Arthrose und Gelenkschmerzen
PTA-Fortbildung

Irreparabler Verschleiß

Arthrose ist nicht heilbar, da Schäden an Knorpel und Knochen nicht rückgängig gemacht werden können. Der Verlauf der Erkrankung lässt sich aber mit einer frühzeitigen Therapie positiv beeinflussen.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. April 2020
Das Motto bei Arthrose lautet: viel bewegen – wenig belasten. © Wavebreakmedia / iStock / Getty Images

In Bewegung bleiben Als Reaktion auf die Beschwerden bewegen sich viele Arthrosepatienten weniger. Sie tun ihren Gelenken damit aber nichts Gutes. Ein Schonen der Gelenke unterstützt und beschleunigt vielmehr den Krankheitsverlauf. Fehlt es an regelmäßiger Bewegung, wird der notwendige Nährstofftransport in den Knorpel nicht mehr hinreichend gewährleistet, was die Degeneration des Knorpels weiter voranschreiten lässt. Zudem leiden angrenzende Strukturen, die für die Stabilität des Gelenks sorgen.

Die Muskelmasse nimmt ab, die Muskelfasern verkürzen und die Kapsel schrumpft, wodurch die Gelenke zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Ihre Beweglichkeit wird eingeschränkt und die Beschwerden verstärken sich. Überdies zieht eine Schonhaltung häufig eine Fehlbelastung anderer Gelenke und Bereiche des Bewegungsapparats nach sich. Damit wird die Problematik meist nicht nur verlagert, sondern intensiviert. Beispielsweise schmerzt bei einer Coxarthrose vielfach nicht nur die Hüfte. Eine komplexe Schmerzsymptomatik entwickelt sich, die auch Knie und Rücken miteinbezieht.

Gelenke entlasten Bewegung ist also das A und O in der Arthrosebehandlung und gilt als die wirksamste Maßnahme, um die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten und einem Fortschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken. Durch die Bewegung wird die Durchblutung der Synovialis gefördert und der Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt. Ein Baustein dabei ist gezielte Physiotherapie, die bereits in einem frühen Arthrosestadium sinnvoll ist. Mit ihr werden gelenkstabilisierende Muskeln aufgebaut, um den punktuellen Druck auf die Gelenkflächen zu reduzieren, sodass Gelenke Belastungen besser standhalten können. Zudem werden ergonomische Bewegungen erlernt, die vor allem Fehl- und Schonhaltungen korrigieren und damit einem weiteren Verschleiß vorbeugen.

Ergänzend kommen physikalische Maßnahmen wie Fango oder Kälte- und Wärmebehandlungen zum Einsatz. Wärme entspannt die verspannten Muskeln und entlastet zugleich beanspruchte Sehnen, was sich schmerzlindernd auswirkt. Ebenfalls fördert Wärme die Durchblutung in den Gelenken, was mit einer vermehrten Produktion von Gelenkflüssigkeit einhergeht, die zudem eine verbesserte Viskoelastizität aufweist. Somit gelangen mehr Nährstoffe in den Knorpel und die Gelenkflächen werden besser geschmiert. Wärme darf allerdings nie bei akuten Entzündungen eingesetzt werden. Im entzündlichen Intervall (aktivierte Arthrose) lindert hingegen Kälte die Schmerzen. Das Gelenk profitiert umso mehr, je weniger Gewicht auf ihm lastet. Daher wird übergewichtigen Patienten zur Gewichtsabnahme geraten. Dabei spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Sie sollte nicht nur kalorienreduziert sein. Arthrosepatienten sollten zudem auf eine antientzündliche Ernährungsweise achten.

Akupunktur kann bei Arthroseschmerzen durch Freisetzung schmerzlindernder Neurotransmitter für weniger Schmerzen sorgen.


Auch orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen, Gehhilfen, Bandagen und Orthesen können den Druck auf die Gelenke nehmen. Bei Fingergelenksarthrosen dienen beispielsweise Orthesen der Ruhigstellung, um Schmerzen zu lindern und Deformationen entgegenzuwirken. Eine Spondylarthrose kann von einem Stützkorsett profitieren, das die Wirbelsäule entlastet und stabilisiert. Bei einer Gonarthrose werden Kniebandagen eingesetzt, in die häufig Verstärkungen aus Metall oder Plastik eingearbeitet sind, um dem Knie Halt und Stütze bei gleichzeitiger Entlastung des Gelenks zu geben.

Gelenkschonender Sport Arthrosepatienten sollten nicht auf Sport verzichten. Zu den empfehlenswerten sportlichen Aktivitäten zählen beispielsweise Wandern, Nordic Walking, Skilanglauf, Radfahren, Yoga, Tai-Chi oder Wassergymnastik, da sie sich durch schonende Bewegungsabläufe auszeichnen. Zudem sind sie durch zyklische Be- und Entlastungsphasen gekennzeichnet, wodurch die Gelenke ausreichend entlastet und die Knorpelzellen angemessen ernährt werden. Um einen optimalen Effekt zu erzielen, sind die Bewegungen möglichst mit minimaler Belastung und Krafteinwirkung zu absolvieren. Ungeeignet sind hingegen viele Ballsportarten. Abrupte Stopps, schnelle Richtungswechsel oder Drehbewegungen und potenzielle Fremdeinwirkungen erhöhen die Verletzungsgefahr.

Gelenkverletzungen sind aber häufig Ursache von Arthrosen oder lassen einen vorhandenen Gelenkverschleiß schneller voranschreiten. Ungünstig sind zudem Sportarten, die die Gelenke belasten und damit auch schnell überlasten, was die Entstehung einer Arthrose häufig begünstigt. Beispielsweise kann intensives Joggen mit Knorpelschäden einhergehen, vor allem wenn der Sportler instabile Knie durch nicht hinreichend trainierte gelenknahe Muskulatur oder schwache Kreuz-und Außenbänder besitzt. Zudem erhöhen ungeeignetes Schuhwerk oder eine schlechte Lauftechnik die Stoßbelastung auf die Gelenke und erhöhen damit das Risiko für Verschleißerscheinungen.

AKUTE SPORTVERLETZUNGEN UND CHRONISCHE SPORTSCHÄDEN

Häufiger Beratungsfall in der Apotheke sind auch Gelenkbeschwerden und traumatische Gelenkschwellungen aufgrund von Sportunfällen. Dazu zählen beispielsweise Prellungen (Kontusionen), Verrenkungen (Luxationen) oder Verstauchungen (Distorsionen), die Entzündungen und Gelenkergüsse zur Folge haben. Starke Schmerzen und besonders ausgeprägte Schwellungen verursachen Bänder- oder Kapselrisse. Bildgebende Verfahren geben Auskunft über die genaue Art der Verletzung.

Zudem sind Überlastungsschäden beim Sport keine Seltenheit. Sie sind häufig auf Entzündungen von Sehnen und Schleimbeuteln und/ oder einer verkürzten Muskulatur zurückzuführen und können chronische Beschwerden auslösen. Bekannt ist beispielsweise das Runner’s knee, das Läuferknie, von dem etwa jeder vierte Läufer betroffen ist. Vor allem Langstrecken- und Marathonläufer leiden an dieser schmerzhaften Folge einer Über- oder Fehlbelastung, die Entzündungen und charakteristische Schmerzen im Knie auslösen. Zu Beginn schmerzen die Knie vor allem beim Bergablaufen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung ist dann aber auch normales Laufen und Gehen nicht mehr schmerzfrei möglich. Dasselbe gilt für Treppensteigen und Sitzen mit angewinkelten Beinen.

Auch der Tennissport ist für chronische Schäden an Schultern und Ellenbogen durch wiederkehrende Fehl- oder Überlastungen prädestiniert. Mechanische Stoß- und Vibrationsbelastungen beim Schlagen überlasten auf Dauer die Streckmuskeln und den Sehnenansatz der Muskeln am Ellenbogen. Folge ist ein „Tennisarm“, der äußerst schmerzhaft ist und die Beweglichkeit der Gelenke stark einschränkt. Eine falsche Schlagtechnik, ein zu schwerer Tennisschläger oder eine zu harte Bespannung können den Überlastungsschaden begünstigen. Die Problematik stellt sich auch beim Golfen, Bowling oder Fechten ein.

Weiterhin ist die „Schwimmerschulter“ ein bekannter, äußerst schmerzhafter Überlastungsschaden der Schultergelenke, der durch extreme Über-Kopf-Bewegungen der Arme beim Rückenschwimmen, Kraulen oder Delfinstil ausgelöst wird. Die Orthopädie verwendet den Begriff zudem für zahlreiche weitere schmerzhafte Beschwerden der Schulter, die beispielsweise durch Entzündungen der Schleimbeutel und Sehnen, Muskelverkürzungen, Halswirbelveränderungen oder durch ein Impingement-Syndrom (eingeklemmte Sehne zwischen Oberarmkopf und Schulterdach) entstehen. Außerdem können bei Schwimmern Kniebeschwerden (Brustschwimmerknie) aufgrund falscher Bewegungsabläufe beim Brustschwimmen oder eines zu intensiven Trainings mit Flossen auftreten.

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