ältere Frau verliert einzelne Teile ihres Kopfes© stefanamer / iStock / Getty Images Plus
Bei Menschen, die unter Alzheimer leiden, bauen sich wichtige Hirnzellen ab. Der sogenannte „Fastball-Test“ soll dabei helfen, den Gehirnschwund frühzeitig zu erkennen.

Alzheimer-Demenz

NEUES VERFAHREN KÖNNTE ALZHEIMER-DIAGNOSE VERBESSERN

Trotz großer Fortschritte in der Medizin, lassen sich manche Krankheiten noch immer nicht heilen – dazu zählt auch Morbus Alzheimer. Umso wichtiger ist es daher, den Gehirnschwund frühzeitig zu erkennen. Der „Fastball“-Test scheint der Schlüssel dazu zu sein.

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Jeder vergisst mal etwas – aber wie sieht es aus, wenn man für die Bewältigung seines Alltages Merkzettel benötigt? Bei genügend Eigenreflexion und Krankheitseinsicht suchen sich Betroffene zu diesem Zeitpunkt ärztlichen Rat – manchmal erst, wenn das persönliche Umfeld dazu drängt. Doch dann ist der Abbau wichtiger Hirnzellen bereits in vollem Gange. Schuld tragen zumeist fehlgefaltete Amyloid- und Tau-Proteine, die sich im Gehirn ansammeln. Dann bleibt nur noch zu retten, was geht. 

In der Regel beinhaltet die Diagnosefindung mehrere Verfahren: Gedächtnistests, der bekannte Uhrentest, bei dem eine Uhr mit unterschiedlichen Zifferblättern gezeichnet wird, mentale Aufgaben sowie Befragungen. Hinzu kommen bildgebende Verfahren zur Darstellung des Gehirns. All diese Werkzeuge setzen bereits bemerkbare Ausfälle voraus – wertvolle Hirnsubstanz ist dann bereits verloren gegangen. Da bestehende Therapien den Krankheitsverlauf, wenn überhaupt, nur verzögern können, ist es umso wichtiger, frühzeitig damit zu beginnen.
 

Neuer Ansatz zur Früherkennung

Bisher bemüht sich die Forschung um Biomarker, die eine Demenz frühzeitig mit Hilfe einer Blutprobe erkennen lassen. Doch durchgesetzt hat sich noch keiner. George Stothart von der University of Bath und sein Team setzen auf eine andere Methode. Der von ihnen „Fastball“ genannte Test ist leicht durchführbar und dauert nur wenige Minuten – mit wenig aktiver Mithilfe der Patienten, einem Laptop/PC und einer Elektrodenklappe zur Ableitung der Hirnströme kann er in jeder Praxis oder sogar beim Betroffenen zuhause durchgeführt werden. Nach dem Anlegen der Elektrodenklappe werden dem Betroffenen in drei Testdurchläufen Bilder von Alltagsobjekten gezeigt, wobei sich manche wiederholen. Um die Konzentration dabei aufrecht zu erhalten, muss die Testperson eine Taste drücken, sobald sich ein Markierungskreuz in der Bildmitte rot umfärbt. „Die Testperson muss den Test nicht verstehen oder viel tun“, erklärt Stothart. „Allein durch die Art und Weise, wie ihr Gehirn auf die Bilder reagiert, können wir schon viel darüber lernen, was ihr Gehirn leisten kann oder aber nicht mehr.“ 
 

Die EEG-Kurven geben Auskunft über den Zustand des Gehirns

An den abgeleiteten Hirnströmen lässt sich erkennen, ob die Testperson ein Objekt, das sich in der Bildabfolge wiederholt hat, auch wiedererkennt – ob also ihr Gedächtnis noch funktioniert. „Neuropsychologische und bildgebende Verfahren deuten darauf hin, dass das unbewusste Erinnern und das Erkennen von Bekanntem von Hirnregionen abhängig sind, die besonders früh von der Alzheimer-Erkrankung betroffen sind: dem Hippocampus und dem perirhinalen Cortex“, erklären die Forscher. „Wir erwarten, dass Patienten mit Alzheimer daher eine verringerte Leistung bei der erkennenden Erinnerung zeigen. Während solche Veränderungen in Verhaltenstests nicht erfasst würden, ist Fastball für diese Defizite sensitiv.“ Da sich eine Testperson nicht bewusst ist, dass sie die Wiederholungen vergessen hat, können die Veränderungen im EEG (Elektroenzephalografie) frühzeitig Hinweise darauf liefern. 

In einer kleinen Pilotstudie mit 20 Alzheimer-Patienten in einem frühen Stadium und einer Kontrollgruppe gesunder Probanden unterschiedlichen Alters zeigte der Fastball-Test eine Trefferquote von 86 Prozent. Wohingegen klassische Testverfahren zu rund 63 Prozent richtig lagen. Das Forscherteam erhofft sich, dass Diagnosen künftig bis zu fünf Jahre früher gestellt werden können. „Das Fernziel für Diagnosehilfen wie diese wäre es, Alzheimer und andere Demenzen schon im mittleren Alter lange vor Auftreten der Symptome nachweisen zu können“, sagt Stothart. „Noch sind wir davon sehr weit entfernt, aber unser Test ist ein kleiner Schritt in diese Richtung.“

Quelle: www.wissenschaft.de

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