Arthrose und Gelenkschmerzen
PTA-Fortbildung

Irreparabler Verschleiß

Arthrose ist nicht heilbar, da Schäden an Knorpel und Knochen nicht rückgängig gemacht werden können. Der Verlauf der Erkrankung lässt sich aber mit einer frühzeitigen Therapie positiv beeinflussen.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. April 2020

Typische Gelenkveränderungen Hauptsächlich sind die Gelenke von Hüfte (Coxarthrose) und Knie (Gonarthrose) geschädigt. Arthrose kann prinzipiell aber alle kleinen und großen Gelenke betreffen, vor allem die, die ständig beansprucht werden oder großem Druck ausgesetzt sind. Daher sind häufig auch die Gelenke der Wirbelsäule (Spondylarthrose oder Facettengelenksarthrose), Schulter (Omarthrose) und Finger (Polyfingerarthrose) anfällig für Knorpelverlust. Die typische Symptomatik einer Gonarthrose zeigt sich vor allem beim Abwärtsgehen beziehungsweise Absteigen von Treppen.

Zudem wird das Gelenk zunehmend instabil. Etwa 20 bis 40 Prozent der 60-Jährigen sind von einem Gelenkverschleiß der Knie betroffen. Das Risiko für Kniegelenksarthrosen steigt mit zunehmendem Alter, bei ausgeprägten Kniebelastungen (z. B. beim Sport, im Beruf) und starkem Übergewicht. Körperfett spielt im Krankheitsgeschehen eine zentrale Rolle. Es überlastet nicht nur mechanisch das Knie, sondern setzt auch entzündungsfördernde und knorpelschädigende Prozesse in Gang. Daher empfiehlt die aktuelle Leitlinie zur Gonarthrose-Therapie eine Gewichtskontrolle als Basismaßnahme. Die Coxarthrose ist durch zunehmenden Verlust des Bewegungsumfangs gekennzeichnet. Die Schmerzen werden häufig in der Leistengegend wahrgenommen und können bis ins Knie ausstrahlen.

Zu Beschwerden kommt es typischerweise beim Gehen auf unebenem Boden sowie beim Bergaufgehen und Treppensteigen. Etwa fünf Prozent der Menschen über 60 Jahre leiden an einer Coxarthrose, wobei mehr Frauen als Männer betroffen sind. Ursache dafür sind zum einen die bei ihnen häufiger vorkommenden ursächlichen Hüftdysplasien. Zum anderen baut sich beim weiblichen Geschlecht in den Wechseljahren der Gelenkknorpel beschleunigt ab. Bei der Entwicklung von Fingerpolyarthrosen spielen neben dem Alter, Überlastungen oder einem erhöhten BMI vor allem genetische und hormonelle Ursachen eine Rolle. So treten die Abnutzungserscheinungen familiär gehäuft auf und kommen bei Frauen nach den Wechseljahren häufiger als bei Männern vor.

Bei den Fingern bereiten vor allem das Daumensattelgelenk (Rhizarthrose) und die Fingerendgelenke, in geringerem Maße auch die Fingermittelgelenke Beschwerden. Knotige Verdickungen an den Endgelenken werden als Heberden- Knoten, die der Mittelgelenke als Bouchard-Knoten bezeichnet. Häufig kommt es zu entzündlichen Schüben, die dem Bild einer rheumatoiden Arthritis ähneln. Schwellungen, Deformierungen und Achsenabweichungen sind häufige Folgen.

GESCHWOLLENE GELENKE

Geschwollene Gelenke können viele Ursachen haben. Nicht immer liegt eine Arthrose vor. Ein Gelenkerguss mit Gelenkschmerzen kann auch durch eine rheumatoide Arthritis ausgelöst sein. Beide Erkrankungen – sowohl eine Arthrose als auch eine Arthritis – sind dem Rheumatischen Formenkreis zuzuordnen und gehen phasenweise mit einem Entzündungsgeschehen einher, das durch Gelenkschwellungen sichtbar wird und in einer Gelenkzerstörung enden kann. Trotz eines ähnlichen Beschwerdebildes liegen beiden Erkrankungen aber unterschiedliche Ursachen zugrunde.

So ist die Arthrose primär eine degenerative Erkrankung, bei der es durch jahrelange Über- und Fehlbelastung zu einem Verschleiß der Gelenke kommt. Eine rheumatoide Arthritis wird hingegen hauptsächlich durch infektiöse oder immunologische Prozesse (z. B. Folge einer Autoimmunerkrankung) verursacht. Während sich bei einer aktivierten Arthrose meist nur in einem Gelenk ein Erguss bildet, sind bei der rheumatoiden Arthritis häufig zwei oder mehrere Gelenke gleichzeitig geschwollen (häufig kleine Gelenke wie die Fingergrundgelenke).

Zudem schmerzen bei einer Arthritis die entzündeten Gelenke – im Gegensatz zur Arthrose – von Beginn an bereits in Ruhe und nachts und der Patient leidet meist an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Schmerzende Gelenkschwellungen sind ebenfalls bei der Gicht, einer chronischen Stoffwechselkrankheit, die durch eine erhöhte Harnsäure- Konzentration im Blut (Hyperurikämie) ausgelöst wird, möglich. Man spricht dann von einer Gichtarthritis. Dabei lagern sich überschüssige Harnsäurekristalle in den Gelenken ab, die im Rahmen eines akuten Gichtanfalls ausgeprägte lokale Entzündungen und Schwellungen mit massiver Schmerzsymptomatik verursachen.

Meist ist nur ein Gelenk betroffen (Monoarthritis), wobei häufige Lokalisationen das Großzehengrund- und das Ellenbogengelenk sind. Vor allem bei der Erstmanifestation handelt es sich häufig um einen Anfall am Großzehengrundgelenk. Ferner können Gelenkschwellungen auch eine Begleiterscheinung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sein. Viele der Patienten leiden unter gesundheitlichen Problemen, die nicht vom Darm, sondern von anderen Organen ausgehen. Dazu zählen beispielsweise neben Schwellungen in den Gelenken auch Haut- und Schleimhautveränderungen oder Augenentzündungen.

Leitsymptome Schmerz und Funktionsverlust Zu den frühen Symptomen einer Arthrose zählt der Anlaufschmerz. Dabei fühlen sich die Gelenke nach einer längeren Ruhephase (z. B. Nachtruhe, lange Autofahrten) steif an oder sie schmerzen leicht bei den ersten Schritten nach dem Aufstehen. Typischerweise bessert sich die Problematik durch Bewegung und geht spätestens nach 30 Minuten wieder vorüber. Im weiteren Verlauf der Erkrankung klagen Betroffene über Ermüdungs- oder Belastungsschmerzen, die nach einer größeren Belastung (z. B. Wanderung) auftreten. Arthrosepatienten sind auch meist wetterfühlig, vor allem verstärkt Kälte die Beschwerden.

Charakteristisch sind zudem knirschende und knackende Geräusche (Krepitationen) beim Bewegen der Gelenke. Weitere Zeichen einer fortgeschrittenen Arthrose sind eine Einschränkung des Bewegungsumfangs der betroffenen Gelenke mit Funktionseinschränkungen. Zudem können die Schmerzen nun permanent – auch in Ruhe – auftreten. Diese Symptomatik kann über Jahre hinweg anhalten und sich immer wieder mit beschwerdefreien Phasen abwechseln. Später im weit fortgeschrittenen Stadium stellen sich ausgeprägte arthrotische Gelenkveränderungen ein, die mit Schwellungen, Deformierungen und Fehlstellungen sowie irreversiblen Funktionseinschränkungen, Dauerschmerz und Gelenkversteifungen einhergehen.

Späte Diagnose Es besteht kein direkter Zusammenhang zwischen den empfundenen Schmerzen und dem Grad der Erkrankung. Da die Gelenkabnutzung schleichend und zu Beginn meist unauffällig oder sporadisch mit nur leichter Symptomatik verläuft, registrieren viele Betroffene eine Arthrose erst sehr spät, manchmal sogar erst, wenn es schon zu deutlichen Umbauprozessen mit Knorpel- und Strukturverlust, Hypertrophie von Knochengewebe sowie Bewegungseinschränkungen gekommen ist.

Auch ordnen viele die sich einstellenden Erscheinungen häufig nicht gleich als Zeichen einer Arthrose ein, da sich die Beschwerden vermeintlich uncharakteristisch darstellen. Fehlende Schmerzrezeptoren im Knorpel tragen dazu bei, dass der Knorpelabrieb anfänglich nicht bemerkt wird. Die Synovialis ist hingegen innerviert und äußerst empfindlich. Sie reagiert bereits mit starken Schmerzen, selbst wenn sie nur mit kleinsten Knorpel- oder Knochenteilchen in Berührung kommt – dann sind allerdings die Strukturveränderungen schon im vollen Gange.

Gelenkspalt schwindet Die Diagnose Arthrose wird aufgrund der Symptomatik sowie den Ergebnissen des Sicht- und Tastbefundes des Arztes und der bildgebenden Verfahren gestellt. Die von den Betroffenen berichteten Beschwerden müssen dabei nicht mit dem Grad der Erkrankung beziehungsweise dem ärztlichen Befund korrelieren. Es ist sowohl möglich, dass sich im Röntgenbild nur ein geringer Gelenkschaden abbildet, der Betroffene aber über starke Schmerzen klagt. Genauso können die Untersuchungen auf deutliche Strukturveränderungen schließen lassen, auch wenn noch keine Gelenkbeschwerden vorhanden sind. Die Röntgenuntersuchung stellt den Goldstandard zur Diagnostik dar. Dabei gibt die Breite des Gelenkspalts einen indirekten Hinweis auf das Ausmaß des Knorpelschadens.

Je weiter die Arthrose fortschreitet, desto geringer ist der Gelenkspalt. Zudem können die Verdichtung des Knochens (subchondrale Sklerosierung), Osteophyten, Geröllzysten sowie Veränderungen der Gelenkstellung beziehungsweise Deformierungen des Gelenks erkannt werden. Eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) gibt Auskunft über den Zustand des Gelenkknorpels und der Synovialis. Arthrosespezifische Blutwerte gibt es nicht. Allerdings kann eine aktivierte Arthrose mit einem leicht erhöhten C-reaktiven Protein (CRP) einhergehen. Blutuntersuchungen mit der Bestimmung von Rheumafaktoren oder antinukleären Antikörpern (ANA) werden vielmehr zur Abgrenzung von anderen Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik herangezogen (z. B. rheumatoide Arthritis).

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