein Steak zu den Leibgerichten, sind sie jetzt nicht tabu. Viel besser ist es sie bewusst ab und zu einzuplanen. Wenn es im Anschluss einen Verdauungsspaziergang gibt, umso besser.      

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