Blauer Rittersporn
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Giftpflanzen

BLAUES WUNDER

Rittersporne faszinieren durch ihre Blautöne. Sie gehören zu den

Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) und damit wie viele andere

Vertreter dieser Familie zu den einheimischen Giftpflanzen.

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Die giftigsten Rittersporne, die bei uns vorkommen, sind der Feld- Rittersporn (Consolida regalis S. F. Gray), der Garten- Feldrittersporn (Consolida ajacis L.) und der Hohe Rittersporn (Delphinium elatum L.). Während die ersten beiden einjährigen Rittersporn- Arten der Gattung Consolida zugeordnet werden, wird der mehrjährige Hohe Rittersporn in die Gattung Delphinium gestellt. Letzterer ist unter den drei Arten der giftigste Vertreter.

Imposante Delphinium-Art Der Hohe Rittersporn ist eine ausdauernde Pflanze, die in den Ostalpen, den Karpaten bis nach Asien vorkommt, wo er Höhenlagen bis 2000 Meter besiedelt. Seine Hybriden mit ihren intensiv leuchtenden Blüten sind bei uns in vielen Gärten ab Juni zu bewundern. Sie sind auch unter dem Namen Garten-Rittersporn bekannt, was aber zur Verwirrung führen kann, da so auch Consolida ajacis L., der Garten-Feldrittersporn aus der Consolida-Gattung bezeichnet wird. Der aufrecht wachsende Hohe Rittersporn wird bis zu zwei Meter hoch und durch seine majestätische Gestalt schnell zum Blickfang im Staudenbeet. Der Artname elatum (lat. elatus = hoch) verweist auf seine eindrucksvolle Wuchshöhe. An seinem hoch aufragenden, zerstreut behaarten Stängeln sitzen wechselständig frischgrüne, langgestielte Blätter. Sie sind – wie für die Hahnenfußgewächse typisch – handförmig und tief geteilt (drei- bis siebenfach).

Prächtige Blütenstände Die Blüten des Hohen Rittersporns sind gestielt und stehen in dichten endständigen Trauben. Meist blühen sie in verschiedenen Blautönen, inzwischen sind aber auch viele Zuchtsorten in weiß, rosa, violett, creme und rot erhältlich. Von den fünf gefärbten Kelchblättern sind die unteren vier eiförmig. Das obere hat einen langen an der Spitze abwärts gebogenen Sporn, der an die Sporen des Fußpanzers der Ritterrüstungen erinnert und daher zur deutschen Bezeichnung Rittersporn geführt hat. Die geschlossene Knospe des Rittersporns ähnelt wiederum einem Delphin, worauf sich der Gattungsname Delphinium bezieht.

Anspruchsvolle Zierpflanze Die Gartenprachtstaude besitzt ein kräftiges Rhizom, mit dem sie sich fest im Boden verankert und für ständige Wasser- und Nährstoffzufuhr sorgt. Trockenheit verträgt das Hahnenfußgewächs nicht. Der Hohe Rittersporn ist anspruchsvoll und benötigt einen durchlässigen, humösen, nährstoffreichen Boden. Obwohl die Pflanze es am Boden eher kühl und frisch schätzt, braucht sie einen sonnigen und windgeschützten Standort.

Consolida-Arten Ebenso wächst in Deutschland der einjährige bis zu 50 Zentimeter hohe Feld- oder Acker- Rittersporn (Consolida regalis S. F. Gray). Der Feld-Rittersporn ist mit den Delphinium-Arten nahe verwandt und seine Blätter und Blüten ähneln Delphinium elatum L. sehr. Der Feld-Rittersporn ist aber weniger giftig als der Hohe Rittersporn und unterscheidet sich in der Anzahl der Fruchtblätter. Während Delphinium- Arten drei Fruchtblätter und somit auch dreiteilige Früchte aufweisen, sind bei den Consolida-Arten die Früchte einteilig und werden nur aus einem Fruchtblatt gebildet.

Als Zierpflanze im Garten findet man Consolida regalis S. F. Gray nur gelegentlich. Er wächst vielmehr an Feldrainen auf kalkhaltigen, lehmigen Böden in voller Sonne. Durch die intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen ist er inzwischen aber sehr selten geworden und wird auf der Roten Liste der bedrohten Arten als gefährdet eingestuft. Im Staudenbeet trifft man hingegen den aus dem Mittelmeergebiet stammenden bis zu einem Meter hohen Garten-Feldrittersporn (Consolida ajacis L.). Im Unterschied zum Feld- Rittersporn hat der Garten-Feldrittersporn deutlich größere Blüten und eine höhere Anzahl von Blüten im Blütenstand. Die Toxizität entspricht dem des Hohen Rittersporns.

Früheres Heilmittel Der Gattungsname deutet auf die einstige arzneiliche Verwendung von Consolida regalis S. F. Gray (lat. consolidare = zuwachsen, heilen). Die Volksmedizin hat die Blüten und Blätter der Pflanze früher als schwaches Diuretikum und als ein Mittel gegen Würmer eingesetzt. Zudem war ein alkoholischer Extrakt der Samen ein beliebtes Hausmittel gegen Läuse. Heute werden die blauen Blüten nur noch als Schmuckdroge in Teemischungen zugefügt.

Aconitähnliche Giftwirkung Alle Rittersporne enthalten in sämtlichen Pflanzenteilen, vor allem in den Samen, Diterpen- und Nor-Diterpen- Alkaloide (z. B. Delcosin, Delsonin und Lycoctonin), die als Neurotoxine beziehungsweise neuromuskuläre Gifte wirken. Diese giftigen Alkaloide kommen in deutlich höherer Konzentration auch im Blauen Eisenhut (Aconitum napellus L.) vor, der als giftigste Pflanze Deutschlands gilt.

Die Vergiftungserscheinungen der Rittersporne sind daher denen des Eisenhuts sehr ähnlich, treten aber in abgeschwächter Form auf. Zunächst wirken die Alkaloide zentral anregend, später dann lähmend auf die Nervenbahnen. Es kommt zu Kribbeln und Brennen in Mund und Rachen sowie an Finger und Zehen, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen, Krämpfen, Erregungszuständen und schließlich zur Atemlähmung.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 01/17 ab Seite 84.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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